Vive l’Europe! #3 – Marlene Engelhorn: „… ich bin ja nur ein „Richkid““
Marlene Engelhorn: „ … sem samo „bogat otrok““
Die Millionenerbin Marlene Engelhorn fordert höhere Besteuerungen von Vermögen. Sie ist Mitbegründerin von TaxMeNow. Diese Vermögenden-Initiative aus der Schweiz, Deutschland und Österreich bekräftigt in einer Petition die sofortige Einführung von Vermögens- und Erbschaftssteuern. Damit soll das Gemeinwohl gestärkt werden und Wohlstand, Teilhabe und soziale Sicherheit für alle gewährleistet sein. In einer Reportage stellt Engelhorn diese Initiative vor und berichtet über ihre persönlichen Beweggründe und über ihre Rückverteilungsaktion.
Milijonska dedinja, Marlene Engelhorn, poziva k višjim davkom na premoženje. Je soustanoviteljica gibanja TaxMeNow. Ta pobuda premožnih iz Švice, Nemčije in Avstrije prinaša peticijo za takojšnjo uvedbo davka na premoženje in dediščino. Namenjena je krepitvi skupnega dobrega in udeležbo v blaginji in socialni varnosti za vse. V reportaži Engelhorn predstavi to pobudo in pripoveduje o svojih osebnih motivih za kampanjo redistribucije.
Marlene Engelhorn, Sie sind eine der Mitbegründer*innen dieser Initiative, wie würden Sie die zentralen Botschaften bzw. Zielsetzungen der Initiative formulieren?
Die zentralen Ziele, die Forderungen ursprünglich aus der Petition, die wir gestartet hatten im Juni 2021, waren die Wiedereinführung der Vermögenssteuer, die in Deutschland ja ausgesetzt ist, in Österreich abgeschafft wurde und in der Schweiz der Reformbedarf. Und dann die Wiedereinführung der Erbschaftssteuer, die in Österreich abgeschafft ist und in Deutschland voller Ausnahmen ist. Diese Ausnahmen werden abgeschafft und auch in der Schweiz braucht es da eine Reform, wenngleich es dort wenigstens eine gibt.
Dann stand da noch dabei die progressive Besteuerung von Kapitalerträgen und dass die Steuerbehörden hervorragend ausgestattet sein müssen, weil ansonsten das Problem besteht, dass die Behörden überhaupt nicht hinterherkommen mit dem, was da passiert an Steuervermeidungs- und Hinterziehungspraktiken. Also diese Behörde braucht einfach gute Finanzen, damit man richtig gut hinterherarbeiten kann dem, was da so passiert. Und wir fokussieren vor allem auf Vermögens- und Erbschaftsbesteuerung, weil da konzentriert sich Vermögen, dort konzentriert sich Macht bei einem Prozent der Gesellschaft vorwiegend. Es greift ein bisschen hinein in die reichsten 10 Prozent, aber vorwiegend ist das reichste Prozent da im Fokus, wenn man so will. Auch Vermögende brauchen eine gute öffentliche Infrastruktur, sonst lässt sich ja nichts gestalten.
Genau, das sind die Kernforderungen und mit denen sind wir jetzt seit über drei Jahren sehr erfolgreich in der Medienlandschaft aktiv, aber das ersetzt natürlich nicht eine breite Diskussion, einen demokratischen Raum, in dem das diskutiert wird und auseinandergesetzt wird, um dann auch zu Lösungen zu finden, die entsprechend breite Anerkennung und Umsetzung finden können. Wir sind als TaxMeNow keine Expert_innen für Steuerpolitik oder Steuerrecht. Deswegen sind wir auch mit dem Netzwerk Steuergerechtigkeit und der Bürgerbewegung Finanzwende im Bündnis, weil dort viel Expertise ist, besonders beim Netzwerk Steuergerechtigkeit zu Steuerrecht. Was ist eigentlich wie umsetzbar? Was ergibt Sinn? Was ergibt nicht Sinn? Und wir schließen uns deren Forderungen und Analysen an, weil dort eben die Expertise zu Hause ist und verweisen auch noch darauf, dass man sich das anschauen sollte. Bevor man uns als Experten einlädt, lieber die Leute von letzter Steuergerechtigkeit.
