Undokumentiert Arbeiten in der Pandemie
UNDOK ist die Anlaufstelle zur gewerkschaftlichen Unterstützung undokumentiert Arbeitender in Österreich. Zu ihren Tätigkeiten gehört die Information undokumentierter Kolleg*innen über ihre Rechte sowie die Beratung und Unterstützung bei der Durchsetzung arbeits- und sozialrechtlicher Ansprüche. Wie sich ihre Situation durch Lockdowns und die Pandemie verändert hat und wie diese Gruppe überhaupt wahrgenommen wird, darüber hat Simona Durisova mit Vina Yun und Radostina Stoyanova von UNDOK gesprochen.
Aus allen Branchen, von Lateinamerika bis Japan
Stoyanova betont, dass die Kerngruppe Drittstaatsangehörige sind, die in den Branchen Bau, Gastronomie oder bei Reinigungsfirmen tätig sind, UNDOK aber auch Menschen aus EU-Ländern berät, die z.B. in Handels-, Transport oder Security-Unternehmen arbeiten, darunter auch viele Studierende. Wichtig zu sagen ist ihr auch: „Ob mit oder ohne Papiere: Sozialversicherungsgesetze, Arbeitsrecht und kollektivvertragliche Mindeststandards gelten für alle Menschen, die hier arbeiten“.
Nicht bezahlter Lohn, Ausbeutung, exzessive Arbeitszeiten, Übergriffe
Das seien die Hauptprobleme, mit denen sich Menschen an UNDOK wenden, aber auch das Thema Scheinselbständigkeit beschäftigt immer mehr. „Undokumentiert zu arbeiten bedeutet, dass man generell unter einem hohen Ausbeutungsdruck steht. Man ist leicht erpressbar, weil es eben alternativlos ist. Man nimmt Bedingungen hin, die in dokumentierten Verhältnissen nicht möglich wären“, sagt Vina Yun im Interview.
Es geht um die nackte Existenz
Die Lockdowns bedrohen undokumentierte Arbeitende in besonderem Maße, weil diese Menschen aufgrund ihrer Schutzlosigkeit (fehlender Kündigungsschutz, Zugang zu Kurzarbeit, Härtefallfonds, Arbeitslosenunterstützung) schneller ihre Jobs verlieren und ihre Existenz dann nicht mehr sichern können.
Angst vor Kontrollen und Fremdenpolizei
Zudem haben viele keinen oder erschwerten Zugang zum Gesundheitssystem. Undokumentiert Arbeitende würden oft davor zurückschrecken, zu Ärzt*innen oder Ämtern zu gehen, weil sie Angst vor Kontrollen oder der Fremdenpolizei haben, so Vina Yun. Außerdem würden Informationen über die Pandemiebekämpfungsmaßnahmen sehr verlangsamt bei ihnen ankommen und seien nicht barrierefrei zugänglich. Vina Yun sieht undokumentiert Arbeitende bei den Schutzmaßnahmen der Regierung, aber auch beim Thema Testungen und Impfungen nicht mitbedacht.
Mehrsprachige Informationen und Kontaktmöglichkeiten zu UNDOK
Aktuelles Statement der Anlaufstelle über Systemerhalter*innen ohne Papiere
Illustration von Petja Dimitrova
Ähnliche Beiträge
- Arbeit im Radio – 07-1: Was ist Arbeit? aus der Sendereihe „Themenschwerpunkt im Freien Radio Freistadt“ 04.05.2012 | Freies Radio Freistadt
- Sonderbeitrag: Sisterresist Rede vom 1. Mai 2012 aus der Sendereihe „Radiofabrik – Frauenzimmer“ 02.05.2012 | Radiofabrik
- A typische Arbeitssendung? aus der Sendereihe „Radio Stimme“ 02.05.2012 | Orange 94.0
- 04 – Unternehmerisch und erschöpft? – Neue Arbeits- und Lebensweisen... aus der Sendereihe „Unternehmerisch und erschöpft“ 30.04.2012 | FREIRAD
- Katharina Gruzei im Interview zu DIE ARBEITERINNEN VERLASSEN DIE FABRIK aus der Sendereihe „Kino fuer die Ohren – Crossing Europe...“ 26.04.2012 | Radio FRO 105,0
- China und der Weltmarkt – Ein dritter Weg zum Sozialismus? – Teil 2 aus der Sendereihe „Kapitalismuskritik (Ex-Vekks)“ 23.04.2012 | Orange 94.0
- China und der Weltmarkt – Ein dritter Weg zum Sozialismus? aus der Sendereihe „Kapitalismuskritik (Ex-Vekks)“ 21.04.2012 | Orange 94.0
- #4 Eva Senghaas-Knobloch im Interview aus der Sendereihe „planetarium – Die Sendung der Grünen...“ 15.04.2012 | Freies Radio Freistadt
- Von Geschichtsbewältigung zum Generalstreik in Spanien aus der Sendereihe „FROzine“ 29.03.2012 | Radio FRO 105,0
- Menschenwürdige Arbeit – Weltweit! aus der Sendereihe „planetarium – Die Sendung der Grünen...“ 28.03.2012 | Freies Radio Freistadt