„Frontalangriff auf den Umweltschutz“
Kritik an der rechtswidrigen Regierungsvorlage zur Umweltverträglichkeitsprüfung
Anfang des Monats hat die schwarz-blaue Regierung im Umweltausschuss einen Abänderungsantrag zum Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz eingebracht. Der WWF sieht darin einen inakzeptablen Schritt in Richtung „Orbanisierung des Umweltschutzes“.
Wieso hören Sie in der heutigen Folge von OpenUp.
Der Pressedienst der Parlamentsdirektion verlautete:
Im Zeichen der Verfahrensbeschleunigung steht eine Novelle des Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetzes, die am 4. Oktober vom Umweltausschuss mit den Stimmen der Regierungsparteien beschlossen wurde. „Unter voller Beibehaltung der ökologischen Standards können die UVP-Verfahren nun effizienter gestaltet werden“, unterstrich Bundesministerin Elisabeth Köstinger, während die Oppositionsparteien eine Einschränkung der Mitwirkungsrechte von Umweltorganisationen befürchteten und von Schikane sprachen.
Mit der Novelle zum Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz (UVP-G) (275 d.B.) wollen die Regierungsparteien nicht nur EU-Vorgaben umsetzen, dies etwa durch die Aufnahme neuer Prüfbereiche wie Klimawandel oder Flächenversiegelung, sondern vor allem auch einen Beitrag zur Verfahrensbeschleunigung leisten.
Dabei liegt es kaum an den Umweltorganisationen, dass sich Verfahren über Jahre in die Länge ziehen. Sie können schließlich erst aktiv werden, wenn der Projektwerber seine Unterlagen fertiggestellt hat und Gutachten der Behörde vorliegen. Beim Lobautunnel dauerte dies in der ersten Instanz dreieinhalb Jahre, in der zweiten Instanz waren es mehr als zwei Jahre.
Dieser Abänderungsantrag der Regierungsparteien sorgte seitens der Opposition in der Debatte für heftige Kritik. Demzufolge muss ein Verein als Voraussetzung für die Parteistellung in einem UVP-Verfahren mindestens 100 Mitglieder und ein Verband mindestens fünf Vereine umfassen. Darüber hinaus wird eine Liste der Mitglieder des Vereins mit Namen und Anschrift verlangt.
„Es geht um eine Einschränkung der Mitwirkungsrechte von Umweltschutzorganisationen an UVP-Verfahren“, stellte Klaus Uwe Feichtinger von der SPÖ in Richtung Regierungsparteien fest und meldete zudem massive Bedenken hinsichtlich Gleichheitsgrundsatz und Datenschutz an. „Hier werden rote Linien überschritten“, zeigte sich Bruno Rossmann, von der Liste PILZ, alarmiert und warf der Regierung vor, Wirtschaftsinteressen vor Umweltinteressen zu stellen. Von „Schikanen“ für NGOs sprach Karin Doppelbauer von den NEOS.
Auch VertreterInnen der Umweltorganisationen übten massive Kritik an den Plänen der Regierung. Wir haben dazu den Greenpeace-Sprecher Lukas Hammer und Wolfgang Rehm, den Sprecher der Umweltorganisation VIRUS interviewen können.
Hören Sie zuerst Lukas Hammer von Greenpeace: Greenpeace fordert Ministerin Köstinger auf, den UVP-Abänderungsantrag sofort zurückzunehmen, ihre Gesprächsverweigerung zu beenden und einen nationalen Krisengipfel zu Umwelt und Demokratie einzuberufen.
Die vor mehr als 20 Jahren unterzeichnete Aarhus-Konvention, die erst jetzt in heimisches Recht umgesetzt werden soll, räumt behördlich anerkannten Umweltschutzorganisationen ein Mitspracherecht bei der Genehmigung von Großprojekten ein. Doch dies soll durch den Abänderungsantrag der Regierung stark beschränkt werden. „Nun soll die Anerkennung und damit Parteistellung von Umweltschutzorganisationen zusätzlich davon abhängig gemacht werden, ob Vereine hundert Mitglieder nachweisen können. Die Qualität der Tätigkeit für den Schutz der Umwelt wie gesetzlich gefordert hängt überhaupt nicht von der Mitgliederzahl ab, eine derartige Regelung ist unsachlich und damit verfassungswidrig und hat die Anmutung einer orbanesken Schikane“ sagt Wolfgang Rehm, Sprecher der Umweltorganisation VIRUS.
Interviewpartner:
Lukas Hammer, Greenpeace-Sprecher
Wolfgang Rehm, Sprecher der Umweltorganisation VIRUS
https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wien/stadtpolitik/993463_Verfahren-verschleppt.html
https://derstandard.at/2000089434085/UVP-NovelleEinschraenkung-von-NGOs-laut-Gutachten-rechtswidrig
Die Musik „Die Another Day“ der Band EverStoned wurde der Open Source – Musik-Plattform Jamendo unter CC-Lizenz (by-nc-nd) entnommen.
Unsere Signation ist unter CC-Lizenz folgendem Titel entnommen: „Coolman“ aus dem Album „Kogani“ der Formation Suerte.
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