ZusammenHelfen-Konferenz 2018: Tag der Ermutigung
Wie wichtig ist der gesellschaftspolitische Ansatz des Ars Electronica Festivals? Wie sinnlos ist es, Asylwerber*innen den Zugang zur Lehrausbildung in Mangelberufen zu verwehren? Wer hilft auch heute noch geflohenen Menschen bei der Integration?
Es ist noch gar nicht so lange her, da ging eine Welle des Mitgefühls und der Empathie durch unser Land. Aus der Krisenregion Syrien/Afghanistan waren auf Grund von Krieg und Vertreibung schon Jahre zuvor Hunderttausende in ihre Nachbarländer geflohen. Im Dezember 2014 titelte bereits der Standard: „UNO stellt Hungerhilfe für 1,7 Millionen syrische Flüchtlinge ein- Welternährungsprogramm warnt vor Hunger in vielen Familien – 64 Millionen Dollar Finanzlücke. Nur 850.000 Euro aus Österreich“. Aus Geldmangel seien wichtige Geberländer ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen, was dazu führte, dass den in Lagern festsitzenden geflohenen Menschen die Grundversorgung nicht mehr gewährleistet war. So machten sich viele auf den langen und gefährlichen Weg in der Hoffnung auf Hilfe und Zukunft.
Damals 2015
Österreich besann sich auf seine Tradition zu helfen und erinnerte sich an Zeiten, da uns geholfen wurde. Die staatliche Verwaltung und die politischen Verantwortlichen schienen teils überfordert, darum sprang die Zivilbevölkerung in die Presche. Tausende Freiwillige bildeten eine bunte Willkommenskultur und versuchten das Drama der ankommenden Menschen aus den Kriegsregionen abzufedern. Unzählige Initiativen und Vereine wurden gegründet. Strukturen entstanden durch learning by doing.
Eine davon ist zum Beispiel die Errungenschaft, dass junge Menschen, die Asylanträge in Österreich stellen, deren Abwicklung manchmal Jahre dauern, diese Wartezeit nützen können, um Kompetenzen im Sinne Integration zu erwerben.
So wurde entschieden, dass sie für Lehrstellen in sogenannten Mangelberufen (also Branchen, in denen es nicht genug österreichische Berwerber*innen gibt) zugelassen werden. Drei Fliegen mit einer Klatsche konnten so erlegt werden: Berufsbildung, Deutschkenntnisse und Integration. Kompetenzen, die Österreich nützen, wenn aus den Asylwerbenden Menschen mit Aufenthaltsrecht werden. Genau so sinnvoll aber auch, falls es zu keinem positivem Bescheid kommt. Als Investition in die Herkunftsländer, als Entwicklugshilfe beim Wiederaufbau.
Doch diese Errungenschaft hat die türkis/blaue Bundesregierung nun trotz breitem Widerstand seitens Wirtschaftstreibenden, NGOs, Politiker*innen (teilweise sogar aus den eigenen Reihen) und Betroffener abgeschafft. Scheinbar aus einem einzigen Grund: dem fehlenden politischen Willen zu einer Lösung bezüglich eines sinnvollen Aufenthaltsrechts für die betroffenen Personen zu kommen. Eine Lösung, die den Menschen, der Wirtschaft und schlussendlich uns allen dienlich sein könnte.
Lehre für Asylwerber*innen
Landesrat Rudi Anschober (Die Grünen) setzt sich seit Monaten für den Zugang von Asylwerber*innen in Lehre ein und kämpft nun gegen diese Entscheidung der Bundesregierung. Anschober hat die Initiative „Ausbildung statt Abschiebung“ ins Leben gerufen, über die im FROzine bereits des öfteren berichtet wurde. Aktuell gibt es zum Beispiel die Möglichkeit die Petition zu unterzeichnen und/oder einen Protestbrief an Bundeskanzler Sebastian Kurz zu senden.
Auch der Verein © ZusammenHelfen in Oberösterreich – Gemeinsam für geflüchtete Menschen ist eine Initiative von Integrations-Landesrat Rudi Anschober und vielen PartnerInnen. Es ist eine Anlaufstelle und Plattform für all die entstandenen Kompetenzen und eine Informationsdrehscheibe und bietet eine Auswahl aktueller Ideen, Projekte und Veranstaltungen, die sich besonders zum Nachmachen eignen.
(Kontakt: zusammenhelfen@ooe.gv.at )
In Oberösterreich konnten die Herausforderungen, die die Fluchtbewegung aus Kriegsgebieten ausgelöst haben, gut bewältigt werden. Hauptverantwortlich dafür ist die breite Allianz des ZusammenHelfens von NGOs, Bildungsinstitutionen, Kirchen, Gemeinden, Behörden und vor allem der Zivilgesellschaft, die Integration aktiv und kreativ mitgestaltet haben.
Viele HelferInnen der ersten Stunde an den Bahnhöfen oder den Grenzübergängen sind auch heute noch aktiv. Stand zu Beginn das Ankommen und die Sprachförderung im Vordergrund, so sind es heute Themen wie „Arbeit“ und „Wohnen“, sowie die Begleitung bei den tausend kleinen und großen Schritten in einem Integrationsprozess. Auch wenn sich die Inhalte ändern – die Engagierten waren und sind eine wichtige Säule für ein gelungenes Zusammenleben und gemeinsames Wachsen an den Herausforderungen. Sie leisten einen notwendigen und wertvollen gesellschaftspolitischen Beitrag.
ZusammenHelfen-Konferenz 2018 Tag der Ermutigung
© ZusammenHelfen in Oberösterreich – Gemeinsam für geflüchtete Menschen veranstaltet bereits zum vierten Mal die ZusammenHelfen-Konferenz, als Tag der Ermutigung für alle Engagierten, Interessierten und Betroffenen im Bereich Flucht und Integration statt. Auch heuer findet diese wieder im Rahmen des Ars Electronica Festivals statt: Am Samstag, 8. September 2018 von 09:30 – ca.17:00 in der POSTCITY, dem stillgelegten Post- und Paketverteilzentrum der österreichischen Post AG in Linz.
Sie hören Interviews mit
Rudi Anschober, oberösterreichischer Landesrat für Umwelt, Wasserrecht, Integration und KonsumentInnenschutz Martin Honzik, Leiter Ars Electronica Festival
Neben der ZusammenHelfen-Konferenz, wird © ZusammenHelfen in Oberösterreich auch wieder ein „ZusammenKommenLab“ im Open Lab Bereich des Ars Electronica Festivals bespielen. Vielfalt und Begegnung werden hier großgeschrieben. Verschiedene Projekte und Ideen, rund um den Bereich „Gemeinsam für geflüchtete Menschen“ finden im ZusammenKommenLab ihren Platz. Das Lab dient Engagierten, Interessierten und geflüchteten Menschen zudem als Ort des Austauschs und gemeinsamen Tuns. Den genauen Programmablauf finden sie hier.
Moderation: Sigrid Ecker
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