Über die Unfreiheit in Kafkas Roman „Der Prozess“
Der Herbst ist da und es reiht sich Premiere an Premiere. Die Oper Carmen als Vorlage für eine verdichtete Version einer Geschichte über Liebe, Eifersucht und Tod. Am Sonntag ist Premiere im Musiktheater. Am Freitag, 23. September, findet am Schauspielhaus die Premiere von “Der Prozess” statt. Die Künstler Peter Wittenberg (Regie) und Florian Parbs (Bühnenbild) haben Kafkas Roman für die Bühne adaptiert. Regisseur Peter Wittenberg spricht im Interview über neue Lesarten – abseits der Bürokratiekritik.
Carmen als Triptychon: Zufall, Schicksal, Tod
Die weltberühmte Oper Carmen von Georges Bizet (1838–1875) diente dem Theaterregisseur Peter Brook als Vorlage für eine verdichtete Version dieser Geschichte über Liebe, Eifersucht und Tod. Carmen, die mit allen Männern in ihrem Umkreis flirtet, verdreht dem Unteroffizier Don José dermaßen den Kopf, dass dieser ihretwegen zum Deserteur und schlussendlich zum Mörder wird. Auch der gefeierte Torero Escamillo muss sich mit Hilfe von Carmen gegen Don Josés Eifersucht zur Wehr setzen. Doch das
Schicksal hat entschieden, dass Carmens Leben tragisch enden soll. So stirbt nicht nur Escamillo, für den sich Carmen entschieden hat, durch einen Stier, sondern auch sie findet den Tod durch die Hand Don Josés.
Marius Constant arbeitete die Arien der musikalischen Vorlage Bizets gekonnt zu delikaten Miniaturen um und lässt die Musik das ganze Stück über nicht verstummen.
Wir bringen Auszüge von der Pressekonferenz: zu hören sind Martin Schönbauer, Gregor Horres und Claudio Novati.
Premiere von Carmen ist am Sonntag, den 25. September, in der Blackbox im Musiktheater.
Existentialismus oder die Frage der Unfreiheit
„Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.“ Josef K. weiß weder weshalb noch von wem er verhaftet wurde. Er weiß nur, er ist verhaftet und ein Prozess wird gegen ihn angestrengt. Unschuldsbeteuerungen helfen ihm genauso wenig wie Verteidigungsversuche. Sein ganzes Leben ändert sich mit einem Schlag. Immerhin steht er einer Bürokratie gegenüber, die so undurchschaubar wie dubios ist. Ihn verschlägt es an skurrile Orte, er trifft auf geheimnisvolle Beamte und dies alles scheint nur dafür gemacht zu sein, ihn immer weiter hineinzuziehen in den Strudel aus Angst, Unsicherheit und Manipulation.
Der Jurist Franz Kafka schuf mit Der Prozess in den Jahren 1914/1915 einen weltberühmten Roman. Er erzählt darin die gespenstische Geschichte eines Individuums, welches hilflos einem perfiden System ausgeliefert zu sein scheint und dessen Mechanismen weder verstanden noch angegangen werden können. Kafka verwandelt damit eine spezifische Angst der modernen Gesellschaft zu einem literarischen Albtraum. Radio Landestheater hat den Regisseur Peter Wittenberg zum Interview getroffen. Wittenberg arbeitet für „Der Prozess“ wieder mit seinem Kollegen, dem Bühnenbildner Florian Parbs zusammen, und wieder ergeben sich neue, unorthodoxe Blickwinkel, sogar von Spaß ist die Rede und die Beklemmung wird derart inszeniert, dass es eine sinnliche Erfahrung wird, die einen Raum für Reflexion ermöglicht: Wo entsteht Unfreiheit, und wie kann sich ein Mensch aus seinem selbsterschaffenen Gefängnis herauswagen? Am Freitag, den 23. September, findet die Premiere von „Der Prozess“ am Schauspielhaus statt.Ähnliche Beiträge
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