Waldrodungsdebakel – Teil 2
Eine Waldrodung in Ohlsdorf sorgt im oö. Landtag für Diskussionen. Wie viel Expansion durch mehr Beton ist in Zeiten der Klimakrise noch zu verantworten? Und welche Rolle spielt der Artenschutz?
Die Rodung von rund 18 ha Wald in Ohlsdorf / Bezirk Gmunden sorgt weiter für heftige Diskussionen und beschäftigt sowohl Landes- als auch Bundespolitik.
Die Grünen OÖ haben in der Landtagssitzung vom 27. Jänner 2022 dazu eine dringliche Anfrage an Raumordnungs-Landesrat Markus Achleitner (ÖVP) gerichtet. Sie wollten u.a. wissen, warum das Land in seiner Rolle als Aufsichtsbehörde eine Umwidmung von Wald in Betriebsbaugebiet genehmigt hat. Und das obwohl es Bedenken und negative Stellungnahmen von Expert*innen gegeben hat. So hat etwa ein Amtssachverständiger der BH Gmunden betont, dass es ein öffentliches Interesse am Erhalt des Waldes gibt. Gerade angesichts einiger Großemittenten in der Nähe, wie eine Schottergrube, die Westautobahn und Industrieanlagen, kommt dem Wald eine wichtige Filterfunktion zu. Außerdem diene er der Naherholung.
Ebenso wollten die Grünen wissen, was mit dem gerodeten Gebiet nun passiert, jetzt auch bekannt als Betriebsbaugebiet “Ehrenfeld II”. Der Großunternehmer Hans Asamer, der den Wald ursprünglich gekauft hat, hat es mittlerweile gewinnbringend an einen belgischen Investor weiterverkauft. Welche Betriebe sich schlussendlich ansiedeln werden, ist nicht bekannt.
Uneinig sind sich ÖVP und Grüne darin, worin im Fall von Ohlsdorf das öffentliche Interesse besteht: Arbeitsplätze durch mehr Beton oder der Erhalt von Natur für zukünftige Generationen?
Artenschutz durchbricht menschliche Vorstellungen
Anhand von “Ohlsdorf” stellt sich die Frage nach dem Stellenwert von Natur- und Artenschutz in Oberösterreich. Das gerodete Areal befindet sich in der Nähe des Naturschutzgebiets “Untere Traun”. Europarechtlich geschützte Tierarten wurden dort festgestellt, für die ein Tötungs- und Störungsverbot gilt. Lässt es sich ausschließen, dass bedrohte Tierarten von der Rodung betroffen waren? Denn Tiere kennen die menschengemachten Grenzen nicht. Genau darin liegt das Problem:
“Der Artenschutz durchbricht unsere im Kopf ausgedachte Raumordnung und Grenzziehung”,
so Martin Donat von der Oö. Umweltanwaltschaft.
Im Interview mit Marina Wetzlmaier erläutert Donat welche naturschutzrechtlichen Verfahren es gibt, wann sie durchgeführt werden müssen und welche Mängel sowie Verbesserungsvorschläge es aus Sicht der Umweltanwaltschaft braucht. Donat fordert mehr Verbindlichkeiten, dauerhaft geschützte Grünachsen sowie klare Grenzen für die Bodenversiegelung.
Im Sinne des Artenschutzes müsste der Mensch umdenken und (Lebens-)Raum aus den Augen der Tiere betrachten.
Wie die menschengemachte Idee der Raumordnung aus seiner Sicht aussieht, fasst Landesrat Achleitner während der Landtagssitzung anschaulich zusammen:
“Wir haben den Raum zu ordnen. Betriebe gehören dorthin, wo die optimalen Standorte dafür sind. Natur und Wald gehören dorthin, wo das optimal ist.“
Gehört Natur also nur da hin, wo der Mensch es zulässt? Oder wie Landesrat Stefan Kaineder von den Grünen kommentiert: “Machet euch die Erde Untertan!” – Mit dieser Einstellung machen wir unseren Planeten kaputt, warnt Kaineder.
“Die Menschen haben viel verloren”
Auch auf Bundesebene ist die Waldrodung Thema, bzw. der vorausgegangene Verkauf des Waldes an “Schotterbaron” Hans Asamer. Brisant: 6 ha des Waldes haben den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf) gehört. Laut Karin Doppelbauer, Landwirtschaftssprecherin der NEOS im Nationalrat, seien die Bundesforste dazu verpflichtet Natur zu schützen. Warum haben sie dann aber den Wald verkauft, obwohl klar war, dass er gerodet werden sollte? Das ist nur eine Frage, die Doppelbauer an die Landwirtschaftsministerin gerichtet hat, wie sie im Interview erzählt.
Gestaltung: Marina Wetzlmaier
CC-Musik: Handmade Moments
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