Ziviler Ungehorsam für den Klimaschutz
Die Entwicklungspolitischen Hochschulwochen fanden vom 7. bis 28. November statt, organisiert von Südwind. Am 22. November hat eine Diskussionsrunde darüber stattgefunden, ob ziviler Ungehorsam im Angesicht der Klimakrise Pflicht ist. Durch den Abend hat Brigitte Mock von Südwind geführt. Zuerst hat Mirko Javurek von den Scientists for Future einen Überblick über den derzeitigen wissenschaftlichen Stand der Klimakrise gegeben und wie die Erde sich dorthin entwickelt hat, wo wir heute stehen. Danach hat Michael Rosenberger, Professor für Moraltheologie an der Katholischen Privatuniversität Linz darüber gesprochen, wie ziviler Ungehorsam moralisch richtig sein kann, obwohl er teilweise vom Gesetz verboten ist. Zum Schluss spricht Luise von der Letzten Generation über ihre Motivation, sich aktiv im Kampf gegen den Klimawandel zu engagieren.
Mirko Javurek hat in einem kurzen Vortrag deutlich gemacht, dass die international gesetzten Klimaziele nicht durch entsprechende Maßnahmen abgedeckt sind. Wenn diese nicht umgesetzt werden, steuert die Erde auf ca. 3°C Erwärmung hin. Um das 1,5°C Ziel der Klimakonferenzen noch zu erreichen, bräuche es massive Einschränkungen im CO2 Ausstoß, so Javurek. Wenn keine Verringerung der Erwärmung erreicht wird, ist eine der Folgen Hitzetage, an denen Menschen nach ein paar Stunden im Freien sterben würden, weil der Körper mit diesen Temperaturen nicht umgehen kann. Davon wären Millionen von Menschen betroffen, die ihre Heimat verlassen werden müssen, da sie nicht mehr bewohnbar sein wird.
Michael Rosenberger hat darüber gesprochen, was legitime Mittel sind, um die Klimakrise noch abzuwenden. Er meint, dass es die Bequemlichkeit der Mehrheit sei, die dazu führt, dass nichts getan wird. Aber je länger gewartet wird, desto drastischer müssen die Maßnahmen ausfallen. Rosenberger fragt, welche Alternativen es gibt, wenn die demokratischen Entscheidungsprozesse zu langsam sind. Mit Worten und Diskurs zu widersprechen, wie Fridays for Future das tut ist eine Möglichkeit. Die andere Methode wäre: „Rede nicht nur, handle!“ Das Gewissen würde Menschen dazu bringen, ins Tun zu kommen, wie die Aktionen der Letzten Generation zeigen. Er nennt es „Sand ins Getriebe werfen“, damit das Zurasen auf die Erderwärmung gebremst wird. Mancher Widerstand, der nicht gewalttätig ist oder Menschenleben gefährdet ist Rosenberger zwar vom Gesetz her illegal, aber nicht illegitim. Es gebe einen Unterschied zwischen der juristischen und der moralischen Ebene.
Luise ist Aktivistin bei der Letzten Generation. Sie räumt mit Vorurteilen auf, die die Aktivist*innen immer wieder zu hören bekommen. Sie findet es ein unsinniges Argument, dass es nichts bringe, bei uns zu demonstrieren, da andere Länder viel schlechter darstehen würden. Den Klimawandel stoppen ist eine Gemeinschaftsaufgabe, an der sich alle beteiligen müssen. Auch das Thema mit den Rettungswägen, die durch die angeklebten Aktivist*innen blockiert würden, spricht Luise an. Es werden immer die Leitstellen der Rettung vor einem Protest informiert und eine oder zwei Personen sind nicht angeklebt während einer Aktion, damit Rettungsautos durchkommen können. Das Ankleben mache keinen Spaß und sei emotional sehr belastend. Personen, die sich für diesen zivilen Ungehorsam entscheiden, bekommen bei der Letzten Generation ein Protesttraining. Dort lernen sie, was die rechtlichen Konsequenzen sein können und wie sie damit umgehen sollen, wenn sie von Autofahrenden beschimpft werden. Wichtig ist, dass sie sich auf keinen Fall wehren dürfen und sich immer deeskalierend verhalten.
Zu den Forderungen der Letzten Generation sagt Luise:
„Wir sind der Feueralarm. Wir sind keine Wissenschaftler, wir sind keine Moralapostel oder sonstiges. Wir sind der Feueralarm, der versucht, die Regierung aufzurütteln. Der versucht, alle aufzurütteln und aufzuzeigen, wie drastisch die Situation ist.“
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