Alter Hunger, neuer Hunger

16.06.2012

Während sich UNO-Organisationen das eher bescheidene Ziel setzen, den Hunger in der Welt zu halbieren, treten in den letzten Jahren neuere Hungersnöte auf, die gar nicht diem klassischen Hunger- und Dürrezonen betreffen: Die Mittelschicht in Ägypten und ähnlichen Ländern kann sich auf einmal Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten, weil diese Objekt der Spekulation der Finanzwelt geworden ist, die aus den Wertpapieren in Agrarprodukte und Rohstoffe geht.
Dazu kommt noch der traditionelle Hunger, der schlicht darauf beruht, daß sich Leute alles kaufen müssen, was sie brauchen, und wenn sie kein Geld haben, wie z.B. in Somalia, so gibt’s dort auch gar keine Lebensmittelproduktion, die aus dem Essensbedarf von ihnen ein Geschäft machen will.
Mehrere Gründe für „neuen“ Hunger: 1. Die Bewohner der „emerging nations“ essen mehr. 2. „land grabbing“ 3. Umwidmung von Agrarflächen: statt Lebensmittel Biosprit. Daneben natürlich immer auch der „alte“ Hunger, der hin und wieder in Hungers„nöte“ ausartet.
Ad 1: Mehr Kaufkraft in den BRIC-Staaten führt nach ganz normalem Angebot-Nachfrage-Schema zum Steigen der Preise für die Lebensmittel am Weltmarkt.
Ad 2: Hier werden Ländereien von den Menschen befreit, die bisher dort schlecht und recht vor sich hin gewurschtelt haben. Die sind überflüssig, und die trockenen Gebiete werden mit Kapitaleinsatz bewässert, die sumpfigen entwässert und die gewinnbringende Produktion kann starten – für die, die das Geld dafür aufbringen, sei es jetzt für Lebensmittel oder ad 3. „nachwachsende Rohstoffe“.
Exkurs zur Schuldfrage: Wenn man nach Schuldigen sucht statt nach Gründen, so wird die Notwendigkeit der kapitalistischen Produktion – Geld wird vorgeschossen, um Gewinn zu erwirtschaften – in eine Abweichung von an sich guten Verhaltensweisen bzw. Grundlagen.
Zum Hunger, der seit Jahrzehnten vor Weihnachten Anlaß für Spenden ist und sich jetzt eben wieder in einer Hungersnot in Somalia äußert. Da heißt es, Dürre sei der Grund dafür. Stimmt das? War es richtig, daß vor einigen Jahren in Mozambique die Menschen wegen Überschwemmungen verhungern mußten?
Gleichzeitig gibt es nämlich Überschüsse in anderen Teilen der Welt und eine UNO-Organisation für Hungerhilfe, die sich jedoch nicht damit befaßt, das Land urbar zu machen, um Hunger zu VERHINDERN, sondern den Hunger, der auftritt, mit Nahrungsmittelhilfe BEREUT. Und zwar so, daß sie die Nahrungsmittel, die sie verteilt, vorher wem abkauft, der damit sein Geschäft macht. Und das alles, damit die Hungernden nicht woanders Scherereien verursachen, weil sie an die (vermeintlich) vollen Töpfe der anderen drankommen wollen.
„Fair trade“ und Mikrokredite: Mit marktwirtschaftlichen Methoden gegen den Hunger. Bei ersterem werden die Armen von hier zur Kasse gebeten, um mit ihrem Gehalt die Einkünfte der dortigen verbessern zu helfen, während die Fair Trade-Händler natürlich ihren Schnitt machen müssen, sonst könnten sie gegen die Konkurrenz der Handelskapitale nie bestehen.
Bei den Mikrokrediten ist das Prinzip ähnlich.

Sendereihe

Kapitalismuskritik (Ex-Vekks)

Zur Sendereihe Station

Orange 94.0

Zur Station
Thema:Wirtschaft
Sprache: Deutsch
Teilen:

Ähnliche Beiträge