Entwurzelt – eine wahre Geschichte
Michele Knapp musste als Kleinkind vor den Nazis von Linz nach Frankreich fliehen, wo sie ihre Kindheit verbrachte. Sie lebte dort immer in Angst, gefunden und ermordet zu werden. Nach dem Krieg kehrte die Familie nach Linz zurück.
„Wie das Manuskript von Frau Knapp den Weg in meinen Verlag fand, weiß ich nicht mehr ganz genau. Was ich allerdings noch ganz genau weiß, ist, dass mir ein Blick genügte um zu wissen, dass ich hier als Verlegerin auf einen Schatz gestoßen war“, so die Verlegerin Nina Roiter.
Micheles Geschichte ist autobiografisch, sie ist ein Stück gelebte Zeitgeschichte, sie steht exemplarisch für viele Schicksale zur damaligen Zeit und leider auch heute noch, allerdings ohne Selbstmitleid und ohne Pathos sondern vielmehr mit dem Augenzwinkern der Weisen.
Michele besitzt die heute seltene Gabe anschaulich und prägnant zu schreiben und verliert sich dabei nicht in Nebensächlichkeiten. Ihr Vater musste aufgrund seiner jüdischen Abstammung 1939 aus Linz flüchten. Die Flucht führte von Italien nach Nizza und dauerte mehr als einen Monat lang. In Triest traf er seine Frau und seine Tochter, für die in der Zwischenzeit das Leben in Linz zu gefährlich geworden war. Die Odysse der kleinen Familie führte zum Konzentrationslager Septfonds in Südwestfrankreich, von dort gelang Familie Knapp die Flucht nach Montauban in den französischen Pyrenäen. Michele verlebte ihre Kindheit und frühe Jugendzeit in Frankreich, 1951 kehrte die Familie nach Linz zurück.
Knapp erzählt ihre Geschichte aus den Augen des Kindes bzw. der jungen Erwachsenen. In Linz arbeitete sie als Dolmetscherin in den Voest Werken. Sie beschreibt erzählend wie es für sie war als Kind, als junge Erwachsene in Zeiten großer sozialer Veränderungen zu leben, glücklich zu sein, beschreibt welche Schritte sie unternahm um Situationen, die ihr nicht gefielen zu ändern.
Sie ist kein Opfer, sondern immer Handelnde. Michele begann zu schreiben „um zu überleben“, wie sie selbst sagt. Sie wollte ihre Erfahrungen kreativ verarbeiten und war sich dabei wahrscheinlich gar nicht bewusst, welch wichtiges Dokument sie dadurch geschaffen hat. Sie ist das, was in der Psychologie als resiliente Persönlichkeit bezeichnet wird. D. h. ein Mensch, der die Fähigkeit besitzt trotz widriger Umstände zu gedeihen und zu wachsen.
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