Wegstrecken: Kommentar Westring, Vortrag Thayatalbahn, Fahrplanwechsel (3)
In den Wegstrecken Folge 149 vom 30.11.2010 war zu hören:
Ein Kommentar der Wegstrecken-Redaktion zur wundersamen Geldvermehrung beim Westring (am Ende der Sendungsbeschreibung eingefügt!)
Presseaussendung Gerda Lenger zu dieser Thematik (Zitate daraus); Hinweis auf Presseaussendung KPÖ
Vortrag (in Auszügen): Landflucht stoppen oder durch weiteren Rückbau der Verkehrsinfrastruktur forcieren?
Ein weiterer Vortrag der Salzburger Verkehrstage 2010 „Bahn und Bus grenzenlos“ beschäftigte sich mit der Thayatalbahn, die, demnächst im Besitz des Landes NÖ, mit Fahrplanwechsel per 12.12.2010 gänzlich eingestellt werden wird und in einen Radweg umgebaut werden soll. Die Thayatalbahn war bis 1945 Bestandteil einer grenzüberschreitenden Eisenbahnverbindung. Nach dem Kappen dieser Verbindung wurde die Strecke auf österreichischer Seite schrittweise eingestellt, zuletzt wurde nur mehr der Abschnitt Schwarzenau – Waidhofen an der Thaya im Personen- und Güterverkehr bedient.
Auf tschechischer Seite wurde einiges in die Verbesserung der Infrastruktur der von Kostelec nach Slavonice – nahe der Grenze – führenden Bahn investiert, einhergehend mit einer eindeutigen Aufwertung der Region.
In NÖ gehen die Uhren jedoch anders, hier hält man sich nicht einmal an bilaterale Vereinbarungen und ignoriert mit an Idiotie grenzender Sturheit das Potenzial, das eine durchgehende Verbindung zum Nachbarn auch im Güterverkehr, der jetzt durch die Ortschaften donnert, hätte.
Vortragende: Alexander Stipsits, Obmann-Stellv.,Verein „Neue Thayatalbahn“, Waidhofen a.d.Thaya(AT)
Dr. Neela Winkelmann-Heyrovská, Ökologische Beratung, Prag (CZ)
Derzeit gibt es zwischen Waidhofen/Thaya und den Orten entlang der Thayatalbahn nur einen sehr sehr dürftigen Busverkehr von Montag bis Freitag, wenn Werktag. Grenzüberschreitenden Verkehr gibt es „natürlich“ bislang keinen. Lt. Alexander Stipsits sind grenzüberschreitende Euregio-Busverbindungen geplant.
Link zum Vortrag auf der Homepage Regionale Schienen – mit interessanten Fotos:
http://www.regionale-schienen.at/pdfReader.asp?link=pdf/8isvt/referate/winkelmann-heyrovska.pdf
Egon Schmidt, Medien- und Pressereferent des Verein Neue Thayatalbahn hat mich um folgende Ergänzungen im Begleittext zur Sendung ersucht, die ich der Übersicht halber kursiv gestellt habe:
Ein weiterer Vortrag der Salzburger Verkehrstage 2010 „Bahn und Bus grenzenlos“ beschäftigte sich mit der Thayatalbahn, die
per 1.1.2011 in den Besitz des Landes NÖ übergeht. Vorher wurde Seitens des Landes NÖ mit der ÖBB die Einstellung des Personen- und Güterverkehrs mit Fahrplanwechsel per 11.12.2010 vereinbart. Danach soll – geht es nach Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll – und den unter politischem Druck stehenden Bürgermeistern des Bezirks Waidhofen/Thaya, die Bahntrasse zerstört und in einen Radweg umgewandelt werden.
Derzeit gibt es zwischen Waidhofen/Thaya und den Orten entlang der Thayatalbahn nur einen sehr dürftigen Busverkehr von Montag bis Freitag, wenn Werktag. Grenzüberschreitenden Verkehr gibt es „natürlich“ bislang keinen. Lt. Alexander Stipsits sind grenzüberschreitende Euregio-Busverbindungen geplant, welche aber aufgrund – des verständlichen Widerstandes – der Tschechen nur bis zum Bahnhof Slavonice verkehren werden. Ab Slavonice heißt es umsteigen: In die neuen Regionalgarnituren der Tschechischen Bahn (CD – Cesky Drahy).
Weiters hat mich Egon Schmidt freundlicherweise darauf hingewiesen, dass nicht alle Bürgermeister im Bezirk Waidhofen/Thaya dafür sind, die Bahntrasse in einen Radweg umzuwandeln, er verweist darauf, dass die beiden SPÖ-Bürgermeister zwar auch für den Radweg sind, diesen aber NEBEN der Bahn haben wollen, denn „Radfahrer sind Bahnfahrer und umgekehrt“.
Und er meinte auch, bezugnehmend auf meine verzweifelt-spöttische Meldung über die niederösterr. Radweg- auf Bahntrassenseuche anhand von Bürgermeistern im Ybbstal, die demonstrativ auf dem Bahngleis stehend, den Radweg auf der Bahntrasse einfordern, es würden auch im Ybbstal nicht alle Bgm. dafür sein – das war mir klar, sollte meine Meldung so verstanden worden sein, als seien „alle“ dafür, hier nun also die Richtigstellung!
