…wo rot vor Scham die Berge glüh`n…
Die Alpen sind in Gefahr. Einerseits durch den touristischen Ausbau, der durch immer raffiniertere Projekte, wie z.b.Aussichtsplattformen oder Vergrößerung von Skigebieten, Massen an Tourist_innen anzulocken versucht. Begründet wird dies oft genug von regionalen Fremdenverkehrsvereinen mit der Erhaltung von Arbeitsplätzen.
Arbeitsplätze sind auch ein Argument, wenn es um den Ausbau der Wasserkraft geht. Wasser gibt es ja in den zahlreichen Alpentälern sehr viel und es ist technisch relativ einfach, Wasser in riesigen Staussen zu speichern.
Nicht selten sind derartige Baustellen auch Prestigeprojekte.
Aber sowohl der Ausbau von Wasserenergie sowie die touristische Erschließung wirken sich verheerend aud das sensible Ökosystem der Alpen aus.
Das Alpine Museum in München zeigte im Vorjahr in einer sehr genau recherchierten Ausstellung zahlreiche erschließungsprojekte in den Alpen, praktisch immer von energiewirtschaftlichen und/ oder touristischen Überlegungen geleitet.
Erfasst waren alle Länder des Alpenbogens, also: Deutschland, Österreich, Südtirol und Italien, Schweiz, Frankreich.
Ein umfassendes E-Paper dazu ist auf der Website des Deutschen Alpenvereines zu finden.
In der Sendung werden drei Projekte vorgestellt: das Kraftwerksprojet im Kaunertal im Tiroler Oberland, die Kalkkögel nahe Innsbruck und das Skigebiet Sudelfeld in Oberbayern.
Natürlich gibt es rechtliche Schutzmechanismen für die Alpen. Es handelt sich dabei um die sogenannte Alpenkonvention, ein für alle Alpenländer verbindlicher Vertrag, in welchem z.b. die Erhaltung von Ruhezonen (Zonen im Alpenraum, die frei von jeder Verbauung, wie seilbahnen u.ä., bleiben müssen).
So war die Alpenkonvention ausschlaggebend, dass der geplante „Brückenschlag“ an den Kalkkögeln nicht realisiert werden wird.
Bereits Ende der 1970er Jahre forderten alpine Vereine eine „Alpine Raumordnung“, um alpine Landschaften vor technischen Erschließungen zu schützen.
Die Alpine Raumordnung ist zwar rechtlich nicht verankert, fließt mittlerweile aber oft als Richtlinie in regionalen Planungskonzepten mit ein.
NGOs, wie Greenpeace, Alpenverein(e), GLOBAL2000, WWF und Ökobüro sprechen sich immer wieder gegen Erschließungsprojekte in den Alpen aus, rufen zu Petitionen auf und veranstalten Kundgebungen, um auf die Problematik aufmerksam zu machen.
Gleichzeitig wird versucht, Torist_innen sensibel zu machen für einen sanften Tourismus, um etwa den Einsatz von Schneekanonen und den damit verbundenen Bau von Speicherteichen kritisch zu betrachten. Aber auch um das eigene Verhalten in der Natur im Hinblick auf Nachhaltigkeit zu schulen. So gibt es z.b. auf der Website des ÖAV unter dem punkt „sanfter Tourismus und Mobilität“ zahlreiche Tipps, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Wandern oder Skilaufen zu fahren.
Sogenannte „Bergsteigerdörfer“ stellen sich besonders in den Dienst des sanften Tourismus. Beispielgebend sei hier der Ort Vent genannt, in welchem schon 1982 beschlossen wurde, den Tourismus nach dem Prinzip „ich komme sanft in die Berge und aus eigener Kraft“ auszurichten.
Letztendlich muss gesagt werden, dass dennoch immer wieder gewinnorientierte Überlegungen die Entscheidungen von verantworlichen Landes – und Regionalpolitiker_innen leiten, sodass der Kampf um das Ökosystem Alpen noch lange nicht gewonnen ist.
Eine kleine Fast-Premiere gibt es in dieser Sendung auch. Ex-Biermösll-Mitglied Hans Well unterstützt den Widerstand gegen den Ausbau des Skigebietes Sudelfeld und hat das Bayrischzeller Heimatlied mit Bezug auf das Sudelfeld versehen. Das Lied hat er uns freundlicherweise für die Sendung zur Verfügung gestellt, ebenso den Titel der Sendung – es handelt sich um eine Zeile des Liedes. Die CD, auf der das Lied demnächst erscheinen wird, ist zum Zeitpunkt der Sendungsausstrahlung noch in Arbeit.
Interviewpartner_innen:
Liliana Dagostin
Leiterin der Abteilung Raumplanung und Naturschutz des ÖAV
liliana.dagostin@alpenverein.at
Thomas Diem
WWF, Kampagnenleiter Kaunertal
thomas.diem@wwf.at
Karl Gostner
Obmann Tourismusverband Innsbruck
k.gostner@innsbruck.info
Peter Haslacher
Vorsitzender CIPRA Österreich
www.cipra.org
Gebi Mair
Klubobmann der Grünen Tirol
gebi.mair@gruene.at
interessante Links:
Österreichischer Alpenverein ÖAV
www.alpenverein.at
Deutscher Alpenverein DAV
www.alpenverein.de
Greenpeace Österreich
www.greenpeace.org/austria/de
GLOBAL2000
www.global2000.at
Ökobüro Wien
www.oekobuero.at
WWF Österreich
www.wwf.at
Bergsteigerdörfer
www.bergsteigerdoerfer.at
Hans Well und Wellbappn
www.hans-well.de
Lesetipps:Vermessungen-Trol auf der statistischen Cuch
Hrsg. Arno Ritter, 2014 im Eigenverlag
„Alpen unter Druck“, E-Paper, auf der Website des Deutschen Alpenvereins
Museumstipp: Haus des Alpinismus
Alpines Museum des DAV
Praterinsel 5
80538 München
Musik zur Sendung: Hans Well & Wellbappn, Bayrischzeller Heimatlied
Rob Costlow, Contemprary Piano, True Gemini
Unsere Signation bzw. kurze musikalische Begleitung ist unter CC-Lizenz folgendem Titel entnommen:
• „Coolman“ aus dem Album „Kogani“ der Formation Suerte
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