Marlene Engelhorn predstavlja cilje in konkretne zahteve pobude premožnih „TaxMeNow“. Pri tem zahteva davek na premoženje in dediščino ter ukrepe proti izogibanju davkom. Kako realno pa je, da se bodo zahteve izvedle?
Die Frage ist nun, wie realistisch beurteilen Sie die Umsetzbarkeit der Forderungen?
Es ist absolut realistisch. Die Frage ist ja nicht, ist es möglich, Vermögen zu besteuern, weil diese Frage ist mit Ja beantwortet. Punkt, Ende, aus. Die Frage ist eher, wie kann man den breiten Willen der Bevölkerung, weil sowohl in Deutschland zum Beispiel als auch in Österreich gibt es seit Jahren stabile Umfragewerte von 70 Prozent der Bevölkerung, die für die Besteuerung von Vermögen sind. Wie kann man also diese Bevölkerungsmehrheit in eine demokratische parlamentarische Mehrheit verwandeln?
Und da geht es halt auch um die Frage von politischem Willen und von Einflussnahme. Man darf nicht unterschätzen, wie teuer Lobbyarbeit ist und wer sie sich leisten kann und in wessen Interesse lobbyiert wird, um Steuern zu senken, die auf Vermögen sind. Und das sieht man ganz klar in der Politik, besonders seit der neoliberalen Wende, wie die Besteuerung von Vermögen und allem, was Vermögenswerte sind, zusehends abgebaut wurde.
Die Frage ist eher, wie lange wird das brauchen. Wir werden diese Steuerreformen sehen. Nur ich will nicht noch mal zehn Jahre warten müssen. Ich hoffe sehr, dass zumindest – also bei der österreichischen Nationalratswahl bin ich skeptisch – aber bei der deutschen Bundestagswahl gibt es vielleicht eine Möglichkeit, dass da wirklich ein paar Schritte gemacht werden nächstes Jahr. Mal sehen. Und vor allem, ganz wichtig, wir hatten diese Formen der Besteuerung ja schon. Es ist ja kein Geheimnis. Man muss nur ein bisschen die Trickkiste der Geschichte öffnen und dann findet man alles, was man braucht. Und wir schaffen es ja, Menschen auf den Mond zu schicken. Und man will mir erklären, es gibt keine Möglichkeit, eine sinnvolle Steuerpolitik zusammenzubringen. Da hat man einfach nur keinen Bock, die Hausaufgabe zu machen als Regierung. Aber Zeit wird’s.
Glede realistične izvedbe zahtev Marlene Engelhorn meni, da so že leta stabilni anketni rezultati 70 odstotkov prebivalstva, ki se zavzemajo za obdavčitev premoženja – očitno manjka volja! Ali se podobne zahteve pojavljajo tudi v drugih evropskih državah?
Aber Zeit wird’s! Danke, dass Sie das so pointiert vorgetragen haben. Ihre Aktivitäten beziehen sich auf die Schweiz, Deutschland und Österreich. Gibt es in anderen EU-Ländern vergleichbare Initiativen?
Also es gibt (sie) auf jeden Fall im Vereinigten Königreich – gehört zwar nicht nur zur EU, ist aber noch immer ein europäisches Land – gibt es die Patriotic Millionaires, meiner Ansicht nach ein katastrophaler Name, aber bitte! Die sind sehr, sehr stark tätig, die sind auch vernetzt mit der Schwesterngruppe Patriotic Millionaires in den USA und sehr stark im englischsprachigen Raum zu Hause.
In Frankreich ist mir keine entsprechende Gruppe bekannt, in Spanien jetzt auch nicht oder Italien auch nicht, im Balkan, in den osteuropäischen Ländern wie Polen oder Ungarn oder Slowakei, Tschechien, da weiß ich es einfach nicht, muss ich ganz ehrlich gestehen. Auch nicht noch weiter im Osten, jetzt Rumänien, Bulgarien. Aber es gibt die Initiative auf jeden Fall im deutschsprachigen Raum und es gibt, was viel wichtiger ist, glaube ich, in jedem europäischen Land Initiativen, die zwar nicht aus der Vermögenden-Perspektive sprechen, aber sich dennoch für Vermögensbesteuerung einsetzen und seit Jahren dafür stark machen, seit Jahren dafür kämpfen. Da gehören in vielen Fällen auch Gewerkschaften dazu.
