Faule Eiern (Perlentaucher XIX „Religwution“)
Die Perlentaucher versammeln vergammelnde Reste von Ostern und Vorvorgestern. Der Grundgedanke war ja eigentlich, dem christlichen Auferstehungsritual mit dem Stellwagerl der humoresken Aufklärung so richtig ins theo(?)logische(??) Angesicht zu fahren. Voller Vorfreude sammelten wir allerlei Absurdes, Anzügliches und Ausgezucktes rund ums Thema und bereiteten uns auf ein frohes Schlachtfest der Dogmen und Traditionen vor. Doch dann rauchte uns ein Computer nebst Festplatte ab und begrub so die gesamte zeitgerecht angefangene Arbeit im Urbi et Orkus des Digitalnirvana.
Doch wir wären nicht wir, wenn wir nicht noch aus den finstersten Fehlschlägen etwas noch Feineres und Fröhlicheres zusammen klopfen könnten. Wir sind nämlich die Liebe und “Today Is A Good Day” Guten Morgen! Noch dazu haben wir liebe Freunde, die der Begriffswelt des Glaubens an und für sich sehr positive Seiten abgewinnen können. Und seien wir uns mal ehrlich, das wäre doch auch ein recht faules Herumeiern geworden und der uns beiden nun einmal innewohnenden Vielschichtigkeit nicht wirklich entsprechend. Leiden ist Extremsport, egal zu welcher Jahreszeit. Und Passion kann man durchaus mit Leidenschaft übersetzen. Jesus war auf jeden Fall ein faszinierender Anarchist oder, wie Ewald Gerhard Seeliger in seinem Handbuch des Schwindels ausführt, “der erste richtigdenkende Mensch, der seinen Jüngern die von ihm selbst gefundene Wahrheit mitteilte und sie dann aufforderte, zu allen Völkern die Wahrheit zu sprechen.” Das Buch ist derzeit auch gar nicht so sehr vergriffen (siehe hier).
Von genialphantastisch sprachkreativen Übungen wird in dieser Sendung noch öfter die Rede und vor allem die Lese sein, wenn es um die Wiedergewinnung eigener Bedeutungsinhalte in der machtpolitisch vor- und zudefinierten Vergewaltsprache geht, mit der wir konfrontiert, kopfoperiert oder kotzprovoziert werden. Freiheit! Zum Beispiel von Georg Kreisler. Danke, Chriss Also wollen wir neben unseren Gastautoren Seeliger (den wir vorlesen) und Hagen Rether (den wir vorspielen) auch wieder unsere eigenen Denk- und Sprechweisen zum Besten geben. Auch in Form von Gesprächen über das Ringen um Individualität und dessen “verbehindernde Rundumstände”. Gesellschaftliche Verhältnisse, die zutiefst geprägt sind von verinnerlichten Hierarchien und Wertsystemen. Persönliche Erfahrungen, die erstaunlich oft auf Überwältigung und Ohnmächtigkeit hinaus laufen. Lauter Befunde, die Begriffe wie Untertan, Religion, Obrigkeit, Herrschaft oder Gehorsam sehr fragwürdig, weil bio-un-logisch erscheinen lassen.
Und indem wir in die dunklen Abgründe selbst erlebter Ängste und Schrecken hinab steigen, indem wir wieder daraus hervor kommen mit neuen Erkenntnissen und Ideen, indem wir immer weiter nach unserem Auftrag und unserer Bedeutung in dieser Welt forschen, sind wir doch sehr bio-logisch, LEBEN wir, zelebrieren wir einen fortwährend wiederkehrenden Frühling, der dem eigentlichen Sinn urtümlicher Osterrituale schon bemerkenswert nahe kommt. Erzählen wir von der Liebe, die uns verbindet – nicht nur mit einander, sondern mit allem, was lebt. Gefährten Fährtensucher trotz aller Lebensgefahr. Suchen und finden wir die Verbündeten unserer Freundschaft, unserer Kongenialität, unserer sonderbar normalen Eigenartigkeit. Trotzen wir den knöchern knirschenden Machtsystemen der Menschenverunstaltungsanstalten und Massenverallgemeinerungseinrichtungen! Rudelfunkgebühren für Funktionierfaschisten! Aufstiegsangenehmigung allen Anpassungsarschlöchern! “Wer nicht mit mir ist, der ist wider sich!” oder The Geek Shall Inherit The Earth! Wir sind Helden. Und ein geiles Institut (Norbert)
Die Kirche schneidet einem die Sprache ab. Man kann an irgendeinem Punkt nicht mehr artikulieren. Irgendwann wird man wortlos! Und genau diese Wortlosigkeit nutzt der Staat aus. Wer wenn nicht die katholische Kirche ist denn an unserer Gesellschaft des Konsumismus und der eingefrorenen Individualität zu einem großen Teil schuld?! Meine Gefühle, die ich zeige? Meine Gedanken die ich frei und unverschönt in die Welt schreie? Mein Leben, die Eigenerkenntnis? Nein… sicherlich nicht… Mauern werden fallen… müssen! Denn wenn wir so weitermachen wie bisher wird uns das den Verlust unserer Persönlichkeiten und unseres eigenen Denkens einbringen.
Aber das ist es doch was sie alle wollen… Politiker, Staatsmänner, Gesellschaft, Staat, Kirche, Schule, Institutionen… Es gibt zu viele als dass man allein gegen sie ankämpfen könnte. Allein… als sensibler Mensch, als Aussenseiter, als Geächteter, als Arbeitsloser, als Asylwerber, als Ausländer, als Homosexueller, als Andersdenkender… als selbstbestimmter Mensch! Und deswegen sollte unsere Liebe ein Aufstand sein, gegen alles was uns aufhält! Gegen alles was uns erniedrigt, gegen alles was uns unterdrückt! Und so verbleiben wir – und ob sich etwas ändern wird, wissen wir (noch) nicht. Doch eins ist gewiss: Etwas wächst in uns, unterbewusst. Manchen fällt es auf und sie machen was draus. Anderen nicht, doch es ist in jedem von uns. In jedem. (Chriss)
Den ganzen Artikel vom Chriss gibts auf unserem Nachtfahrt Blog. Und auch unser Artarium Blog ist immer eine Reise wert! 😉
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