Meldungen ÖBB – SEV (Schienenersatzverkehre), Euregio-Ticket Slowakei (Bratislava); Bürgermeister Ybbstal für Radwegebau!
Fahrplanwechsel (3): Einige Details zu Änderungen im Fernverkehr; Regionalverkehr OÖ – in groben Zügen (sinnbildlich!); Linz – Graz
Westring-Kommentar:
WESTRING
„Wow“ habe ich mir heute beim Lesen der Hausgazette der Westring-Lobby, den OÖN, gedacht, als ich darüber informiert wurde, dass das zuvor vorm Abhausen stehende Land OÖ und die ebenfalls vom Schuldenturm bedrohte Stadt Linz mindestens knapp 80 Mio. € für den Westring aufzubringen gedenken, und zwar im Verhältnis von 10% zu 5% der Gesamtkosten, die derzeit mit 527 Mio. € veranschlagt sind.
Das nenne ich einen Kraftakt: noch vor kurzem sah es so aus, als ob Pflege- und Betreuungseinrichtungen nicht in Betrieb genommen werden könnten, weil das Geld fehlte und dann zaubert Pühringer als Finanzreferent des Landes mindestens 52,7 Mio. € aus dem Hut. Und Bürgermeister Dobusch lässt sich nicht lumpen und bietet mindestens 26,35 Mio. €, Geld, das die Stadt seinen eigenen Worten zufolge nicht hat.
Da geht etwas weiter, dachte ich mir. Für ein Projekt, das verkehrspolitisch hirnrissig ist, lässt sich etwas bewegen.
Laut OÖN war man beim Land OÖ zumindest soweit, das Geld in mehreren Jahrestranchen aus dem Topf des ressortzuständigen Straßenbaureferenten Hiesl lukrieren zu wollen, dem der Westring bekanntlich über alles geht. Ich bin mir sicher, dass selbst bei Zustandekommen der genannten Vereinbarung genug Geld für anderweitige neue Straßen übrig bliebe.
Andererseits werden mit Fahrplanwechsel per 12. Dezember (teils auch schon ab September) etwa 15% der vom Land finanzierten Verbindungen vor allem bei Regionalbuslinien eingespart, weil man in den Jahren zuvor Regionalverkehrskonzepte mit einem unterdotierten Budget umsetzen ließ und weil sich HERR Hiesl von seinem deutlich besser dotierten Budget für Straßenbau nichts nehmen ließ und lässt. Auch nicht für die längst überfällige Attraktivierung der Mühlkreisbahn.
Immerhin dürfte aber klar sein: Wer einer zeitgemäßen Mühlkreisbahn anstelle des Westringes das Wort redet, hat nunmehr bessere Karten. Alleine der für den Westring reservierte Anteil des Landes reicht locker aus, die Mühlkreisbahn zu sanieren und zu einem im gesamten Streckenverlauf attraktiven Verkehrsmittel auszubauen.
Auch der Stadt Linz stünde es gut an, diesen Ausbau der Mühlkreisbahn einzufordern.
Ich weiß, dass es illusorisch ist, von pragmatischen Provinzpolitikern und in hirnrissige Projekte verrannten Landeskaisern ein Umdenken zu erwarten oder gar zu verlangen. Daher erwarte ich mir nicht, dass Luger gegen den Westring auftritt und Hiesl gar am Ende seiner politischen Tage so weitsichtig wird, dass er abdanken kann ohne sich das Denkmal Westring gesetzt zu haben, koste es was es wolle. Pühringer macht offenbar, was ihm der Zeichner Gerhard Haderer schon oft angedeihen ließ: er bizzelt, was das Zeug hält.
Dobusch zieht ungeachtet etwaiger Zweifel mit, weil es sich ein Politiker in seiner Position nicht leisten kann, einen Fehler in Westring-Größenordnung einzugestehen. Ich vermute, die Angst vor dem Verlust virtueller Macht sitzt ihm im Nacken. Und Ackerl, der mir bei all diesen Verhandlungen über den Westring mangels entsprechendem Ressort unnötig wie ein Kropf vorkommt, gibt in diesem Quartett den Ritter der traurigen Gestalt, der mitfährt, damit Dobusch nicht alleine mit den beiden Schwarzen auftreten muss. Ackerl steht für sich. Gestatten, LH-Stellvertreter ohne Mandat.
Also: Vorsicht vor alten oder alternden Männern, die im Namen aller Menschen eines Bundeslandes oder einer Stadt ein Verkehrsprojekt von vorvorgestern umgesetzt sehen wollen. Und danke für die Offenbarung, dass Hiesl auf Straßenbauprojekte verzichten kann, ohne dass der Straßen-Verkehr in OÖ zusammenbricht!
(Kommentar Westring, E.K., 30.10.2010)
Wegstrecken Folge 150 geht am 21.12. von 19 bis 20 Uhr auf Sendung!
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