World Citizens – Ryuichi Sakamoto & David Sylvian
Liebe Freunde und Hörer von Kraft & Hell!
Am 28. März jährt sich der Tod des japanischen Komponisten, Arrangeurs, Pianisten, Produzenten, Schauspielers, Aktivisten und Denkers Ryuichi Sakamoto zum zweiten Mal. Wenige Wochen, bevor Meister Sakamoto seinem Krebsleiden erlag, begab er sich gemeinsam mit seinem Sohn, dem Filmemacher Neo Sora, in das berühmte NHK Studio 509 in Tokyo. Mit größter Kraftanstrengung, Geduld und Konzentration nahm er über mehrere Tage am Flügel Platz, um alleine, jedoch unter den Kamerablicken seines Sohnes, eine besondere Auswahl aus seinem fast unüberblickbar umfangreichen Gesamtwerk samt dreier Neukompositionen einzuspielen. Eine Abschiedsvorstellung. Ryuichi Sakamoto war zu diesem Zeitpunkt knapp über 70 Jahre alt.
Ryuichis Sakamotos Kräfte ließen bloß einige wenige Aufnahmen pro Tag zu. Es entstand der Live-Konzertfilm „Opus“, ein tief berührendes Meisterwerk in Schwarz-Weissen-Bildern. Eine große Suite, dabei Klassiker wie „Tong Poo“ des Yellow Magic Orchestra oder neu, intim und schlicht interpretierte Filmmusikmeisterwerke wie „Merry Christmas Mr. Lawrence“ und „The Last Emperor“. Nicht wenige in der Musikwelt sind verblüfft, dass diese LP zuletzt bei den Grammys leer ausging.
Während seiner Erkrankung führte er ein Musiktagebuch, in dem er notierte, er wolle „einfach von Klang überschüttet werden“. Trotz seiner körperlichen Erschöpfung gelang ihm bei diesen Aufnahmen die vollendete Verdichtung musikalischer Poesie. Still, mitunter auch wieder unglaublich kräftig, dann wieder behutsam, bespielte er seine 88 Tasten, und er wählte am Ende einen Abgang im Film, der ein wenig an jenen seines Freundes David Bowie in „Black Star“ erinnerte: Während die letzten Takte der Titelnummer verklingen, empfiehlt er sich, es bleibt der Hall der Schritte des Abgangs des Meisters mit weißem Haupt. Sein Werk, samt früher Meisterwerke wie „Thousand Knives“ (1978) oder faszinierender 1980er Abenteuer wie „Esperanto“ (1985) oder „Neo Geo“ (1987), bleibt.
Einer der wichtigsten Kollegen Ryuichi Sakamotos war David Sylvian, mit dem er ab den frühen 1980er Jahren regelmäßig zusammenarbeitete, ua auf Klassikern wie „Brilliant trees“ (1984), „Secrets of the Beehive“ (1987), „Dead Bees on a Cake“ (1999) oder auf der LP „Snow Borne Sorrow“ (2005). Die beiden einte auch eine Richtung der musikalischen Ästhetik der 1980er, die sie mit Acts wie den Pet Shop Boys oder The Blue Nile verbindet: Anti Rock. No blues underneath.
Aus all dem werden wir einen Cocktail basteln, mal elegischer, dann wieder schneller, vielseitig und rund und bunt und schön. So do all come along, Ihr Schätze. Nerds are welcome, and all the rest of you, too.
Zu hören sind wir als LIVE STREAM via www.o94.at, auf der Frequenz UKW 94.0 und im Kabel auf der Frequenz 92,7. Den Podcast zum Nachhören gibt es nunmehr sowie zu vielen anderen alten Sendungen von Kraft & Hell, appetitlich und übersichtlich geordnet, unter dieser URL:https://cba.fro.at/series/kraft-hell
Liebe Grüsse!
Die Herren von KRAFT & HELL
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