Sprachsalz 2010 – Michel Butor
Michel Butor Lebt in Lucinges, Frankreich
Unvergesslich wird mir der Nachmittag des 13. April 2008 bleiben, an dem Magdalena Kauz und ich ihn in dem kleinen Ort Lucinges in der Nähe von Genf besucht haben; der Buchhändler Rüger in Frankfurt hatte mich – ich erstand dort gerade einige der alten Biederstein-Ausgaben von Butor – aufmerksam gemacht, dass der Autor unweit von Genf lebe. Und augenblicklich war nicht nur die Vorstellung vom Entschluss, ihn aufzusuchen, in mir gewesen, sondern auch die feste Absicht, dies auf einer geplanten Reise nach Südfrankreich zu tun. Kurz darauf war für besagten 13. April ein Treffen in seinem Haus vereinbart worden.
Nun begegneten wir dem Mitbegründer des „Nouveau Roman“, dem Verfasser eines der sogenannten Schlüsselwerke zu dieser Literatur, dem Roman Der Zeitplan, darüber hinaus dem Verfasser von zwei meiner erklärten „Lehrbücher“, zum einen Paris-Rom oder die Modifikation zum anderen Paris – Passage de Milan; das zweite übrigens eines jener für Gert Jonke unverzichtbaren Werke (eines Tages hatte er – indem er mir den Roman in die Hand drückte – gemeint, dass dieses Buch und dieser Autor ihm seit langem schon Inspirationsquelle sei). Mit Michel Butor dürfen Sie einen Schriftsteller erleben, der bereits zu Lebzeiten zur Literaturgeschichte zählt und zwar nicht nur zu derjenigen seines Heimatlandes. Redet man über ihn, wird man von den literarischen Weggefährten und Weggefährtinnen sprechen, von Claude Simon, von Robert Pinget, Nathalie Sarraute, Marguerite Duras. Sie waren die Wegbereiter für eine nicht unbeträchtliche Zahl junger Autorinnen und Autoren. In den Bücherregalen deutschsprachiger Literaturbegeisterter wird sich zumindest eines der Werke von Claude Simon oder Marguerite Duras finden und in Zukunft wohl auch wieder diejenigen von Michel Butor; bislang war sein von Helmut Scheffel kongenial in die deutsche Sprache übersetztes Werk mehr oder weniger vergriffen, nun allerdings wird es im Matthes & Seitz Verlag Berlin neu aufgelegt. Versäumen Sie nicht die Gelegenheit, einen der maßgeblichen und richtungweisenden Vertreter des „Nouveau Roman“ persönlich zu begegnen, eine seiner raren Lesungen mitzuerleben und die Möglichkeit zu haben, sich ein Buch signieren zu lassen. (heinz d. heisl)
Bücher: Der Zeitplan 2009 Matthes & Seitz Berlin; Paris-Rom oder die Modifikation 1958 Biederstein Verlag München; Paris – Passage de Milan 1967 Fischer Verlag Frankfurt.
Lesung im Rahmen von Sprachsalz 2010
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