Von Berlin zur langen Nacht der GAFF, pardon der GAV
Wally Rettenbacher hat unter dem Titel „berlin, stilles resümee“ eine Hörcollage geschaffen, die heute erstmals zu hören war. Und Erich Klinger als Gastgestalter hat aus der langen Nacht der GAV (Grazer Autorinnen Autoren Versammlung) weitere vier AutorInnen ausgewählt, die kontrastreich Literatur zum Besten gaben.
Genauer Inhalt von Folge 141 der Reihe „Summerau,96“:
Hörcollage berlin von wally rettenbacher.
Titel: berlin, stilles resümee.
Frau vida aus berlin.
Habe keine worte für berlin. frau vida spricht für mich. Frau vida verkauft an drei tagen in der woche bilder am eingang einer u bahn haltestelle. Ihre pension beträgt weniger als hartz 4. Berlin erzählt sich selbst und deutschland auch und überhaupt: europa und die welt.
das ende bedenken. das bedingungslose grundeinkommen für alle fordern!
Sounds und umsetzung: wally rettenbacher
Musik: ukrainische street musiker, berlin, alexanderplatz,
und rotten apples berlin, aus dem album „spaziergänge“ (download: www.jamendo.com)
länge: ca. 14 minuten
Gastgestalter Erich Klinger präsentiert vier Hörbeispiele der Langen Nacht der Grazer Autorinnen Autoren Versammlung, 8. April 2011, Landesbibliothek Linz.
Dietmar Füssel: aus „Leidenschaft“ – Lateinamerikanische Liebesgedichte
Martin K. Menzinger: Auszug aus Theaterstück „Vollblutkirschen“
Irmgard Perfahl: Gedichte aus dem Band „Worte balsamisch“
Waltraud Seidlhofer: aus dem Band „stadt-alphabet. 26 gedichte“.
Anschließend ein kurzer Reisetext aus gebirgigen Regionen von Erich Klinger.
Und, nicht zu vergessen, ein Lied aus der „Broadway-Melodie 1492“ in der Interpretation von Otto Tausig, der am 10. Oktober 2011 im 90. Lebensjahr verstarb.
Zu den Autorinnen/Autoren:
Dietmar Füssel über sich:
Ich wurde am 23.1.1958 in Wels geboren.
Von 1973 bis 1977 war ich Internatsschüler im Stiftsgymnasium Lambach. Nach der Matura versuchte ich mich in zehn verschiedenen Studienrichtungen (Germanistik, Publizistik, Pädagogik, Psychologie, Französisch, Niederländisch, Spanisch, Suaheli, Pädagogische Akademie und Jus), bevor ich beschloss, mich ab sofort ‚freier Schriftsteller’ zu nennen.
Von 1982 bis 1995 konzentrierte ich mich ganz auf meine schriftstellerische Tätigkeit, ohne mich allerdings besonders frei dabei zu fühlen.
Ich konnte es mir nämlich immer weniger leisten, Texte zu schreiben, die ich schreiben wollte, sondern musste mehr und mehr Zeit damit verbringen, Texte zu schreiben, mit denen ich zumindest eine einigermaßen realistische Chance hatte, ein bisschen Geld zu verdienen.
Seit 1995 arbeite ich außerdem auch noch 28 Stunden pro Woche als Bibliotheksangestellter, und, so paradox das klingen mag: Gerade dadurch habe ich meine Freiheit als Schriftsteller zurück gewonnen, weil ich von den Einkünften aus meiner schriftstellerischen Tätigkeit nicht mehr abhängig bin. Ich bin geschieden und lebe und arbeite in Ried im Innkreis.
BUCHPUBLIKATIONEN: (auszugsweise)
‚Leidenschaft’, lateinamerikanische Liebesgedichte, 2010, Liliom Verlag.
‚Diesseits von Eden’, satirischer Roman, 2009, Edition Atelier,
‚Gelsomina – eine Mückengeschichte in sieben Stichen’, Bildgeschichte, 2009, Liliom Verlag,
‘Die Ermordung Caesars’, Komödie, 2006, Karl Mahnke Theaterverlag
Waltraud Seidlhofer
geb. 1939 in Linz, nach der Matura 1957 bis 1994 Bibliothekarin. Lebt in Thalheim bei Wels und Linz. Schreibt vorwiegend Lyrik und Prosa. Seit 1961 Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien, im Rundfunk (ORF, Sender Freies Berlin u.a.), kulturjournalistische Arbeit. Grafische Texte, Texte zu Bildern. Über die Autorin erschien u.a.: Die Rampe, Porträt: Waltraud Seidlhofer, 2000; Kulturpreis des Landes Oberösterreich für Literatur 1991; Kunstwürdigungspreis der Stadt Linz 2000; Heimrad-Bäcker-Preis 2008.
