Ein paradoxes Album
Wie es mittlerweile schon seit Jahren Tradition ist, kommt bei uns immer am Sonntag nach der Nachtfahrt ein ganzes Album zu Gehör. Und weil die Perlentauchersendung diesmal “Das angewandte Paradoxon” heißt, schicken wir gleich noch “Ein paradoxes Album” hinterdrein. Was immer das bedeuten mag. Denn was für den einen überhaupt nicht zusammen passt, das ist für die andere eine logische Abfolge von einander bedingenden Unterschiedlichkeiten. Oder umgekehrt, dazwischen und außerhalb. Wie dem auch sei, mit diesem selbst zusammengebrauten Album greifen wir die liebenswerte Gepflogenheit wieder auf, einander sogenannte Mixtapes zukommen zu lassen. Heute würde man individuell zusammengestellte Playlists dazu sagen, die irgendwo in einer Cloud existieren.
Früher waren das real existierende Musikcassetten, auf denen man nicht nur ganz speziell für einen besonderen Menschen und auch im Hinblick auf eine ausgewählte Gefühlslage verschiedene Songs, Sounds und Spokenwords zu einer Art von Collage zusammenfügte. In weiterer Folge dekorierte man das Cover (die Cassettenhülle) auch mit allerlei entsprechendem Bildwerk und gegebenenfalls sogar mit dem Verzeichnis der enthaltenen Titel. Aufgrund der Gegebenheiten der analogen Aufnahmetechnik waren dafür mehrere Stunden an Arbeit erforderlich, eine Zeitspanne, während der man im Inneren sowohl mit der eigenen Botschaft als auch mit der Person beschäftigt war, die sie empfangen sollte. Davon ausgehend, “dass Liebe ein angewandtes Paradoxon ist” und unter Einbeziehung der Formel “Liebe ist Energie mal Zeit” lässt sich leicht erspüren, was die Qualität der Selbstoffenbarung in der Beziehung zu nicht einfach nur real existierenden, sondern sogar tatsächlich lebendigen Menschen ausmacht. Die immer noch schnellere Verfügbarmachung von allem und jedem ist eine Illusion.
Kommen wir nun zum Inhalt dieses allein schon deswegen paradoxen Albums, weil es eine Tradition aufgreift, mit der man nicht nur vielsagend sein, sondern eben auch viel sagen konnte. Und das wird die heutige Dreiviertelstunde an Musik, Text und Collage sicherlich. Nur halt nicht jedem dasselbe. Das Feuer als Element der Verwandlung, die Sehnsucht nach sich selbst, der Verlust von Geborgenheit, mitten drin Rilkes Panther und die Frage, was überwiegt, Resignation oder Lebenskraft? In every Dreamhome a Heartache und nicht zuletzt die Verletzten, die eigentlich die Ärzte sein sollen …
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