ÖGB Bundeskongress 2003 – Ein Arbeiterverein besinnt sich auf die Menschen, um sich als Staatsgewerkschaft zu erhalten
Vom 14. bis 17. Oktober hat der 15.Bundeskongress des ÖGB stattgefunden. Dieser Bundeskongress stand ganz im Zeichen der fortgesetzten Entmachtung des ÖGB durch die schwarz-blaue Bundesregierung. Diese hat mit der jahrzehntelangen Tradition, dem ÖGB nicht nur Mitspracherechte im Betrieb sondern auch in diversen staatlichen und halbstaatlichen Institutionen einzuräumen, Schluss gemacht hat. Hatte der ÖGB früher etwa einen zwar nicht gesetzlichen fixierten aber doch faktischen Anspruch auf den Posten des Sozialministers, besetzten seine führenden Vertreter die entscheidenden Schaltstellen in der Selbstverwaltung der Sozialversicherung und wurde der ÖGB seit seiner Gründung nach dem 2.Weltkrieg wie selbstverständlich zu allen geplanten wirtschafts- und sozialpolitischen Gesetzen gehört, so ist davon heute keine Rede mehr. Was früher die Stärke des Modells Österreich ausgemacht haben soll, ist für die Regierung heute eine unerträgliche Behinderung notwendiger staatlicher Reformen.
Der 15.Bundeskongress, auf dem laut ÖGB „die ideologischen und inhaltlichen Weichen für die nächsten Jahre gewerkschaftlicher Tätigkeit gestellt werden“ stand nun ganz im Zeichen seiner Entmachtung. Sein Motto lautete: „Menschen sind unsere Stärke“. Im Unterschied zum vorangegangenen Bundeskongress, dessen Thema „Sicherheit im Wandel“ war, ein Thema, das es zumindest noch erlaubt an die Arbeitswelt und die Interessen der Arbeitnehmer zu denken, war damit klar, dass es um den ÖGB selbst und seine Stärke gehen wird. Eröffnet wurde der Bundeskongress daher dazu passend vom Präsidenten des ÖGB Verzetnitsch mit den Worten „Wir sind putzmunter!“. Gemeint war das nicht als Drohung an die Bundesregierung, der eigenen Entmachtung nicht länger zusehen zu wollen, sondern als Betonung der eigenen Bedeutung auch ganz jenseits seines ehedems angestammten Platzes neben den Regierungsbänken. Er möchte eine Gewerkschaft von Menschen für Menschen sein.
Warum eine Gewerkschaft, die sich einmal als Arbeiterverein gegründet hat, heute eine Gewerkschaft von Menschen für Menschen sein möchte und was davon zu halten ist, ist das Thema der Sendung.
Ähnliche Beiträge
- „Ich will keine Sklavin sein“ – Erfahrungen über prekäre Arbeitsverhältnisse... aus der Sendereihe „VON UNTEN – Das Nachrichtenmagazin...“ 24.03.2020 | Radio Helsinki
- #Stimmlagen: Bildung UND Aktivismus gegen Klimakrise aus der Sendereihe „#Stimmlagen – Das Infomagazin der Freien...“ 19.03.2020 | Gemeinschaftsprogramme
- Das politische Gespräch – März 2020 aus der Sendereihe „Das politische Gespräch“ 12.03.2020 | FREIRAD
- Für gerechte Steuern: Gegen die Macht von Monokel, Money und Melone! aus der Sendereihe „Engelsgeflüster“ 03.03.2020 | Radiofabrik
- VON UNTEN Gesamtsendung vom 26.2.2020 aus der Sendereihe „VON UNTEN – Das Nachrichtenmagazin...“ 26.02.2020 | Radio Helsinki
- 35-Stunden-Woche bei vollem Gehalts- und Personalausgleich aus der Sendereihe „VON UNTEN – Das Nachrichtenmagazin...“ 26.02.2020 | Radio Helsinki
- Lateinamerika heute: Bolivien, Teil 1 aus der Sendereihe „Kapitalismuskritik (Ex-Vekks)“ 13.02.2020 | Orange 94.0
- Forderung nach 35-Stunden-Woche im Pflege- und Sozialbereich aus der Sendereihe „VON UNTEN – Das Nachrichtenmagazin...“ 05.02.2020 | Radio Helsinki
- Weltempfänger: Generalstreik im Baskenland aus der Sendereihe „FROzine“ 02.02.2020 | Radio FRO 105,0
- MIA im Januar 2020 – Betriebsseelsorge im Gespräch aus der Sendereihe „MiA – Menschen in Aktion“ 24.01.2020 | Radiofabrik