Wichtige Publikationen:
fassadentexte, 1976; zeit. städte. spiel. eine sammlung, 1994; la(e)ser gedichte, 1996; text. ein erinnern, 1999; gehen. ein system, 2005; Tage, Passagen, 2009;
Im mitterverlag: Boote in den Museen, 2008;
stadt-alphabet, 26 gedichte, mit Messerschnitten von Joseph Kühn, erschien im september 2010.
Die Zusammenarbeit mit Joseph Kühn verdankt dieser Band einem jahrelangen freundschaftlichen Kontakt und gegenseitiger künstlerischer Wertschätzung.
Die Idee zu den Texten des stadtalphabets geht auf die Jahre 2003/2004 – aus dieser Zeit stammt auch der Großteil der Gedichte – zurück. Einige entstanden, noch unabhängig von der Sammlungsidee, schon früher; einige, schon auf den thematischen Rahmen bezogen, später.
Hinweis in eigener Sache: Im Archiv von Radio FRO finden sich u.a. zwei „Summerau,96“-Sendungen, in denen Waltraud Seidlhofer ausführlicher zu Wort kommt: Unter http://cba.media/16093 findet sich das im Februar 2010 ausgestrahlte Portrait der Autorin
Unter http://cba.media/7635 finden Sie/findest Du die Sendung vom Juli 2007, hier war Waltraud Seidlhofer gemeinsam mit ihrem Partner und Schriftstellerkollegen Gregor Lepka zu Gast.
Martin Klaus M. Menzinger (Biografie GAV-Homepage)
geboren am 7. Juli 1968 in Lachen im Kanton Schwyz in der Schweiz. Kindheit und Schulen in der Region Basel und in Waidhofen an der Ybbs in Niederösterreich. Studium an der Universität Basel und an der Kunsthochschule in Linz in Oberösterreich. Abschluß mit Mag. Art. – Ausübung verschiedenster Jobs als Gärtner, Töpfer, Journalist und Stationsgehilfe in einer Nervenheilanstalt. In dieser Zeit entsteht ein Fundus an Textmaterial aus den Bereichen Prosa, Drama und Lyrik. – Im Jahre 2006 Kündigung meines „Brotjobs“. Literarischer Werdegang: 2009 Preis für das Schreiben von Theaterstücken der Schweizerischen Autorengesellschaft SSA / Lausanne; Heinz – Weder – Preis für Lyrik der Heinz und Hannelise Weder Stiftung / Bern; Förderstipendium vom Fachausschuß Literatur BS/BL; Einladung zu den 31. Solothurner Literaturtagen („Spezialpreis“ der OpenNet Jury); 2008 Einladung mit dem Stück “Trixi Baby“ zum Theaterfestival „Maximierung – Mensch!“ vom Theater Trier; Paul – Maar – Stipendium / Frankfurt; 2007 Preis für das Schreiben von Theaterstücken der Schweizerischen Autorengesellschaft SSA. – Regelmäßige Veröffentlichungen von Prosa und Lyrik in Anthologien.
Publikationen
„vollblutkirschen“; Ein Theaterstück in fünf Sätzen.
Verlag: Theaterverlag Desch / München (2009)
“Trixi Baby“; Eine Curettage.
Eine Hörspielproduktion des ORF/Radio Ö1 (2009) in der Regie von Kerstin Schütze. Spiel: Eva Mayer.
Sender: ORF (NP 2009/WH 2010)
WDR (WH 2011)
Irmgard Perfahl (Biografie zusammengestellt aus Homepage GAV + Literaturnetz.at + eigenen Ergänzugen)
Am 19.11.1921 in: Birkfeld (Steiermark) geboren. Schulen in Graz, Meiningen, Kassel, dort Matura. Von Kriegsdienst unterbrochenes Studium (Chemie, dann Germanistik) in Graz. Bibliothekarin in Linz, Lehrprogrammassistentin (Medizindidaktik) in Tübingen. Seit 1974 freiberufliche Autorin. Reisen nach Afrika, Japan und Kleinasien
Lebt nach langem Aufenthalt in Tübingen seit 2002 in Leonding.
