Konfuzianische Ethik in Halle 1721, ein interkultureller Krisenfall
Am 12. Juli 1721 übergab Christian Wolff sein Amt als Prorektor der Friedrichs-Universität Halle turnusgemäß an den Theologen Joachim Lange und hielt aus diesem Anlass eine Festrede. Es handelte sich um die „Oratio de Sinarum philosophia practica“, die Rede über die praktische Philosophie der Chinesen, die dazu führte, dass Wolff 1723 durch den König seines Amtes enthoben und des Landes verwiesen wurde. Zum 300. Jahrestags der Rede veranstaltete die Wiener Gesellschaft für interkulturelle Philosophie (WiGiP) eine Tagung. Dabei analysierte der Sinologe Prof. Dr. Heiner Roetz (Bochum) den Text aus philosophischer und sinologischer Perspektive.
In der Ethik von Konfuzius und Menzius sieht Wolff ein Zeugnis für eine philosophische Ethik abseits der christlichen Tradition. Wolffs Denken ist ein eindrucksvolles Zeugnis für die interkulturelle Öffnung der europäischen Philosophie im 18. Jahrhundert. Zugleich stellt sich mit Wolffs China-Rede die Frage nach dem Einfluss des chinesischen Denkens auf die europäische Philosophie der Aufklärung.
Gestaltung der Sendung Thomas Hübel