Triestiner Karstgespräche 2023: Urlaub, Ferien, Tourismus (Schallmooser G. #233)
Es schüttet schon wieder. (Siehe TKG 2023 #1.) Also machen Rosi und Če eine 2. Ausgabe der Triestiner Karstgespräche. Genau über das, was sie gerade machen. Hat irgendwie was von Woody Allen in seiner Frühphase. Bei uns gehts daher jetzt um den Urlaub. Und zwar um jenen welchen als solchen. Um den Sinn des Urlaubs, um den Unsinn der Tourismusbranche, um den Irrsinn von Sardinenstränden und offiziellen Campingplätzen (die Če so gar nicht aushält). Und natürlich über das Wort „Urlaub“, dessen Ursprung Rosi im Militär verortet, weswegen sie lieber „Ferien“ sagt.
Aber es geht auch um das Recht auf Urlaub. Irgendwie paßt das ja wieder: Die Arbeitssoldaten des Kapitalismus müssen sich ja auch regenerieren. Und das Urlaubsgeld muß ja wieder in die Tourismusbranche reinvestiert werden, damit der „Wirtschaftsmotor brummt“. Möglichst in Österreich. Das ist wohl der Grund, warum der hart erkämpfte Urlaubsanspruch von Arbeitslosen gefälligst im Inland zu absolvieren sei! Aber ganz generell ist natürlich der Urlaubsanspruch eine wichtige Errungenschaft der Arbeiterbewegung gewesen. Davon haben aber blöderweise Selbständige und „freie Dienstnehmer“ nix. Daß Letztere und neue Scheinselbständige heute viel häufiger in den Beschäftigtenstatistiken auftauchen hat wohl auch darin seinen Grund.
Harter Bruch: Daß Urlaub immer auch eine Belastungsprobe einer Beziehung ist, wissen wir ja nicht nur von Stefan Remmler (Schnaps in St. Kathrein, eh scho wissen). Und das „Sind wir bald da?“ gehört sowieso zum Standard der Familienurlaubserfahrung. Daß das Verbringen einer Woche in einem kalten Zelt eine wichtige Erholungszeit ist, erklärt bei „Calvin und Hobbes“ Calvins Vater damit, daß nach dieser Woche einem das Leben in einem geheizten Haus mit elektrischem Strom und fließendem Wasser wie der totale Luxus vorkommt, den man dann die übrige Zeit des Jahres genießen kann. Aber ja, wenn man als Paar mit oder ohne Kinder einen Urlaub überstanden hat, kann man sich wieder versichern, daß die Beziehung doch robuster ist als angenommen.
Und da sind die beiden mit ihrem Diktiergerät im Kaffeehaus in Sistiana eigentlich glücklich über ihr gutes Dutzend meist unter doch eher widrigen Bedingungen überstandenen Urlauben (von irreparabel kaputten Fahrräder und eisigen Nächten am Innsbrucker Bahnhof bis hin zu einem Rippenbruch oder die Flucht vor der Mafia). Aber das ist eine andere Urlaubsgeschichte…
PS: Ganz am Schluß fällt Rosi und Če noch der Städtetourismus ein. Weil den machen sie ja nie. Weil der Wiener und die Salzburgerin das nur als Beurlaubte kennen. Und das zur Genüge. Das verdrängt man gerne…
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