Who is this Song? Der Eurovision Song Contest als Bühne für Identitätspolitik
Diese Ausgabe von Eigenklang beschäftigt sich mit einer ganz speziellen Ausprägung von musikalischer Tradition: dem Eurovision Song Contest (ESC). Wie der kritischen Betrachterin und dem kritischen Betrachter dieses medialen Großereignisses wahrscheinlich aufgefallen ist, geht es in diesem Wettbewerb meist weniger um die musikalische Qualität der Beiträge, als darum, wer für welches Land auf der Bühne steht. Der Sendungstitel Who is This Song? – eine Anspielung auf die Dokumentation Whose is This Song? von Adela Peeva – verweist auf eben diese besondere Rolle der Identität der Person, die ein Land beim Song Contest vertritt.
Unter dem Titel Performing Sexual Identity on the Eurovision Stage hat am 7. März 2016 ein Symposium an der Musikuniversität Wien zu diesem Thema stattgefunden. Eigenklang berichtet diesmal von drei Vorträgen dieser Veranstaltung.
Im ersten Teil hören wir Ausschnitte der Präsentation von Dafni Tragaki von der Universität Thessaly, Griechenland, die über die Eurovisions-Hymne, den Sieg von Conchita Wurst und über kulturelle und politische Bedeutungen der ESC-Bühne spricht.
Danach begrüße ich Renée Winter von der Österreichischen Mediathek zu einem kurzen Studiogespräch. Sie hat am Symposium einen Vortrag über die ersten Beiträge Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg gehalten, in dem sie die Versuche der Konstruktion einer neuen nationalen Identität zwischen politischen, kulturellen und ökonomischen Interessen präsentiert.
Im letzten Teil hören wir Ausschnitte aus dem Vortrag von und ein Kaffepausengespräch mit Thomas Hilder von der Grieg Academy der Universität Bergen, Norwegen. Er erzählt von den skandinavischen Sami, deren traditionelles Territorium Sapmi sich über Teile Finnlands, Norwegens und Schwedens erstreckt, über Jojken und den ESC als Ort der Verhandlung ethnischer und sexueller Identität.
Dazu hören wir (vor allem österreichische) Beiträge vom ESC aus 6 Jahrzehnten, Musik der samischen Sängerin Sojia Jannok und den einen oder anderen Jojk.
Noch ein Buchtipp: Im Mai 2015 ist das Buch Eurovision Song Contest. Eine kleine Geschichte zwischen Körper, Geschlecht und Nation, herausgegeben von Christine Ehardt, Georg Vogt und Florian Wagner, im Zaglossus Verlag erschienen, das sich ebenfalls mit dem ESC beschäftigt und in dem Renée Winters Artikel nachzulesen ist. Mehr Informationen dazu finden Sie hier: http://www.zaglossus.eu/ESC.htm
Playlist:
Die Schmetterlinge – Boom Boom Boomerang
Marc-Antoine Charpentier – Präludium zu Te deum (D-Dur)
Conchita Wurst – Rise Like A Phoenix
Bob Martin – Wohin kleines Pony?
Liane Augustin – Die ganze Welt braucht Liebe
Ferry Graf – Der K und K Kalypso
Carmela Corren – Vielleicht gerschieht ein Wunder
Wimme – In mun du
Sofia Jannok – Waterloo
Sofia Jannok – Liekkas
Sofia Jannok – Snölejonnina
Sofia Jannok – Vuolvojávrri
Mari Boine – Gula Gula
Sofia Jannok – Irene
Eigenklang – Die Sendung des Instituts für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie
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