Also diese Debatte wird nicht jetzt gerade angestoßen, sondern die wird seit Jahrzehnten geführt und TaxMeNow stellt sich in Wahrheit solidarisch an die Seite derer, die bis hierher schon so viel erarbeitet haben und hoffen, dass wir einen sinnvollen Beitrag leisten können, weil wir als Vermögende, absurderweise so viel Aufmerksamkeit kriegen, obwohl wir in Wahrheit keine Expertise haben, außer zu wissen, dass wir es zahlen können und dass es deshalb kein Problem ist und dass das für die Demokratie doch eine schöne Idee wäre.
Kot primerljive pobude Marlene Engelhorn omenja angleško skupino „Patriotic Millionaires“, vendar v drugih evropskih državah ni primerljive pobude premožnih. Sama je v enkratni „prerazporeditveni“ akciji namenila 25 milijonov neprofitnim organizacijam. Kako pa so se na to odzvali ljudje?
Sie haben 25 Millionen Euro ihres Erbes, in der bemerkenswerten Aktion „Rückverteilung“, an vorwiegend gemeinnützige Organisationen vergeben. Mit einem 50 (umfassenden) repräsentativ ausgewählten Personenkreis, als demokratischer Prozess angelegt usw. Wie wurde dieses Modellprojekt in der Öffentlichkeit aufgenommen/bewertet?
Großteils hat es positiv Resonanz gefunden, soweit ich das mitbekommen habe. Wie gesagt, ich lebe auch in einer Blase. Aber der Witz ist ja, ich habe ja in Wahrheit nichts Neues gemacht, sondern ich habe einfach abgekupfert, was das Parlament ja jetzt schon macht. Das Parlament ist ja in Wahrheit repräsentativ für die Parteienlandschaft, nicht für die Bevölkerung. Das finde ich ja so ein Manko, das ist es etwas, das Bürger_innenräte bringen. Aber es ist repräsentativ für die Parteienlandschaft, hat die Aufgabe, also eine der wichtigsten Parlamentsdebatten ist die Haushaltsdebatte, sprich, wie gibt man das Geld aus und wo holen wir es her?
Und, ich habe es nur nachgemacht, indem ich gedacht habe, hätten wir eine Vermögensteuer, haben wir ja jetzt nicht, aber ich habe ja mein Vermögen, oder? Und ich gebe das jetzt einem Bürger_innenrat, der die Repräsentativität und somit die Legitimität im Namen der Bevölkerung zu agieren bis zu einem gewissen Grad viel stärker hat als ein Parlament, zumindest in gewisser Hinsicht. Und wenn ich denen das jetzt gebe und denen die Aufgabe stelle, bitte schaut euch mal die Vermögensverteilung an und überlegt, ist das okay so? Braucht es da was? Und wenn ja, was? Und überlegt euch was. Und damit das nicht Debatte im luftleeren Raum ist – hier habt ihr tatsächlich tatsächliche Macht, die ich euch zur Verfügung stellen kann, um das umzusetzen. Und dann haben sie was gemacht.
Sie haben Botschaften formuliert, dass wir ganz dringend sozialpolitische Reformen brauchen, steuerpolitische Reformen brauchen, Gewaltschutzprävention brauchen, klimapolitische Reformen brauchen und so weiter. Und das auch konkret an Organisationen verteilt, die sich jetzt schon genau und auf den Punkt dafür einsetzen. Wir haben also perfekte Sozialstaatspolitik ausgespuckt.
