03 – Unternehmerisch und erschöpft? – Der Rhythmus unternehmerischen Arbeitens.
Unternehmerisch und erschöpft? – Teil 3: Der Rhythmus unternehmerischen Arbeitens.
Im Rahmen der Vortragsreihe ‚Unternehmerisch und erschöpft? Anforderungen und Auswirkungen von Arbeit und Lebensgestaltung‘ sprachen am 28. Februar 2012 Hans Ofner und Hans Pongratz zum Thema ‚Der Rhythmus unternehmerischen Arbeitens. Soziale und ökonomische Bedingungen der Leistungsverdichtung.‘
Leistungsverdichtung im Betrieb ist vielfach mit dem Anspruch verbunden, unternehmerisch mit der eigenen Arbeitskraft umzugehen. Neue Formen der Arbeitsorganisation (Projektarbeit, Profitcenter, etc.), aber auch flexibilisierte Beschäftigungsverhältnisse (Befristung, Solo-Selbständigkeit, etc.) tragen dazu bei. Mit der unternehmerischen Verantwortung für die eigene Arbeit werden zugleich Marktrisiken an die Erwerbstätigen weitergereicht. Zur Bewältigung dieser Anforderungen ist ein neues Verständnis von Erwerbsarbeit notwendig.
Der Vortrag von Hans Pongratz will vor allem zur Auseinandersetzung mit dem Rhythmus von Arbeit und Erwerb anregen – mit einer arbeitssoziologischen Analyse der Problematik und mit Überlegungen zu ihrer erwerbspolitischen Gestaltung.
Hans Pongratz arbeitet als Sozialforscher am ISF München und ist Privatdozent an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Organisation von Arbeit und die sozialen Bedingungen des Erwerbs, die Beratungs- und Führungsbeziehungen , sowie der Wandel in Betrieb und Gesellschaft.
Zum Einstieg ins Thema erläuterte Hans Ofner reale Verschärfungen in der Praxis anhand von Beispielen. Johann Ofner ist Arbeitsmarktexperte und seit 2011 Referent der Abteilung Arbeitsrecht der Arbeiterkammer Tirol.
Im Anschluss an die Vorträge beantworten Hans Pongratz und Hans Ofner Fragen aus dem Publikum.
Moderation:
Alexandra Weiss, Politikwissenschafterin, Büro für Gleichstellung und Gender Studies, Universität Innsbruck
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Traditionelle Verhaltensnormen und Bindungen haben sich gelockert, soziale Beziehungen sind instabiler geworden. Das hat nicht nur zur Erweiterung von Handlungsspielräumen, sondern auch zu Verunsicherungen geführt. Auch Anforderungen der Arbeitswelt haben sich verändert – „unternehmerisch“ tätig zu sein wird heute zunehmend auch unselbstständig Beschäftigten abverlangt. Die versprochenen Entfaltungschancen in der Arbeit haben aber enge Grenzen und erweisen sich oft eher als zusätzlicher Druck, denn als größerer Gestaltungsspielraum.
Vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen stellt sich die Frage der Legitimität des kapitalistischen Wirtschaftssystems, dass für einen großen Teil der Bevölkerung mit zunehmender Unsicherheit, Arbeitslosigkeit, Ausgrenzung und Verarmung einhergeht. Die „Re-Feudalisierung der Ökonomie“, die manche WissenschafterInnen diagnostizieren, geht aber auch mit einem Angriff auf die demokratischen Grundlagen und Werte unserer Gesellschaften einher, die durch eine „Ökonomie der günstigen Gelegenheit“ ersetzt werden.
Die Veranstaltungsreihe ‚Unternehmerisch und erschöpft? Anforderungen und Auswirkungen von Arbeit und Lebensgestaltung‘ ist eine Kooperation des Büros für Gleichstellung und Gender Studies / Universität Innsbruck, der AK-Tirol, dem ÖGB-Tirol und dem AMS-Tirol.
Nähere Infos unter www.uibk.ac.at/leopoldine/gender-studies/veranstaltungen
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