Zum 1.Mai: „Das Proletariat“
– Von der Karriere des rechtlosen Lohnarbeiters zum mit Rechten ausgestatteten Staatsbürger
Nichts könnte unzeitgemäßer sein, als heutzutage vom Proletariat zu reden. Ein Proletariat – so etwas mag es früher einmal gegeben haben – im Manchesterkapitalismus, im Kaiserreich, vielleicht noch vor Hitler. Sie vor allem, die mit diesem Fremdwort einmal gemeint waren, weisen den „Proletarier“ als Beleidigung zurück, die sich ehrbare Steuerzahler und Arbeitsplatzbesitzer nicht bieten lassen müssen. Nicht nur das Proletariat ist ausgestorben, es gibt auch keine Arbeiterbewegung mehr, auch das ist Gegenstand der Vergangenheit, wie auch Arbeiterparteien. Die haben sich in Volksparteien aufgelöst.
Tatsächlich hat die bürgerliche Gesellschaft ihr Problem mit dem einst rechtlosen und rebellischen Arbeiterstand offenbar gelöst. Vor der „starken Hand des Arbeiters“, die alle Räder stillstehen lässt, wenn sie nur will, fürchtet sich kein Kanzler und kein Mittelständler mehr. Arbeiterparteien, die den Umsturz von Staat und Wirtschaft betreiben, und Gewerkschaften, die zugunsten des Lebensunterhalts ihrer Mitglieder die Interessen der Wirtschaft missachten, sind verschwunden. Die Gesellschaft kann zufrieden sein.
Aber hat sie auch die Probleme gelöst, die dieser Stand mir ihr hat – oder hat sie nur dessen Widerstandswillen aufgelöst? Jedenfalls sind Armut, Verwahrlosung, Not und Lebenskampf unter den „sozial Schwachen“ nicht zusammen mit dem Proletariat ausgestorben. Was hat sich also geändert seit den Tagen, in denen es ein rechtloses, nicht gesellschafts- und überlebensfähiges Proletariat gegeben hat? Was ist, wenn das, was als Ende des Proletariats gefeiert wird, nichts anderes darstellt als die Vollendung seiner Funktionalität für Staat und Kapital? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Sendung, die sich in folgende Teile gliedert:
Zur Aussage „Es gibt kein Proletariat mehr!“ Was ist heute tatsächlich anders als im Manchester-Kapitalismus? Was bedeutet der Kampf um Arbeiterrechte als Antwort auf System der Lohnarbeit? Wohin führt der gewerkschaftliche Kampf um Lohn? Wie steht der moderne Arbeiter nach 100 Jahren politischer Emanzipation, nach seiner Verwandlung zum Bürger da? Was bringt dem Arbeiter die Eingliederung in die Gesellschaft?Quelle: https://de.gegenstandpunkt.com/publikationen/buchangebot/proletariat
Die Texte zu unseren Sendungen können auf unserer Homepage Gegenargumente nachgelesen werden.
Ähnliche Beiträge
- Zeitreise in die 70er Jahre: Broadside Mobile Workers‘ Theatre aus der Sendereihe „Einmal um die Welt“ 01.12.2020 | Radiofabrik
- Im Blickpunkt – Prekäre Verhältnisse aus der Sendereihe „Im Blickpunkt: Soziales und Bildung“ 11.02.2020 | Freies Radio Freistadt
- Das Institut für Geschichte der Gewerkschaften und der Arbeiterkammer aus der Sendereihe „Hocknkabinett“ 10.10.2019 | Orange 94.0
- Lebensplanung Kunst und Kultur? aus der Sendereihe „Bewegungsmelder Kultur“ 18.01.2019 | Orange 94.0
- … if I had a song 4: Gewerkschafts- und Arbeiterlieder aus der Sendereihe „… if I had a song – Folk- und...“ 26.05.2018 | radio AGORA 105 I 5
- Battle&Hum#82 aus der Sendereihe „battle&hum“ 21.05.2017 | Radiofabrik
- VON UNTEN im Gespräch – Geschichte und Aktionsformen Sozialer Bewegungen aus der Sendereihe „VON UNTEN – Das Nachrichtenmagazin...“ 24.01.2017 | Radio Helsinki
- Schallmooser Gespräche #130: Plan A from Bundeskanzler Kern aus der Sendereihe „Schallmooser Gespräche“ 13.01.2017 | Radiofabrik
- „ … all deren Opfer hat uns befreit.“ aus der Sendereihe „PANOPTIKUM Bildung“ 18.05.2015 | radio AGORA 105 I 5
- Die kleine Manje aus der Sendereihe „Nachttaxi“ 15.06.2014 | Orange 94.0