In Wahrheit einfach nur ein bisschen ein(en) Spiegel vorgehalten an die österreichische Bundesregierung, die sich weigert, ihren Auftrag zu erfüllen, und zwar sinnvoll Geldquellen zu erschließen bei Vermögenden und bei Erb_innen wie mir, um dafür zu sorgen, dass wir dieses Land endlich mal auf Vordermann kriegen und sich permanent beweisen, dass wir die Ungleichsten und Ungerechtesten in der Eurozone sind, weil da sind wir ja nur übertroffen von Lettland, was Ungleichheit angeht bei Vermögen. Das ist ja verrückt. Da will man nicht Spitzenreiter sein. Aber gut. Insofern, es wurde gut angenommen.
O „pobudi za prerazporeditev“ Marlene Engelhorn se je v avstrijskih medijih veliko razpravljalo in spodbudilo javno razpravo o vprašanjih davčne pravičnosti.
Im Buch „Tax the Rich“ (Hsg. Jorgen Randers & Till Kellerhoff, OEKOM-Verlag 2024) verfassten Sie im Vorwort die Aussage: Wir sind als Gesellschaft nicht dazu verpflichtet, den gehorteten ÜBERREICHTUM des reichsten Prozents mit Mangel und Armut zu bezahlen. Die Fragen, die sich damit befassen, was das für uns als Gesellschaft heißt, lauten mitunter: Wie viel ist genug? Was machen wir mit dem „zu viel“? Und wer darf das entscheiden? Wie lauten mögliche Antworten auf diese, von Ihnen formulierten, Fragen?
Ja, also zunächst einmal wichtig ist, dass man sich die Fragen überhaupt mal wirklich ernsthaft stellt. Das Erste, das „wie viel ist genug“ hat verschiedene Ebenen. Also persönlich kann das für jeden unterschiedlich sein. Eine Person, die in Wien studiert, hat ein anderes „wie viel ist genug“ als eine Familie, die, keine Ahnung, in der Oststeiermark lebt, am Land oder so. Das sind ganz unterschiedlich Größenorden und da gibt es eigentlich ein sehr interessantes Buch, das ich empfehlen würde. Natürlich wieder – das ist ein Spiegel meiner Blase und dessen, was ich für interessant halte.
Das heißt „Limitarismus“ von Ingrid Robeyns, einer Forscherin aus den Niederlanden. Und dieses Buch beschäftigt sich mit der Frage, wo ist die Obergrenze für Vermögen? Wo zieht man die am besten? Und sie argumentiert aus zwei Perspektiven. Einmal aus der philosophischen, moralphilosophischen Perspektive und einmal aus einer politischen Perspektive, also politikwissenschaftlichen Perspektive.
Und moralphilosophisch argumentiert sie, dass auch Erhebungen zufolge, und das bezieht sich auf Niederlande, also man müsste für Österreich gucken, wie sich das übertragen lässt, dass eine Obergrenze von einer Million Euro sinnvoll ist und dass die meisten Menschen, sogar Vermögende, diese Grenze argumentieren, wenn man sie wirklich mit ganz vielen Fragen dazu sich beschäftigen lässt.
Und die politikwissenschaftliche Perspektive sagt, eine Obergrenze von zehn Millionen Euro ist sinnvoll, weil erst darüber hinaus gehendes Vermögen in politische Macht umschlägt und nicht nur in rein privaten, extremen Wohlstand, was weiß ich. Und ich finde, das sind interessante Ansätze, mal zu gucken, okay, mit welchen Denkkategorien kann man sich dieser Frage nähern und was bedeutet es persönlich? Und das dann gemeinsam in einen Diskurs zu überführen, wäre zum Beispiel ein interessanter Auftrag für einen Bürger_innenrat, die eine Bundesregierung mal in Auftrag geben könnte. Wie viel ist genug? Wäre doch eine coole Frage.
Na vprašanje: Koliko je dovolj? sogovornica omenja knjigo „Limitarismus“ avtorice Ingrid Robeyns, raziskovalke z Nizozemske. Zgornja meja 10 milijonov evrov bi bila smiselna, ker šele premoženje nad to mejo preide v politično moč. Ali obstaja podoben model prerazporeditve premoženja, kot jo je izvedla Engelhorn?
