Fidelio als Ballett
Am 18. Oktober hatte im Großen Haus das Ballett Fidelio Premiere. Ballettdirektor Jochen Ulrich hat dazu die kammermusikalische Fassung der Beethoven-Oper von Alexander Zemlinsky als Grundlage genommen. Im 19.Jahrhundert war es üblich, die großen Partituren von Opern sozusagen für den häuslichen Gebrauch zu bearbeiten. An die Stelle eines großen Orchesters trat das Klavier. So entstand auch Zemlinskys Fassung für Klavier zu vier Händen. Solche intimen Bearbeitungen trugen damals wesentlich dazu bei., die großen Opern bekannt zu machen. Auf diese Weise hat sich auch mit der Musik von Beethovens Oper die Hymne auf die eheliche Treue in den Hauskonzerten des Biedermeier verbreitet.
In dieser Situation nimmt Jochen Ulrichs Ballett seinen Ausgang. Von hier aus bricht Leonore auf, um als Mann verkleidet ihren Gatten aus dem Gefängnis der Jakobiner zu befreien. Mit ihrem Weg kippt die Wohnzimmeridylle in die Ausweglosigkeit eines Staatsgefängnisses im Spanien des 18. Jahrhunderts. Hier entwickelt die Choreographie innere Bilder vom Aufleuchten einer Sehnsucht nach Freiheit und Glück, die ständig stärker werden. Durch die Klavierfassung bleiben dabei die Gefühlsausbrüche zurückhaltender und ereignen sich umso mehr im Körper der Tänzer.
Das Pathos der Frau als rettender Engel, wie Beethoven es mit der Kraft der Oper beschwört, erhält durch Zemlinskys Transkription eine fast intime Durchsichtigkeit, die dem Tanz Raum gibt und ihn so erst möglich macht.
Interview mit Irene Bauer und Martin Dworak, die die Rolle der Leonore bzw. des Kerkermeisters Rocco verkörpern
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