Die Krise verstehen – und politisch handeln. – Teil 7
Die Krise verstehen – und politisch handeln. – Vortrag vom 20. Mai 2014 mit Thomas Seibert
Die Krise verstehen – und politisch handeln. – Teil 7: Vortrag ‚Was ist und wozu betreibt man – Demokratie?‘ mit Thomas Seibert im Rahmen der Veranstaltungsreihe ‚Die Krise verstehen – und politisch handeln.‘ am 20. Mai 2014.
Referent:
Thomas Seibert, Philosoph, politischer Aktivist, stellvertretender Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Rosa Luxemburg Stiftung und Buchautor
Moderation:
Alexandra Weiss, Politikwissenschafterin, Büro für Gleichstellung und Gender Studies, Universität Innsbruck
——————————
Die Krise verstehen –und politisch handeln
Krisenhafte Entwicklungen in unseren Gesellschaften treten immer deutlicher zu Tage und manifestieren sich nicht nur in einer Krise der Ökonomie. Viele sprechen von einer multiplen oder einer Vielfachkrise,die auch die Bereicheder Reproduktion, der Ökologie, der Demokratie, der Bildung,derGeschlechter-oder Generationenverhältnisseerfasst. Das gegenwärtige Krisenmanagement durch Staat und Markt zielt an diesen Dimensionen aber vorbei und gerät in Kritik, weil dieselben Mechanismen – zum Teil noch verschärft – wie vor der Krise von 2008 verfolgt werden. Daraus resultiert nicht nur eine wachsende Arbeitslosigkeit, denn obwohl diverse Prognosen regelmäßig eine Besserung der Situation versprechen, erweisen sie sich dann immer wieder als Fehldiagnosen. Wesentliche Folge der Sparpolitik ist auch, dass die politische und wirtschaftliche Macht der ArbeitnehmerInnen fortlaufend und nachhaltig geschwächt wird und die Lebensbedingungen eines Großteils der Menschen als nachrangig behandelt werden.
Insofern gilt es heute über eine Neuordnung der Prioritäten in der Wirtschaftspolitik zu diskutieren, die an der sozialen, kulturellen und politischen Teilhabe aller Menschen und am Allgemeinwohl orientiert sein müssen. Denn unter den gegenwärtigen Bedingungen haben immer mehr Menschen kaum noch Perspektiven auf eine Integration in die Gesellschaft und werden als „Überflüssige“ an den Rand gedrängt. Das wirft für demokratische Gesellschaften enorme Probleme auf, da politische Teilhabe und demokratische Entwicklung ein Mindestmaß an sozialerGerechtigkeit und Umverteilung von Ressourcen und Machtbrauchen. Ansonsten besteht die Gefahr von verschärften gesellschaftlichen Spaltungen, die den sozialen Zusammenhalt unterminieren.
Lösungsstrategien für die gegenwärtigen Krisen müssen sich aber von jenen des 20. Jahrhunderts unterscheiden, waren diese doch sehr eng an ökonomisches Wachstum gekoppelt. Heute besteht weitgehende Einigkeitdarüber, dass der Ressourcenverbrauch der vergangenen Jahrzehnte nicht ungemindert fortgesetzt werden kann. Neben den sozialen, treten auch die ökologischen Grenzen des Wachstums immer deutlicher in den Vordergrund. Vor dem Hintergrund einer „Krise der Reproduktion“ sind auch Strategien gefragt, wie bei zunehmender Erwerbsbeteiligung Sorge – und Erziehungsaufgaben neu organisiert werden müssen. Das bedeutet zum einen, dass eine stärkere Vergesellschaftung gefordert ist und zum anderen über Arbeitszeitreduktion nachgedacht werden muss.
Ganz im Sinn des Titels der Veranstaltungsreihe „Die Krise verstehen – und politisch handeln“ ist es Ziel der Vorträge und Diskussionen sowohl Analysen als auch Lösungsstrategien für die gegenwärtigen krisenhaften Entwicklungen in unserer Gesellschaft zu diskutieren und aufzuzeigen.
Die Veranstaltungsreihe ‚Systemfehler: Spaltungsrhetorik als Entpolitisierung von Ungleichheit‚ ist eine Kooperation des Büros für Gleichstellung und Gender Studies / Universität Innsbruck, der AK-Tirol, dem ÖGB-Tirol und dem AMS-Tirol.
Nähere Infos unter www.uibk.ac.at/leopoldine/gender-studies/veranstaltungen
Ähnliche Beiträge
- R(h)eingehört berichtet über Jugendbeteiligung in Lustenau aus der Sendereihe „R(h)eingehört“ 11.08.2015 | Proton – das freie Radio
- Wörtlich – Jacques Rancière aus der Sendereihe „Wörtlich“ 20.07.2015 | Orange 94.0
- Muss nun Griechenland ein guter Europäer werden? Oder ist der Euro das Problem... aus der Sendereihe „Werkstatt-Radio“ 13.07.2015 | Radio FRO 105,0
- Staatsschutzgesetz im Ministerrat aus der Sendereihe „FROzine“ 07.07.2015 | Radio FRO 105,0
- Podemos Graz aus der Sendereihe „in Graz verstrickt“ 01.07.2015 | Radio Helsinki
- Mai 1945 und die Welt 70 Jahre danach aus der Sendereihe „Kulturgespräche“ 28.05.2015 | FREIRAD
- Jean-Luc Nancy und Peter Engelmann – Passagen Gespräch im Semperdepot aus der Sendereihe „Radio Dispositiv“ 25.05.2015 | Orange 94.0
- Teil 2 : Wir gründen eine neue Bank, Studiogespräch Christian Felber, Markus... aus der Sendereihe „Proba“ 16.05.2015 | Freies Radio B138
- Teil 1: Wir gründen eine neue Bank, Gespräch mit Christan Felber, Andreas Grein,... aus der Sendereihe „Proba“ 15.05.2015 | Freies Radio B138
- Werner Kogler am globalen Aktionstag aus der Sendereihe „Globaler Aktionstag gegen TTIP & CO am...“ 23.04.2015 | Radio Helsinki