# Von Chelsea Manning zu Trumpismus

17.12.2017

# Von Chelsea Manning zu Trumpismus

 

Ein komplexes Phänomen der Metamorphosierung als Symptom für eine beginnende Weltordnung.

Damals wurde er als Bradley Manning geboren und später fühlte er sich als Frau, die im falschen Körper lebte. Sie wurde im Militärgefängnis in Kansas eingesperrt, weil sie der Enthüllungsplattform Wikileaks im Jahr 2009 geheime Dokumente zugespielte. Als Computeranalytiker Bradley Manning mit seiner Einheit in den Irak verlegt wurde, kam er in Konflikt mit seinem Gewissen: Er schilderte einer Militärrichterin wie schockiert er war, als er mitbekam, mit welcher „Lust am Töten“ die US-Soldaten 2007 an Bord zweier Apache Hubschrauber in Bagdad Raketen abfeuerten und 13 Iraker töteten, unter ihnen einen Fotografen der Nachrichtenagentur Reuters. Nicht nur den Videomitschnitt des Angriffs spielte er Wikileaks zu, sondern auch 250.000 Depeschen, in denen amerikanische Diplomaten ohne diplomatische Schnörkel schilderten, wie sie über ihre Gastländer und deren Politiker dachten. Manning sollte bis 2045 ins Gefängnis, in dem sonst nur Männer Insassen sind. Im Jahr 2016 hatte er zweimal versucht, sich das Leben zu nehmen. Als Manning vor Gericht stand, zeichnete sein Verteidiger das Bild eines von Idealen beseelten, wenn auch naiven Weltverbesserers, der nie zur Armee hätte gehen dürfen. Obama begnadigte in einer seiner letzten Amtshandlungen Chelsea Manning, die seit 7 Jahren wegen Spionage einsaß.

Wir sehen hier, dass sich ein Mensch in einer sehr konfliktuellen Situation mit seiner Identität befindet. Eine Person, die aus einer Identitätskrise eine kontraproduktive Handlung als Whistleblowerin setzt. Sie setzte diese Handlung in der Hoffnung, mit der eigenen tiefen „Blackbox“ Frieden zu machen.

Heute stellt man sich die Frage, ob die Auswirkung Bradleys individueller, konfliktueller Situation, eine der Ursachen ist, sei es für den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl oder und demzufolge eine Kettenreaktion ausgelöst hat bis zum Russland-Cyberwar etc…?

Daher stellen wir uns die Frage, welche Verbindung es zwischen Mannings innerem Terrorismus ihrer Blackbox und der Trumpismusexpansion gibt? Wenn wir davon ausgehen, wie der US-Kolumnist David Brooks Trump diagnostiziert, dass er ein bestimmtes Gefühl nicht kennt, nämlich Scham, dann leidet er an schwerer „narzistischer Alexithymie“, eine aus unbändiger Selbstliebe resultierende Gefühlslegasthenie. Demzufolge ist er hinsichtlich einer transgenerationellen Dynamik des Faschismus ein Protofaschist des 21. Jhdts. wie seine deutschen Vorfahren. Er hat typische Eigenschaften von Schreibtischtätern der 30-iger Jahre. Der Kreis schließt sich, indem unsere österreichische FPÖ nach Hans Rauscher in der russischen Strategie eine nicht unwesentliche Rolle spielt, nämlich die des freiwilligen Kollaborateurs in einem EU-Land, von dem in Sachen Rechtspopulismus  Signalwirkung ausgeht. Putin bedient sich dabei einerseits verfeinerter Methoden (Russia Today, Sputnik News, Die Trollfabrik in St. Petersburg) erprobter Geheimdienstmethoden (Kompromat, Einflussagenten), andererseits rechter EU-feindlicher Parteien in Europa, die sein Modell eines autoritären Systems toll finden.

Di-Tutu Bukasa

 

Dazu diskutieren: Pascal Ndabalinze, Cyril Chima Ozoekwe und Simone Prenner

Moderation: Di-Tutu Bukasa

 

 

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