Buchbesprechung: Eine Frau sein ist kein Sport von Christine Nöstlinger
Wenn Cover die Push-Ups der Stories sind, dann ist dieses Cover ein Runterzieher. Das Cover zeigt die untere Hälfte junger, barfüßiger Frauenbeine, die in Highheels stecken. Diese Beine liegen auf dem Boden, denn die Klappe des Geschirrspülers hat, die zu den Beinen gehörige Frau, niedergetreckt. Ein böser, erschlagender Haushaltsunfall also. Da sagt der Titel ganz schelmisch in frecher Schrift: Eine Frau sein ist kein Sport. Siehste.
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Christine Nöstlinger hat auf 240 Seiten Glossen veröffentlicht, damit wir ein Hausbuch für alle Lebenslagen haben.
Humorvoll-bissig sei das, sagt der Residenz Verlag, witzig-ironisch sagt der Residenz Verlag. Aber ich habe nicht ein einziges Mal gelacht, und ich bin als Leserin leicht zu erheitern. Wie hat das die wunderbare Kinderbuchautorin nur geschafft mich so unamüsiert zurück zu lassen?
Die 75 jährige schreibt im Klappentext. „Eine Frau sein ist keine Sport, schon gar nicht olympisch, aber oft schweißtreibend genug. Es verlangt vie Ausdauer, dabei gibt es auch bei Spitzenleidstungen nicht vielmehr zu gewinnen als den sprichwörtlichen Blumentopf. Im dauerlauf zwischen Haushalt, und Beziehungskisten, zwischen Eheleben und Kindererziehung kann einem schon mamachmal die Luft ausgehen, die frau zum Lachen bräuchte.“
Ich lese das mehrmals, denn ich suche den Arbeitstag, der ja auch mal anstrengend ist, der aber auch oft viel mehr als Blumentöpfe als Gewinn darstellt. Nichts da.
Es ist alles mit reichlich Augenzwinkern geschrieben und in einer lockeren einfachen Sprache, das sich die Geschichten leicht weglesen. Das Terrain ist überschaubar Kinder, Küche, Katastrophen. Und es gibt reichlich Tipps und Tricks. Der Verlag sagt: Trost und Rat.
Die Leserin will aber keinen Trost! Sie will etwas von Christine Nöstlinger anderen Leben wissen. Nämlich wie es ihr in Verlagen, auf Buchmessen bei geselligen Talkrunden ging. Als selbstständige Frau, die sehr erfolgreich ist in dem was sie tut. Wie sind denn dort die Rollen verteilt?
Dieser Alltag ist doch erzählenswert. Wo sind denn diese Erfahrungen und ein paar Anekdoten daraus hin? Warum ist denn der Erfahrungsschatz von der Schriftstellerin so unsichtbar in diesem Buch? Frau Nöstlinger enthält mir etwas vor und quält mich durch ein Hausfrauenleben das klischeehaft und nicht gleichberechtigt erscheint. Prä-emazipatorisch wirkt dieser Alltag. Düster. Und die Leserin soll das lustig finden. Das Christine Nöstlinger viel Zeit ihres Lebens in sehr benachteiligten Rollenverhältnissen gelebt hat, macht sie selbst in dem Text „Emanzipationsmutmacher“ klar. Sie schreibt, das sie ob der Langsamkeit der Gleichberechtigungsentwicklung schon manchmal deprimiert ist. Dann sieht sie einen alten Film im ORF (aus den 50er), wo ein blondes Frauchen ohne ihren Mann wirklich nichts zustande bringen würde und dann ist Frau Nöstlinger wieder froh. Denn wenn man sich das ansieht, dann ist es doch jetzt viel besser geworden. Mit der Rolle der Frau. Auch die Schriftstellerin sagt zu sich: Hut ab, ich bin auch weitergekommen.“
Und jetz wäre es doch so schön zu lesen, wie sie das geschafft hat. Wie sie weitergekommen ist und ob nicht ihre Arbeit einen großen Teil dazu beigetragen hat gleichberechtigt zu sein. Den Verzicht auf diesen Teil des Alltags von Frau Nöstlinger empfinde ich als unauthentisch und sehr beschränkt. Schade.Schlußendlich möchte ich keiner die Lektüre des Buches empfehlen. Wegen des blöden Covers, wegen den Klischee-reproduzierenden Texten, wegen der Einseitigkeit, wegen der fehlenden Zeitmäßigkeit und am meisten, weil ich keinerlei Erkenntnisgewinn darin entdecken kann.
Christine Nöstlinger
Eine Frau sein ist kein Sport – Das Hausbuch für alle Lebenslagen
240 Seiten Format 140×220 Hardcover, EUR 21,90 / sFr 31,90
Residenz Verlag, Erschienen am 31. August 2011.
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