Ich komme noch einmal zurück auf die Rückverteilungsinitiative, die Sie in Österreich gesetzt haben. Gibt es ein vergleichbares Modell oder eine ähnliche, vergleichbare Initiative in irgendeinem anderen europäischen Land, wo auch eine wohlhabende Person, so wie Sie, hergeht und sagt, einen Teil meines geerbten Vermögens möchte ich in einem demokratischen Prozess, so wie Sie das gemacht haben, rückverteilen?
Also so mit Bürger_innenrat weiß ich von keiner vergleichbaren Initiative. Gleichzeitig würde ich nie und nimmer sagen wollen, dass man auf das, was Überreiche so tun, dass man sich darauf verlässt, dass die auf eine gute Idee kommen. Weil das ist einfach Wahnsinn zu glauben. Wenn man nur lang genug wartet, dann fallen die Überreichen alle mal auf den Kopf und denken sich, hey, teilen ist ja eh voll super, davon habe ich auch was. Bitte nicht. Lieber strukturelle Lösungen finden.
Und deswegen ist der interessanteste europäische Vergleich Spanien. Weil Spanien öffentlich entschieden hat, hey, wie wäre es, wenn wir das mit der Vermögenssteuer mal wieder ernsthaft angehen und schauen, was passiert. Und die beweisen einfach, dass diese strukturellen Lösungen angedacht, angesetzt werden können, dass man sie ausprobieren muss, dass man schauen muss, was ergibt Sinn, was ergibt wenig Sinn und wie entwickeln wir es weiter, wenn wir es probiert haben. Also die auch einen offenen Ansatz geprägt haben. Das viel spannendere Projekt in meinen Augen, als was ich da gemacht habe, weil ich habe ja nur versucht quasi zu kopieren, wie es wäre, wenn ich eine Steuer zahlen dürfte auf mein Vermögen und meine Erbschaft, die es ja leider nicht gibt in Österreich, aber das ist nur eine Frage der Zeit, davon bin ich fest überzeugt.
Ni podatkov o tem, ali v drugih državah EU obstaja pobuda za prerazporeditev, podobna tisti, ki jo je Marlene Engelhorn sprožila v Avstriji. Izpostavlja pa zanimive aktivnosti, ki se odvijajo v Španiji. Tam so se odločili, da bodo resno pristopili k ponovni uvedbi davka na premoženje.
„Ich habe nur einen Versuch gestartet“, wenn ich das jetzt so richtig interpretiere, was Sie jetzt gesagt haben. Es war nur ein Versuch?
Ich habe einen Versuch gestartet, aber ich wollte vor allem auch zeigen, dass der Weg ist eigentlich sehr klar. Wir brauchen eine strukturelle Lösung und wir brauchen eine demokratische Lösung. Idealerweise sollte sie transparent gestaltet sein und partizipativ ablaufen, soll heißen, die Menschen, die betroffen sind, sollen bei den Entscheidungen, die sie betreffen, mitreden dürfen. Alles andere ist respektlos. Und die Demokratie bietet Möglichkeiten, all das zu bedienen. Bürger_innenräte sind ein Instrument. Ich bin dem halt verfallen. Also deswegen werde ich dafür werben. Es gibt auch andere Möglichkeiten. Was auch gerade passiert ist zum Beispiel in der EU, es gibt ja immer Volksbegehren auf europäischer Ebene, die heißen dann Bürger_innen-Initiativen.
Und da gibt es eine Bürger_innen-Initiative, die heißt Tax the Rich. Und da geht es darum zu sagen, wie kann man zum Beispiel eine Vermögenssteuer auf europäischer Ebene so gestalten, dass dann, die muss dann nationalstaatlich umgesetzt werden, keine Frage, aber wie kann man die auf der europäischen Ebene so gestalten und diskutieren, dass das, was dabei herauskommt an Geldern, für die sozial-ökologische Wende verwendet wird. Also ein zweckgebundenes Mittel.
