Syrische Flüchtlinge auf den Wiener Bahnhöfen
Nach der De-Facto-Aussetzung von Dublin III am Montag werden Flüchtende seit Donnerstag in Ungarn in Zügen festgehalten und in Lager gebracht
Am Montag, den 31. August 2015 zog die ungarische Polizei überraschend vom Bahnhof Keleti ab und es konnten insgesamt mehr als 3000 Syrer_innen in Züge nach Wien einsteigen, von wo aus sie in Richtung Deutschland weiterreisten. Die Wiener Polizei hinderte die Reisenden beim Umsteigen in Wien nicht an der Weiterfahrt. Sowohl die ungarische als auch die österreichische Exekutive verstießen hier eindeutig gegen die Dublin-III-Verordnung. Mit verblüffter Euphorie nutzten Flüchtende und solidarische Unterstützer_innen die Gelegenheit. Flüchtende, die in Wien und Salzburg umstiegen, wurden von Aktivist_innen und der ÖBB mit Essen und Wasser versorgt. Die Nachrichten auf Orange 94.0 waren am Montag Abend am Westbahnhof live vor Ort und sprachen mit Anahita Tasharofi vom Verein „Flucht nach vorn“. Auch am Hauptbahnhof in Wien kamen am Montag Menschen auf der Flucht an. Christa Reitermayr sprach mit Wisam, einem Politikwissenschaftsstudenten aus Syrien über seine Fluchtroute.
Während am Montag auf den Bahnhöfen Euphorie vorherrschte, entwickelten sich die Geschehnisse im Laufe der Woche in eine traurige und menschenrechtlich mehr als bedenkliche Richtung. Gestern Donnerstag sah es kurzzeitig danach aus, dass ein Zug, in dem Menschen auf der Flucht saßen, von Budapest nach Österreich reisen konnte. Doch der Zug wurde während der Fahrt umgeleitet und im ungarischen Bicske gestoppt. Die Geflüchteten sollten zwangsweise in ein Lager gebracht werden. Die betroffenen Syrer_innen protestierten dagegen und hunderte harrten die Nacht über im angehaltenen Zug aus und befinden sich zurzeit im Hungerstreik. Sie fordern Ungarn in Richtung Westen verlassen zu dürfen.
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