„Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“
Autor und Ex-Politiker Rudi Anschober spricht über seine Utopie der kollektiven Verantwortlichkeit. Was meint er damit? Wie kam er eigentlich zur Politik und was macht er jetzt? Was sagt er heute zu Sebastian Kurz und zu Schwarz/Blau II in Oberösterreich? Wie erlebt Anschober die Entwicklung des politischen und gesellschaftlichen Klimas in Österreich? Und wie lässt sich seine Utopie umsetzen?
Rudi Anschober muss man spätestens seit er Gesundheitsminister war und den Beginn der Corona-Krise als solcher zu meistern hatte, eigentlich nicht mehr vorstellen.
Er war viele Jahre als Berufspolitiker bei den Grünen tätig, von 1990 bis 2021. Er hatte sowohl auf Landes- als auch Bundesebene verschiedenen Ämter und Funktionen inne, vor allem im Bereich Umwelt, Integration und Konsument*innenschutz. Zuletzt war er Gesundheits- und Sozialminister in der Bundesregierung Kurz II. Wo hat er sich am wohlsten gefühlt? Wo konnte er am meisten bewirken – auch im Sinne seiner Vision? In der achten Episode von Was wäre wenn… der utopische Podcast und gleichzeitig der Ersten im jungen 2022 sagt Rudi Anschober:
“Meine Utopie ist, dass wir alle füreinander Verantwortung übernehmen. Denn die Probleme heutzutage können wir nicht mehr gegeneinender, sondern nur miteinander lösen.”
Ein Beispiel für die Umsetzung dieser Utopie von wechselseitiger Verantwortung, fand Ausdruck in der Initiative „Ausbildung statt Abschiebung“. Sie hatte zum Ziel, dass als Lehrlinge arbeitende Asylwerber*innen während ihrer meist dreijährigen Ausbildung und der ersten beiden vollen Arbeitsjahre nicht abgeschoben werden. Das Asylverfahren sollte dabei weiterlaufen, das Modell eine Duldung der Betroffenen und damit Sicherheit für die Ausbildung und die ersten beiden Arbeitsjahre bewirken. Die Initiative wurde von vielen Menschen unterstützt, auch von zahlreichen Unternehmen und Prominenten.
Als „Schutzpatron der Asyl-Lehrlinge“ kürte ihn die Wiener Stadtzeitung Falter zum Menschen des Jahres 2018. Ende 2019 konnte ein Teilerfolg erreicht werden: Das Fremdenpolizeigesetz wurde geändert und der sogenannte Abschiebestopp für Lehrlinge bis zum Abschluss der Ausbildung ist in Kraft getreten.
Wie hat Rudi Anschober die Entwicklung des politischen und gesellschaftlichen Klimas in Österreich erlebt – von Willkommenskultur zu Schließung der sogenannten Balkanroute, der Abschiebung von gut integrierten Kindern, bis hin zur aktuellen Corona-Situation samt steigender Polarisierung und Gewaltbereitschaft?
Was hat die Politik falsch gemacht, auch er selbst vielleicht? Und vor allen Dingen, wie kommen wir da wieder raus? Was hält eine Gesellschaft zusammen?
Über all das sprechen wir im utopischen Podcast #8 und auch über das Buch, an dem Rudi Anschober gerade arbeitet. Es soll im April erscheinen und die letzten beiden Jahre und seine Zeit in der Bundesregierung als oberster Pandemie-Manager reflektieren. Das ist allerdings nicht seine erste Publikation.
2004 erschien das Buch grün regiert – Ein politisches Tagebuch über das erste Jahr der ersten grünen Regierungsbeteiligung. 2007 erschien Die Klimarevolution. So retten wir die Welt, gemeinsam mit Petra Ramsauer und 2011 erschien Das grüne Wirtschaftswunder: Wie die Energierevolution funktioniert und wie jeder davon profitiert.
Zum Schluss noch ein kurzer Ausblick auf Episode 9 im Februar 22. Da werde ich mit Nicole Sonnleitner reden – eine Frau, die sich schon lange für das Miteinander in OÖ stark macht.
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In Was wäre wenn… der utopische Podcast beschäftigt sich Sigrid Ecker mit sozialen und politischen Utopien. Sie spricht mit Menschen, die ihre Vision, ihre Utopie hartnäckig verfolgen, für sie kämpfen und sie auch umsetzen. Es geht um Fernes und Nahes, um Globales und Persönliches. Und um die SDGs – die Sustainable Development Goals.
Alle Episoden sind im Cultural Broadcasting Archive zu finden. Dort kann man den utopischen Podcast auch abonnieren.
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