Widerstand am Tapajós

03.12.2015

Nach Belo Monte: „Alle Flüsse Amazoniens sind in Gefahr“

Die brasilianische Regierung plant aktuell neue Staudämme im Tapajós-Einzugsgebiet. Der Tapajós ist der letzte größere Fluss südlich des Amazonas, der noch nicht gezwungen wurde, Brasiliens Energiehunger zu stillen. Doch das soll sich bald ändern. Für das größte der dort geplanten Kraftwerke – den São Luiz de Tapajós – soll das Wasser auf 199 Kilometer Länge aufgestaut werden – auf der Strecke bleiben dabei Mensch, Natur und das Klima.

Der Tapajós-Fluss ist die Lebensader der Munduruku, eines 14.000 Menschen zählenden indigenen Volkes. Die Munduruku sind in dieser Region die größte vor Ort angesiedelte  indigene Gruppe. Seit Tausenden von Jahren  besiedeln sie die Ufer des Tapajós-Flusses, der ihre Lebensader darstellt. Der Tapajós bietet ihnen Nahrung und Transportwege und ist für die Wahrung ihrer Traditionen sehr wichtig. Die Veränderungen des Tapajós, die mit dem Bau des Staudammprojektes einhergehen, hätten katastrophale Folgen für die Munduruku.

Noch sind Kraftwerk und Staudämme in der Planungsphase. Aber schon das 15.000 Seiten starke Umweltverträglichkeitsprüfungs(UVP)-Projekt, welches derzeit vom Umweltministerium (IBAMA) geprüft wird, macht deutlich: Die in der brasilianischen Verfassung garantierten Rechte der Indigenen sollen ausgehebelt werden. Zusätzlich weist das UVP-Projekt beachtliche Mängel auf, beispielsweise wurden bedrohte Tierarten sowie die Tatsache, dass noch weitere vier Staudämme auf dem gleichen Flussgebiet geplant sind nicht berücksichtigt. Auch wurde die Bevölkerung nicht über die tatsächlichen Folgen des Projekts informiert.

Die negativen Auswirkungen gigantischer Wasserkraftwerke sind in mehreren Gegenden schon heute sichtbar. Eines der bekanntesten Projekte dabei ist der am Xingu Fluss im Amazonasbecken gelegene Staudamm Belo Monte, der drittgrößte Staudamm der Erde. Infrastruktur-Maßnahmen, wie der Bau von Straßen, führten zu einem Anstieg der Entwaldung. In der Folge drangen Wilderer, Goldsucher, aber auch Waldarbeiter unerlaubt in indigene Territorien vor. Belo Monte steht gegenwärtig aufgrund von Vertragsbrüchen wieder vermehrt im Fokus der öffentlichen Kritik. Das österreichische Unternehmen Andritz AG – weltweit eines der führenden Unternehmen im Wasserkraft-Bereich – ist auch am Bau des Belo Monte Projektes beteiligt. Offen ist noch, ob die Andritz AG erneut bereit ist Menschenrechtsverletzungen und Urwaldzerstörung zu tolerieren, um auch vom Bau des ersten Damms am Tapajós zu profitieren.

 

Informationen zu unseren Gästen:

Marquinho Mota
Marquinho Mota ist Projektkoordinator des Orientalen Amazonas Forums – FAOR (Fórum da Amazônia Oriental). Derzeit koordiniert er Projekte in den Gebieten der Xingu und Tapajós Flüsse, die von Damm- und Minen Projekten bedroht sind. Seit Jahren setzt er sich für die Rechte der Munduruku ein. Er arbeitet auch freiwillig an dem Projekt Ije Ofé, das in 80 Quilombola-Gemeinden im östlichen Amazonas vertreten ist, die ebenfalls von dem Bau großer Projekte bedroht sind. FAOR vernetzt fast 300 Organisationen, Bewegungen und Initiativen im östlichen Teil des brasilianischen Amazonasgebiets, die sich für die Interessen und Rechte der AnwohnerInnen in aktuellen Themen wie Klimawandel, Landrechte, Energieversorgung, Ernährungssouveränität und Armutsbekämpfung stark machen.

Ana Claudia Matos da Silva Mumbuca
Ana Claudia Matos da Silva Mumbuca ist eine junge Quilombola, wie die Nachkommen von ehemals versklavten Menschen genannt werden, aus dem Bundesstaat Tocantins im brasilianischen Amazonasgebiet. Sie wohnt in der Mumbuca Kommune – Region Jalapão, und ist Studentin an der Bundesstaatlichen Universität von Tocantins. Ihre hundertjährige Kommune ist von verschiedenen Unternehmensprojekten bedroht. Sie hat am Projekt „Ijé Ófé“ teilgenommen. Jugendliche Quilombolas wurden dabei in der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen geschult und tragen ihr Wissen als MultiplikatorInnen in ihre Gemeinden.

Lukas Meus
Amazonas-Kampagnen-Leiter von Greenpeace CEE

Links:

http://www.kathpress.at/goto/meldung/1325381/nach-belo-monte-alle-fluesse-amazoniens-sind-in-gefahr

http://www.greenpeace.org/austria/de/themen/urwaelder/

https://de.wikipedia.org/wiki/Funda%C3%A7%C3%A3o_Nacional_do_%C3%8Dndio

http://www.funai.gov.br/

 

Unsere Signation bzw. kurze musikalische Begleitung ist unter CC-Lizenz folgendem Titel entnommen: „Coolman“ aus dem Album „Kogani“ der Formation Suerte

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