Was machen Hebammen?
Heuer hat in Linz die erste Kassen-Hebammenpraxis eröffnet. Marina Weigl und Stephanie Miesbauer von Hebammen im Zentrum erklären, dass es ihnen wichtig war, ihre Arbeit als Kassenleistungen anzubieten, damit wirklich alle Schwangeren die Möglichkeit haben, eine Hebamme in Anspruch zu nehmen. Zuvor haben beide im Krankenhaus gearbeitet und bemängeln, dass dort die Arbeitsbedingungen alles andere als ideal sind. 40 Stunden Schichtdienste und schlechte Bezahlung wären für sie ausschlaggebend gewesen, die Praxis in der Einsteinstraße 3 von einer Kollegin zu übernehmen.
Die Arbeit beschreibt Weigl so, dass sie sich vor der Geburt die Schwangeren ansehen, ähnlich wie es Gynäkolog*innen machen, aber sie würden andere Instrumente dabei einsetzen, hauptsächlich ihren Körper selbst. Sie schauen sich die Körper eher mit ihren Händen an, als mit medizinischen Instrumenten. Im Wochenbett, also nach der Geburt, bieten sie Hausbesuche an. Da werden die Familien besucht und sie kontrollieren dort, ob es der Mutter und dem Baby gut gehen. Auf alle Fälle verpflichtend ist es, dass eine Hebamme bei der Geburt anwesend ist.
In Österreich gibt es ca. 2.600 Hebammen, in großen Ballungsräumen sind es mehr, in ländlichen Gebieten weniger. Grundsätzlich finden die beiden, dass über Österreich verteilt es eine gute Menge ist. Das Problem sei aber, wenn Frauen es übersehen, sich bald um eine Hebamme zu kümmern, dass sie keine mehr auf Kassa findet. Viele Hebammen sind sechs Monate im Vorraus ausgebucht. Es passiert auch nicht immer, dass bei gynäkologischen Untersuchungen hinreichend darauf hingewiesen wird, was die Angebote von Hebammen sind.
Was die Arbeit so besonders macht beschreibt Weigl so:
„Wir wissen natürlich sehr viel über Geburt aus der schulmedizinischen Sicht, aber die Kunst an unserem Beruf ist es, dieses Wissen zu haben und eben nicht so wie es Ärzte tendenziell machen, dann wirklich nur auf diesen Hard Facts zu bleiben, sondern den gesamten Menschen, die ganze Frau zu sehen und nicht nur die Gebärmutter, wo das Baby drinnen ist.“
Hebamme ist ein sehr klassisch weiblicher Beruf, aber mittlerweile sind ein paar wenige Männer dazugekommen, die ihn ausführen. Miesbauer kann die Bedenken, die Schwangere gegenüber männlichen Hebammen, die Berufsbezeichnung ist unisex, haben könnten, nur bedingt nachvollziehen:
„Es ist schön zu sehen, dass auch Männer sich jetzt für den Beruf interessieren. Wir wissen natürlich, dass die Kontroverse immer da sein wird: ‚Aber das ist doch ein sehr weiblicher Beruf. Ich als Frau möchte da vielleicht nicht einen Mann zwischen meinen Beinen haben.‘ Wobei ich dann immer sage: ‚Und wer ist Ihr Gynäkologe?‘ Ja, das ist ein Mann, aber das ist ja ganz was anderes, weil der kriecht ja nicht mit mir über den Boden in der Wehenarbeit. Ja, schon, aber ich habe einige männliche Kollegen kennengelernt und die haben ein wunderbares Einfühlungsvermögen. Und sie stehen eigentlich den weiblichen Kolleginnen, finde ich, in nichts nach.“
Es kommt immer wieder vor, dass es während der Geburt zu traumatischen Erlebnissen für Frauen kommt. Sie werden zum Beispiel gewaltsam festgehalten und auf den Rücken gedrückt. Für Weigl und Miesbauer ist es wichtig, diese Erlebnisse im Wochenbett mit den Frauen aufzuarbeiten und sie damit nicht allein zu lassen. Sie vermuten, dass es oft an fehlender Kommunikation liegt und dass es durch Personalmangel nicht möglich sei, dass sich eine Hebamme um eine Frau kümmern kann. Oft müssen sie zwischen zwei, drei Geburten wechseln. Allgemein würde Stress und Belastung am Arbeitsplatz zu diesem Fehlverhalten vom medizinischen Personal führen.
Oft wird die Arbeit von Hebammen unterschätzt oder missverstanden. Weigl erzählt lachend:
„Ich muss einmal ganz klar sagen, ich kann nicht meinen Vornamen tanzen. Weil wir stehen immer, habe ich das Gefühl, in der esoterischen Ecke. Wir tragen alle Birkenstocks, also ja eh im Sommer, aber wir haben schon wirklich viel Wissen. Wir müssen eine große Ausbildung absolvieren und wir wissen und können wirklich viel. Auch die jungen Kolleginnen, die direkt aus der Ausbildung kommen. Und ja, wir haben natürlich nicht nur die medizinische, sondern auch eine psychologische, eine pädagogische Ausbildung, die da noch mit reinspielt, aber grundsätzlich sind wir ein medizinischer Fachberuf, und das wird schon manchmal unterschätzt.“
Wer mehr über die Tätigkeiten von Hebammen wissen möchte, oder selbst auf der Suche nach einer passenden Person ist, findet auf der Website des österreichischen Hebammengremiums alle Informationen: https://www.hebammen.at/
Sendungsmoderation: Aylin Yilmaz
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