Das finde ich einen sehr interessanten Ansatz, die läuft noch bis Anfang Oktober. Und also, wer das jetzt hört und das toll findet, www.tax-the-rich.eu, da ist immer so ein Minus zwischen den Worten. Googeln, das findet man leicht. Und wer das total langweilig findet, ignoriert das einfach. Aber es gibt so viel. Und meins war einfach ein Versuch, mich selbst zu besteuern, weil ich ja nicht besteuert wurde und dafür den Souverän, den ich anerkenne, zu bitten, diese Aufgabe zu übernehmen, einzuladen, diese Aufgabe zu übernehmen. Und das waren die Ratsmitglieder. Also ich bin den Ratsmitgliedern und natürlich dem Organisations- und Moderationsteam und den Wissenschaftlern zu hohem Dank verpflichtet, dass sie diese Aufgabe übernommen haben und geschupft haben. Das war echt eine reife Leistung.
Marlene Engelhorn omenja evropsko državljansko pobudo, ki se imenuje Tax the Rich, in poziva k oddaji spletne izjave o podpori. Poudarja pomen svoje pobude in kako pomembno nalogo so v njenem projektu opravili člani svéta. Kako pa bi opisala svojo družbenopolitično angažiranost?
Wie würden Sie Ihr gesellschaftspolitisches Engagement bezeichnen/bewerten? Oder, wie würden Sie sich selbst als gesellschaftliche Akteurin bezeichnen?
Schwierig. Ich bin halt, ich bin Mitgründerin der Initiative TaxMeNow und ich habe mal in einem, das wird mir ewig nachhängen, also warum nicht selber nutzen, ich habe mal in einem Interview gesagt, ich bin ja auch nur ein „Richkid“ mit einer großen Klappe und ich glaube, das ist halt wahr. Ich werde ja überall nur deshalb eingeladen zu sprechen, weil ich vermögend bin. Es gibt sehr viele Menschen, die das sagen, was ich sage, die noch viel mehr sagen, die noch viel gescheitere Sachen sagen, bei weitem, die schon viel länger darüber nachdenken und denen ich mein Verständnis auch verdanke, weil ich ja ganz viel lerne von anderen. Ich komme auf nichts allein und die nie dieselben Bühnen bekommen wie ich. Und dann komme ich daher und sage, übrigens eins, ich bin reich, zwei, ich finde Steuern super und die Medien denken sich, boah, Personalunion, Schlagzeile, Bingo. Und dann darf ich dort reden und das liegt wirklich nur am Vermögen. Deswegen ist mir auch so wichtig, dass ich vorgestellt werde in Beiträgen als Millionenerbin, weil das transparent ist. Das ist der Grund, warum man mit mir redet und sehr viel mehr bringe ich nicht auf den Tisch. Gut, ich setze mich jetzt schon seit Jahren damit auseinander, also ich bin auch nicht ganz grün hinter den Ohren, aber das hat mit echter Expertise nichts zu tun.
Und wenn man echte Expertise will, dann gibt es mehr als genug Leute, die man statt meiner fragen kann, die ganz anders da herangehen können als ich. Das nicht heißen soll, dass ich nicht gerne so viel beitrage zum Diskurs wie möglich, wenn ich die Aufmerksamkeit kriege, sie zu nutzen, meine Macht hoffentlich transparent zu machen und zu zeigen, es gibt ganz andere Leute, mit denen man reden kann, die Jahrzehnte daran basteln. Und gemeinsam kriegt man es hin, also allein kriegt man es nicht hin. Das ist, glaube ich, wichtig. Also ich bin eine von vielen. Und ich bin auch nur ein „RichKid“ mit einer großen Klappe.
Wie ein Rich-Kid? Rich-Kid, also im Prinzip eine vermögende Person. Auf Englisch ist der Witz drinnen, dass man sagt, ich bin reich geboren, oder? Deswegen Rich Kid. Ich habe die Geburtenlotterie gewonnen und den Schlapfen offen.
Na vprašanje, kako bi se Marlene Engelhorn opisala kot družbenopolitična akterka, pravi, da se želi aktivno udeleževati družbenega diskurza, in njena prednost je, da je kot „bogat otrok“ deležna prednostne obravnave. Kakšno pa bi bilo njeno osrednje sporočilo našim poslušalcem?
Welche zentrale Botschaft möchten Sie unseren Hörer_innen abschließend an unsere Hörer und Hörerinnen in unserer Sendung Vive l´Europe, weitergeben?
