Wie nachhaltig ist die Stadt Linz?
Was macht Linz zu einer nachhaltigen Stadt? Welche Rolle spielt der Bodenverbrauch? Wie funktioniert nachhaltige Stadtentwicklung?
In der Woche der Nachhaltigkeit im FROzine darf auch der Blick auf die Stadt Linz nicht fehlen. Was macht Linz zu einer nachhaltigen Stadt? Michael Diesenreither führt Interviews zu den Themen Stadt und Natur, Biodiversität, Bodenverbrauch, den Schutz der Linzer Bäume, Zukunftsgerichtete Stadtentwicklung mit:
Friedrich Schwarz, Leiter der Naturkundlichen Station der Stadt Linz Gerlinde Larndorfer-Armbruster, Bodenbündnis in Oberösterreich Wolfgang Pauzenberger und Günter Eberhardt, Arch.Pro.Linz Welf Ortbauer, Baumrettungsinitiative Linz
Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt Linz
Was ist Nachhaltigkeit? Der Begriff steht für eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generationen entspricht, ohne die Entwicklungsmöglichkeiten zukünftiger Generationen zu beeinträchtigen. Eine nachhaltige Politik ist auf 3 Säulen aufgebaut: Ökologie, Wirtschaft und Soziales. Es geht dabei um die Schaffung von wirtschaftlichem Wohlstand unter Aufrechterhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und des sozialen Friedens. Nachhaltigkeit umfasst alle Lebensbereiche. Vorbeugen und Vorsorgen spielen eine zentrale Rolle. Die Lebens- und Wirtschaftsweise, die Energiewirtschaft und vor allem die Verkehrssysteme müssen so verändert werden, dass sie dauerhaft umweltverträglich werden.
So die Definition des Begriffs “Nachhaltigkeit” der Stadt Linz.
Bereits 1995 beschloss der Gemeinderat einstimmig, mit der Linzer Agenda 21 eine nachhaltige Entwicklung in Linz zu fördern. Folgende Nachhaltigkeitsgrundsätze wurden dabei festgelegt:
Die Naturreichtümer von Linz sollen bewahrt und entwickelt werden. In der Produktion und bei den Dienstleistungen soll die Effizienz gesteigert werden. Als Voraussetzung für eine zukunftsbeständige Stadt soll soziale Ausgewogenheit angestrebt werden. Flächennutzungsstrukturen sollen zukunftsbeständig sein. Die Strukturen städtischer Mobilität sollen zukunftsbeständig sein. Die Stadt Linz leistet ihren Beitrag zur Verantwortung für das Weltklima. Bürger sollen beteiligt und die örtliche Gemeinschaft in den Prozess der nachhaltigen Entwicklung einbezogen werden. Die Kommunalverwaltung soll auf Zukunftsbeständigkeit ausgerichtet sein.Die Idee einer Nachhaltigen Stadt wurde um die Jahrtausendwende vom Konzept der „Smart City“ aufgegriffen: Eine Smart City bietet ihren Bewohnerinnen und Bewohnern maximale Lebensqualität bei minimalem Ressourcenverbrauch. Erreicht werden soll dies durch intelligente Verknüpfung von Infrastruktursystemen (Transport, Energie, Kommunikation, etc.) auf verschiedenen Ebenen (Gebäude, Quartier, Stadt).
Im November 2019 beschloss der Gemeinderat mehrheitlich (Gegenstimme durch NEOS) eine Grundsatzerklärung und Handlungsübersicht für eine umfassende Klimastrategie der Stadt Linz. Auf Basis der Ziele nachhaltiger Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) wurden 19 Nachhaltigkeitsziele formuliert. Ein weiteres gemeinsames Ziel ist die Bewerbung der Stadt Linz um den Titel „Klimahauptstadt Europas“ bis 2025.
Ebenfalls im Gemeinderatsbeschluss als Teil der Klimastrategie wurde eine nachhaltige Stadtentwicklung beschlossen:
Die Stadt Linz leistet darüber hinaus einen Beitrag zum Klimaschutz durch eine nachhaltige Stadtentwicklung, durch die Wohn-, Arbeits- und Freizeiträume umweltfreundlich miteinander verbunden und in der Stadtplanung ausreichend Grünräume berücksichtigt werden. Der Aufrechterhaltung der Biodiversität in den Lebensräumen zu Land und zu Wasser wird dabei besonderes Augenmerk gewidmet. Mit dem Beitritt zum Klimabündnis und zum Bodenbündnis in Österreich hat die Stadt Linz einen wesentlichen Akzent gesetzt.
Wie sieht es nun, knapp 2 Jahre nach dem Beschluss der Klimastrategie der Stadt Linz und 26 Jahre nach dem Beschluss der Linzer Agenda 21 konkret mit einer Nachhaltigen Stadtentwicklung und der Aufrechterhaltung der Biodiversität aus? Ich frage bei Bürger*inneninitiativen und Expert*innen nach.
Welche Rolle spielt der Bodenschutz?
Gerlinde Larndorfer-Armbruster, Projektleiterin Bodenbündnis in Oberösterreich über quantitativen und qualitativen Bodenschutz, die Besonderheiten des städtischen Raums in Sachen Bodenschutz und die Rolle des Bodens für eine nachhaltige Stadtentwicklung.
Stadt und Natur – kein Widerspruch?
Fritz Schwarz, Leiter Naturkundliche Station und Botanischer Garten der Stadt Linz, über die Verantwortung von Städten für die Erhaltung der Biodiversität. Welche ökologischen Unterschiede gibt es zwischen Stadt und Land? Wie kann weiteres Stadtwachstum und Natur in Einklang gebracht werden? Welche Auswirkungen hat die Verbauung für die Artenvielfalt?
Planlose und gar nicht nachhaltige Stadtentwicklung?
Die Architekten Wolfgang Pauzenberger und Günter Eberhardt von der Initiative Arch.Pro.Linz sehen dramatische Fehlentwicklungen in der Linzer Stadtentwicklung. Sie bezeichnen diese als planlos, und überhaupt nicht nachhaltig oder langfristig gedacht. Pauzenberger spricht sogar von einem “Verbrechen an die zukünftigen Generationen”. Sie kritisieren eine Stadtplanung, die sich zu sehr an Investoren-Interessen orientiert und fordern mehr Bürger*innen-Beteiligungsprozesse. Die vorhandenen Gremien und Instrumente wie Gestaltungsbeirat, Städtebauliche Kommission, Kooperative Verfahren und Zukunftswerkstatt bezeichnen sie als intransparent und unzureichend. Besonders kritisch sehen die beiden Architekten den “Wildwuchs an Hochhäusern” und die zusätzlichen Autobahn-Projekte in und um Linz. Welche konkreten Lösungen gibt es im Sinne einer nachhaltigen, holistischen Stadtentwicklung?
Mehr Schutz der städtischen Bäume?
Welf Ortbauer von der Baumrettungsinitiative Linz spricht beim Projekt “Klimahauptstadt Linz” von einem “Luftprojekt”. Das Projekt der 1000 Bäume für die Innenstadt habe es nach einem halben Jahr im Pilotprojekt Stockhofstraße gerade einmal zu 7 Bäumen geschafft, und diese nicht einmal nach dem Schwammstadt-Prinzip, sodass die Bäume eine höhere Lebensdauer hätten. Welche Bäume sind schützenswert? Wofür setzt sich die Baumrettungsinitiative konkret ein?
Gestaltung: Michael Diesenreither
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