Zu Gast im Studio: Eugenie Kain
Anlässlich meines Vortrages über Eugenie Kain, gehalten am 10.03.2016 im Linzer Wissensturm, habe ich einige Aufnahmen nachgehört und Ausschnitte aus Sendungen bzw. einer Lesung in den Vortrag eingebaut. Diese bis dato nicht öffentlich zugängliche Aufnahme aus dem Jahr 2000 hat eine in mehrerlei Hinsicht besondere Geschichte:
Erstens war es mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit meine erste Sendung, in der Eugenie zu Gast im Studio war. Zweitens war diese Sendung schon vom Ablauf und den Inhalten her eine Vorwegnahme dieser dann einen Monat später begonnenen Sendereihe „Summerau,96“, weshalb ich diese Aufnahme ung’schaut unter „Summerau,96“ einreihe, als Vor-Sendung.
Diese Aufnahme, die am 14.2.2000 entstand, an der Technik damals Manfred Wollner, gehört an sich zu 12 Sendungen, die im Zeitraum März 1999 bis Februar 2000 unter dem Titel „Vermeiden Sie überflüssige Worte – Belangsendung für Literatur“ als Sendereihe der damals noch existierenden Regionalgruppe OÖ der IG Autorinnen Autoren on Air ging.
Ich hatte im Frühjahr 1999 – ich war als Delegierter der Grazer Autorinnen Autoren Versammlung im Vorstand der Regionalgruppe der IG – die Aufgabe übernommen, mich darum zu kümmern, dass die Sendung einmal monatlich on Air ging, wobei das Procedere meist so war, dass ich bereits vorproduzierte Beiträge der jeweiligen AutorInnen-Vereinigungen – von Stelzhamerbund bis GAV – im Studio an- und abmoderierte und Termine bzw. Informationen über Preise, Ausschreibungen verlautbarte.
Mich hat schon relativ bald gestört, dass die Sendung hauptsächlich aus „Konservenbeiträgen“ bestand, ich wollte, dass die Sendung lebendiger wird, dahingehend, dass weniger vorproduziert wird, dafür mehr „live“ aus dem Studio kommt. Und ich wollte auch, dass die Sendung – vom Schwerpunkt Literatur ausgehend – thematisch auch darüber hinauswachsen darf, auch kultur- oder gesellschaftspolitisch sein kann bzw. anderweitige Themen Platz finden.
Während der damals für Literaturförderung beim Land OÖ zuständigen Petra-Maria Dallinger mein Konzept gefiel, haperte es in der Regionalgruppe OÖ an Zustimmung, weshalb ich, dank Manuela Mittermayer, die mich ermunterte, meine Vorstellung einer lebendigen, interessanten Sendereihe eigenständig umzusetzen, im März 2000 mit der Sendereihe „Summerau,96“ ein Projekt startete, für das ich immerhin mehr als 11 Sende-Jahre verantwortlich war. Wally Rettenbacher übernahm die Sendereihe ab Juni 2011, die letzte Sendung ging im Jänner 2016 on Air. Damit endete nach beinahe 16 Sendejahren ein Stück „Radio-Geschichte“.
Wesentlich beteiligt an der Sendung war, in unterschiedlicher Intensität, auch Manuela Mittermayer, die ab 2004 und der Gründung des Verein Miriam, Trägerverein dieser Sendung und anderer Projekte, mitverantwortlich war für die organisatorische Abwicklung einer Sendereihe, die von Anbeginn an ein eigenes Budget – vor allem für AutorInnen-Honorare – zur Verfügung hatte, die auch als Gestalterin von Sendungen zu hören war oder beispielsweise gemeinsam mit Wally Rettenbacher einen Hörspielpreis für Autorinnen umsetzte.
Zurück zur Aufnahme vom Februar 2000, der Vor-Sendung zu „Summerau,96“. Mit dieser Sendung beendete ich dann endgültig meine Tätigkeit für die IG AutorInnen OÖ, zudem war diese 12. auch die letzte Sendung der IG, die on Air ging. Der damals schon GAV-lose Vorstand der IG hatte sich gegen eine Fortführung der Sendung ausgesprochen. Dadurch konnte ich dann einen Monat später mit „Summerau,96“ an jenem Sendeplatz beginnen, den zuvor die IG-Sendung eingenommen hatte, es war dies der zweite Montag im Monat mit der für spätere Summerau- und auch andere Literatursendungszeiten ungewöhnlich frühen Beginnzeit: 16 Uhr.
Die Sendung mit Eugenie Kain war nochmals ein Beitrag seitens der GAV, bei deren Beiträgen ich ohnehin auch vorher schon größeren inhaltlichen Spielraum hatte.
Den nützte ich, um „Elemente des Grauens“ in die Sendung einzubauen, ein Bestandteil späterer Summerau-Sendungen, den ich dann aber nach einiger Zeit wieder verworfen habe. „Krüger“, auf den ich Bezug genommen habe, war kurze Zeit Justizminister der schwarz-blauen Regierung. Die Glosse übers OK, das Offene Kulturhaus, muss etwas mit damaligen Umstrukturierungen beim Ausstellungsdienst zu tun gehabt haben, ich war ja einige Zeit unter verschiedenen Arbeitsverhältnissen im OK beschäftigt.
Beim Vorgespräch mit Eugenie habe ich einen kapitalen Bock geschossen, sie zuerst nach einer Lesung aus einem Werk ihres Vaters „Der Weg zum Ödensee“ zu fragen, kam bei ihr, die es zusehends mühseliger fand, auf den Vater angesprochen zu werden, nicht gut an. Ob ich Eugenie Kain damals als Autorin „unterschätzt“ habe oder ob es ein Missgeschick war, ausgelöst durch meine Neugier, mehr über dieses damalige Vorhaben zu erfahren, weiß ich heute nicht mehr, einreden kann ich mir ja viel. Auch wenn diese Episode später keine Bedeutung mehr hatte, weil es eben für mich eine Eugenie Kain gab, deren eigenes Werk Bestand hat in meiner Wertschätzung, ohne dass ich beim Vater „anstreifen“ muss, vergessen habe ich nicht auf diesen Schnitzer.
Eugenie las in der Sendung aus ihrer Erzählung „Schneckenkönig„, einer Erzählung, die 1999 erstmals in „Sehnsucht nach Tamanrasset“ und 2009 nochmals und titelgebend in ihrem letzten Erzählband veröffentlicht wurde.
Im anschließenden Gespräch haben wir uns über den Journalisten Gerhard Marschall unterhalten, der damals die OÖN verließ oder aufgrund seiner nicht „regierungskompatiblen Haltung“ verlassen musste, die Sendung entstand ja gut eine Woche nach Angelobung der schwarz-blauen Regierung unter Schüssel.
Auch über die Bedeutung freier Medien haben wir gesprochen, auch nicht uninteressant aus heutiger Perspektive, gut 16 Jahre später.
Erich Klinger, 23. März 2016
P.S.: Danke an Margit und Katharina Kain für die Erlaubnis, den Textauszug von Tochter bzw. Mutter ins Netz zu stellen.
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