. Worte balsamisch
Gedichte
Verlag: August von Goethe Verlag, Frankfurt/M. 2010
HimmelVerlag: Edition Linz 2007
Eukalyptus was flüsterst du?Gedichte
Verlag: Konkursbuchverlag Claudia Gehrke Tübingen 2000
MosaikRoman in 83 Teilstücken
Verlag: Narr Verlag Tübingen 1994
Schwarzes Lächeln SenegalReisebericht
Verlag: , Tübingen 1984, 2002
Guten Tag FreiheitProjektionen
Verlag: , Tübingen 1981
Anscheinend unverletztErzählungen
Verlag: , Stuttgart 1980
FortbewegungenGedichte
Verlag: 1977 (vergriffen)
Fahren aber niemals ankommenVerlag: Stuttgart 1976, 1979
2008 Vortrag über „Der Zauberberg“ von Thomas Mann im Rahmen der Reihe Dichter über Dichter, nachzuhören über die Homepage der Medienwerkstatt Linz. Da der Link zu lang ist, hier nur der Hinweis auf http://www.medienwerkstatt-linz.at/sendungspool/ unter Beitrag suchen: Irmgard Perfahl eingeben.
Auf der Homepage der Medienwerkstatt finden sich auch Filmaufnahmen von der Langen Nacht der GAV OÖ (Adresse s.o.)
Näheres zu Otto Tausig (das leider in der Sendung keinen Platz mehr fand)
Der Schauspieler, Autor, Interpret, Regisseur und herzliche Mensch Otto Tausig, starb am 10. Oktober 2011 im 90. Lebensjahr. Trotz schwerer Krankheit engagierte sich Tausig, solange es ging, u.a. gegen Kinderarbeit und für menschenwürdigere Verhältnisse in der sogen. 3. Welt. Klarerweise verschloss er auch nicht den Blick vor den Verhältnissen in Österreich, das er ja sowohl als Emigrant in der NS-Zeit als auch als „Linker und Kommunist“ in den Jahren nach Ende des 2. Weltkrieges aus durchaus „anderen Blickwinkeln“ kennengelernt hat. Am 01. März 2009 gab Otto Tausig im Wiener Volkstheater seine Fassung der „Broadway Melodie 1492“ (von Jura Soyfer, nach Walter Hasenclever und Kurt Tucholsky) zum Besten.
Dem dabei von mir aufgenommenen Mitschnitt ist das Lied von den Ländern, die zu Karten werden, entnommen. Dieses sang Tausig als Ende seiner großartigen Darbietung. Etwas mehr davon war in der „Summerau,96“-Sendung vom 11. März 2009 zu hören, die sich zum Nachhören unter cba.media/13086 im Archiv findet. Musikalische Begleitung: Dr. Dieter Kvasnicka
Otto Tausig war auch der erste Herausgeber von Werken von Jura Soyfer nach dem 2. Weltkrieg. Die von Inge Fasan aufgezeichnete Lebensgeschichte von Otto Tausig erschien unter„Kasperl, Kummerl, Jud. Eine Lebensgeschichte“ im Mandelbaumverlag. Dieses Buch ist ebenso im Buchhandel erhältlich wie „Shanghai Passage. Emigration ins Ghetto“ seiner Mutter Franziska Tausig, zuletzt neu aufgelegt vom Milena-Verlag.
Otto Tausig hat wiederholte Male aus den Erinnerungen seiner Mutter gelesen, ich kann mich an eine sehr berührende Sendung auf Ö1 erinnern. Dieser oder ein anderer Mitschnitt findet sich – man höre und staune – zum kostenlosen Download unter http://laos.orf.at/artikel/282837 wie ich zufällig beim Recherchieren entdeckt habe. Das Buch von Franziska Tausig entstand übrigens in ihrem 92. Lebensjahr, 1997.
Otto Tausig, einer, der dieses Land wahrlich in einem positiven Sinn mitgeprägt hat, verstarb am 10. Oktober 2011 im 90. Lebensjahr.
Zum Nachlesen und -schauen nicht nur zu dieser Sendung empfiehlt sich die Seite http://manomad.wordpress.com/.
Die nächste Folge von Summerau,96, wiederum mit Wally Rettenbacher, wird am 9. November ab 19 Uhr on Air gehen. Hinweis in eigener Sache: am 9. November wird, anschließend an Summerau,96, unter „FRO krebst auf“ meine Wenigkeit live aus dem Rothen Krebsen zu hören sein. Am besten zuerst Summerau hören und dann zum Rothen Krebsen an der Linzer Donaulände hirschen.
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