Folge 27: Fusion-Jazz trifft City Pop

01.03.2025

Wir reden häufig von „City Pop“, aber tatsächlich wurde dieses Genre und dieser Begriff im Nachhinein von der westlichen Rezeption bestimmt, viel später als zur eigentlichen Entstehungszeit. In Japan wurde diese Musik einfach als „Nyū Myūjikku“ (ニューミュージック), also New Music, bezeichnet oder allgemein als Rock und Pop kategorisiert. Diese Musik hatte einen besonderen urbanen und westlichen „Appeal“. Erst später wurde sie zunehmend als „City Pops“, im Plural, bekannt.
Diese musikalische Entwicklung entsprach einem tiefgreifenden kulturellen, gesellschaftlichen und natürlich auch künstlerischen Umbruch im modernen Nachkriegsjapan, das zwischen den 1970er und 1980er Jahren eine fast beispiellose wirtschaftliche Entwicklung erlebte. Es brachte Wohlstand, Konsumkultur und eine neue urbane Identität hervor, die sich auch in der Musik manifestierte.

Im Gegensatz dazu war der Begriff „Jazz Fusion“ bereits etabliert und geprägt und genoss einen unerwarteten Erfolg im Land der aufgehenden Sonne. Dies machte Jazz Fusion in Japan viel mehr zum Massenphänomen als im Westen, wo grundlegende Namen wie Chick Corea, Miles Davis, Weather Report und Billy Cobham eher eine Nische ansprachen und kaum Hit-Parade-Ambitionen hegten. Künstler wie Casiopea, T-Square und Masayoshi Takanaka erreichten in Japan Charterfolge, von denen vergleichbare westliche Fusion-Bands nur träumen konnten.
In Japan wurde der geschmeidige Jazz-Fusion-Stil zu einer festen Eigenschaft eines neuen Pop-Stils, der versuchte, die Großstadt musikalisch zu erzählen und nach US-amerikanischem Vorbild einen neuen und polierteren Sound zu schaffen. Dabei spielten auch technologische Entwicklungen wie fortschrittliche Synthesizer, präzisere Aufnahmetechniken und die Etablierung des CD-Formats eine entscheidende Rolle für den charakteristischen, audiophilen Klang. Daraus entstanden aber auch die skurrilsten und lustigsten Vermischungen zwischen Genres, die man sich im Westen nie getraut hätte. Die nahtlose Integration von Funk, Disco, AOR (Adult Oriented Rock), Bossa Nova und traditionellen japanischen Melodiestrukturen schuf eine einzigartige Klanglandschaft. Japanisches Jazz-Fusion muss man daher in beiden Sinnen verstehen – als Jazz-Fusion im westlichen Sinne und als tatsächliche musikalische Vermischung verschiedener Stile, die in einer originalen (und für das westliche Ohr auch mal bizarre) Art und Weise künstlerischen Anspruch und kommerziellen Erfolg gleichzeitig verfolgte.

Playlist:
1) SPECTRUM – MOTION [1978, Album: „OPTICAL SUNRISE“];
2) SADISTICS – Medley 眠れる海の男たち • NEMURERU UMI NO OTOKOTACHI ÉO VANDES ~ RIO DE JANEIRO ~ SOFT SEA SAILING ~ KOOLA [1977, Album: „SADISTICS“]
3) CASIOPEA – FABBYDABBY [1983, Album: „JIVE JIVE“];
4) TOMOKO ARAN • 亜蘭知子 – E☆SPY [1984, Album: „MORE RELAX“];
5) NORIKI – RAG BOX [1983, Album: „NORIKI“];
6) TOSHIYUKI HONDA • 本多俊之 – HEART ON THE HIGHWAY [1980, Album: „EASY BREATHING“];
7) KIMIKO KASAI • 笠井紀美子 – VERY SPECIAL MOMENT [1977, Album: „TOKYO SPECIAL • 東京スペシャル“];
8) JUN FUKAMACHI • 深町純 – DEPARTURE IN THE DARK [1978, Album: „ON THE MOVE“];
9) NANIWA EXPRESS – FIELD ATHLETOR [1982, Album: „NO FUSE“];
10) TOSHIKI KADOMATSU • 角松敏生 – SEA LINE "RIE" [1987, Album: „SEA IS A LADY“];
11) TAEKO OHNUKI • 大貫妙子 – FURIKO NO YAGI • 振子の山羊 [1977, Album: „SUNSHOWER“].

Sendereihe

Sound of the City – City Pop aus Japan

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Orange 94.0

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