Wake up mit Sängerin Natalie
Die Versuchung ist groß von Natalie Ritt
die Brücke zu Gilbert Bécaud zu
schlagen, weil die eine so heißt wie der
Evergreen des anderen und über beiden
das Wort Chanson schwingt. Jedoch, es
wäre viel zu billig und zu kurz gegriffen.
Versuchen wir es anders auf den Punkt zu
bringen: Chanson heißt Lied und Frau
Ritt singt Lieder. Und die können sich
hören lassen…
Um Singen ist es im Leben der Natalie Ritt schon immer gegangen. Der Vater Musiker, die Tochter schon genetisch dem
Vater folgend. Musikstudium in Wien mit Abschluss als Master of Arts, auf den Bühnen von Klassik über Musical und
Schlager bis hin zur traditionellen Volksmusik seit vielen Jahren unterwegs. Ja und auch Chansonabende finden sich in
Natalie Ritts musikalischen Portfolio. Piaf, Knef, Dietrich… französisch und deutsch gesungen. ‚Von bis‘, sagt sie und im
Nachsatz kommt ein: ‚Aber ich mache nicht alles!‘. Was sie macht, dreht sich zuallererst einmal um die Texte.
Es ist die Magie welche Wörter entwickeln können, wenn sie sich nicht dem einfachen Reimschema unterwerfen, sondern sich für Sprachwitz, Satire und der Lyrik offen zeigen. ‚Es geht mir in erster Linie um die Texte. Wenn die passende Musik dazu komponiert ist, dann fangen die Lieder an zu leben und wenn Lieder leben, erreichen sie die Köpfe und ala longue die Herzen der Menschen‘, so Natalie, die genau weiß, wovon sie spricht. Klar, die Stimme muss die Lieder stemmen, aber das ist hier nicht die Frage, sondern das ist selbstredend. Die Frau kann singen! Punkt!
Es geht vielmehr um die Einbindung des Publikums ins künstlerische Tun auf der Bühne.
Die Brücken zu den Menschen, die ihren Ausgangspunkt in den Moderationen haben, die sich wiederum auf die Texte der Lieder beziehen und nicht selten auch finden sich Einsprengsel aus Natalies Leben, den Erfahrungen einer erwachsenen Frau. Im Englischen gibt es dafür
den wunderbaren Begriff des ‚performen‘. Performen steht für das Gesamtheitliche. Musik, Text, Stimme, die Wörter,
welche alles zusammen auf der Bühne verbinden, das alles ergibt ein Ganzes. ‚Ich mag es, die Menschen im Publikum
mitfühlen zu lassen‘, sagt Natalie und beschreibt damit sehr schön, dass was sie tut, deutlich über einfaches Hören
hinausgeht. Dazu gehört auch, ‚sich keine dichterischen und musikalischen Grenzen zu setzen‘, wie sie sagt und auch hier
kommt wieder ein Nachsatz: ‚Barrikaden erstürmen liegt mir fern, aber ich lebe das Leben einer selbstbewussten Frau und
das findet sich auch in den Moderationen wieder. Es muss nicht alles geschmeidig glatt sein. Die Ecken und Kanten sind es, die es ausmachen‘. Ecken und Kanten, zu hören in Evergreens aber auch in neuen Liedern die peu a peu eben dabei sind veröffentlicht zu werden.
Diese Lieder der Natalie Ritt sind weit davon entfernt als Schenkelpracker im Dienst der überbordenden Stimmung
herhalten zu müssen. Vielmehr soll man sich darauf einlassen, auf dieses Unvoreingenommene hören. Sie gehören in keine Schubladen. Es sind Lieder, die, will man Traditionen bemühen, eher an die Werke eines Udo Jürgens oder Reinhard Mey erinnern.
Mit dem Wort Qualität sollte man im Bereich der Musik sensibel umgehen, denn – und das ist im Grunde ja das Schöne – sind Geschmäcker unterschiedlich, jedoch sehr wohl darf auf Qualität in Bezug auf die Leistung der Künstlerin auf der Bühne verwiesen werden.
Natalie Ritt weiß sehr genau, was sie tut und wie sie ihr Publikum überzeugt. Können und Leidenschaft ergänzen sich und münden in ihre Lieder, die sie auf ihre wunderbare Weise zum Leben bringt. Und genau das will sie: Lieder sollen leben!