Hörstolperstein Famile Gattermeyer Leizpig (Halle
„Traudel war ein lebhaftes, gescheites und lebenslustiges Mädchen. Sie lachte immer gern. Sie war hübsch und hatte schwarze Zöpfe.“ So beschreibt der damals etwa gleichaltrige Bernhard Veit die damals etwa vierzehnjährige Getraud Gattermeyer. Und wirklich: auf dem vor mir liegenden Foto ist sie neben ihrem Vater zu sehen, sie lächelt in die Kamera. Getraud, auch Traudel genannt, war die Tochter von Lilli Gattermeyer, geb. Meyer, und Hermann Gattermeyer. Für ihn war es bereits die zweite Ehe die er 1926 mit Lilli in München schließt.
Anfang der 1930er zieht die Familie Gattermeyer, zu dem Zeitpunkt schon zu dritt, in die Messestadt Leipzig. Er hat als Bankdirektor der Commerzbankniederlassung Leipzig ein hohes Einkommen, der Familie geht es gut. Doch mit dem Jahr 1935, dem Erlass der Nürnberger Rassegesetze, beginnt die Verfolgung und gezielte Aussonderung von Menschen. Auch die Familie Gattermeyer ist davon betroffen. Obwohl alle in der Familie dem christlichen Glauben angehören, macht die nationalsozialistische Ideologie Lilli als auch Getraud zu weniger wertvollen Menschen. Der Grund: Lillis jüdische Eltern. Daran änderte auch der Status des als Arier eingestuften Ehemann Hermann nichts.
Der Familie Gattermeyer ging es bis zuletzt vergleichsweise gut – so durften sie in ihrer Wohnung wohnen bleiben, im Gegensatz zu Juden welche in sogenannten Judenhäusern interniert wurden. Noch in den letzten Tagen vor der Kapitulation wurde das Ziel verfolgt Leipzig judenfrei zu machen.
Auch Gertraud und ihre Mutter Lilli bekamen wohl Mitte Februar 1945 eine Aufforderung für die Deportation zugesandt. Mitte Februar 1945 sollte es der letzte Transport mit Menschen aus Leipzig in ein Konzentrationslager sein. Die Familie Gattermeyer entging der Trennung und der Deportation durch Suizid. Von den 169 Leipzigern, welche auf den Transport nach Therienstadt gingen, überlebten wegen des baldigen Kriegsendes bis auf zwei Deportierte. An die Familie Gattermeyer erinnert heute kein Grabstein mehr. Nicht viel weniger als ein paar Steine vor dem Haus in der Ehrensteinstrafle in Leipzig erinnern an ihre Leben.
Hörstolperstein Familie Gattermeyer aus Leipzig
Ein Beitrag von Georg Wellbrock, Radio Corax.
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