Soziale Bewegung ist harte, harte Arbeit. Sie dauert ewig. Man sieht in der Regel nicht die Ergebnisse, von denen man selber träumt, bestenfalls sehen es die, die nach einem kommen. Man sieht idealerweise die Meilensteine und seien es die Meilenkiesel, die man streut auf dem Weg dahin.
Wir stehen auf den Schultern von Menschen, die seit Jahren und Jahrzehnten dafür kämpfen, dass wir Demokratie und Gerechtigkeit haben. Wir sind die nächsten Schultern. Man kriegt nichts alleine hin, gemeinsam aber schon. Und je mehr wir werden, umso unumgänglicher werden wir.
Und deswegen bitte nicht glauben, dass man keine Macht hat. Alice Walker hat das mal gesagt. Die häufigste Form, Macht aufzugeben, ist zu glauben, man hätte keine. Das ist die eine große Stärke der Demokratie, die gleichzeitig die Zumutung ist, dass wir uns als Einzelne auch nicht handlungsfähig fühlen, aber wir werden es, wenn wir es gemeinsam machen, wenn wir uns organisieren und mobilisieren und nicht hinnehmen, dass die Welt ist, wie sie ist, weil sie es nie so war, wie sie ist, sondern ständig, ständig sich verändert. Wandel ist die einzige Konstante. Wenn wir uns gemeinsam austauschen, kommen wir auf ganz großartige Sachen. Demokratie ist ein gutes Beispiel. Das ist entstanden, weil Leute sich ausgetauscht haben und dann dafür eingesetzt haben. Nicht aufgeben. Wir sind die Nächsten, werden wir mehr!
Naša sogovornica bi rada izpostavila, da je socialno gibanje težka naloga, rezultatov pa praviloma ne vidimo sami, ampak naši zanamci. Vseeno pa nikoli ne smemo verjeti, da nimamo moči. Ko izmenjujemo ideje, pridemo skupaj do odličnih rešitev.
Dankeschön für dieses Gespräch. Danke Ihnen.
Ein Dankeschön an Radio ORANGE in Wien für die zur Verfügungstellung des Studios zu dieser Aufnahme!
Der hier veröffentlichte Textbeitrag wurde in der Sendung am 23. August 2024 auf Radio AGORA in einer leicht gekürzten Fassung ausgestrahlt.
Kurzbiografie:
Marlene Engelhorn, geboren 1992 in Wien, ist eine deutsch-österreichische Aktivistin und Publizistin. Sie hat von ihrer Großmutter einen zweistelligen Millionenbetrag geerbt.
Als Mitgründerin der Initiative TaxMeNow (2021) setzt sie sich, gemeinsam mit anderen Vermögenden, für Steuergerechtigkeit ein. 25 Millionen Euro ihres Erbes hat ein Bürger_innenrat, bestehend aus 50 zufällig ausgewählten Personen , im Juni 2024 an vorwiegend gemeinnützige Organisationen verteilt. Im Herbst 2022 veröffentlichte Sie das Buch „Geld”, erschienen bei Kremayr & Scheriau. Weitere biografische Angaben unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Marlene_Engelhorn
Kratka biografija:
Marlene Engelhorn, rojena leta 1992 na Dunaju, je nemško-avstrijska aktivistka in publicistka. Po babici je podedovala dvomestno milijonsko vsoto.
Kot soustanoviteljica pobude TaxMeNow (2021) se skupaj z drugimi bogataši zavzema za davčno pravičnost. Svet državljanov, sestavljen iz 50 naključno izbranih ljudi, je junija 2024 razdelil 25 milijonov evrov njene dediščine predvsem neprofitnim organizacijam. Jeseni 2022 je izdala knjigo »Money« pri založbi Kremayr & Scheriau.
Več podatkov na: https://de.wikipedia.org/wiki/Marlene_Engelhorn
Weiterführende Informationen zur Initiative TaxMeNow sind verfügbar unter: www.tax-the-rich.eu
Dodatne informacije o pobudi TaxMeNow so na voljo na: www.tax-the-rich.eu
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