Vive l’Europe! #26 – Renaturierung – weltweit erstes Gesetz dieser Art
Zakon o obnovi narave, ki ga je sprejela EU, je prvi tovrstni zakon na svetu. Cilj ni le varovanje ekosistemov, ampak tudi njihova obnova. Tiste ekosisteme, ki so bili poškodovani ali degradirani, bi z zakonsko pomočjo in sodelovanjem držav članic povrnili v naravno stanje, razloži Astrid Rössler, nekdanja članica državnega sveta in neomajna podpornica zakona.
Der Beschluss der EU-Verordnung über die „Wiederherstellung der Natur“, bekannt als „Renaturierungsgesetz“ kann als historischer Meilenstein in der europäischen Umweltpolitik bezeichnet werden. Mit der Verordnung zur „Wiederherstellung degradierter Ökosysteme“ sollen, in mehreren Etappen bis zum Jahr 2050, geschädigte Ökosysteme und Lebensräume wieder in einen guten Zustand versetzt werden.
Das Kernstück des Gesetzes ist, ich zitiere „… die Verpflichtung der Mitgliedstaaten der Europäischen Union, ihre Umwelt nicht nur zu schützen, sondern die Natur durch Renaturierung in einen guten ökologischen Zustand zurückzuführen.“
Zu dieser Grundsatzbotschaft des Gesetzes gibt Dr.in Astrid Rössler, vormals Nationalrätin (Grüne) und deren Umweltsprecherin, folgende Interpretation …
… für mich ist das ein klarer Verbesserungsauftrag, weil wir tatsächlich Defizite haben, auch in hochwertigen Lebensräumen Artenverluste haben. Und das Renaturierungsgesetz benennt das auch und sagt: Dort wo Ökosysteme geschädigt sind, sind sie wiederherzustellen.
Es ist ja sehr erfreulich, dass eigentlich durch die Stimme der österreichischen Ministerin dieses Gesetz voriges Jahr eigentlich erst wirklich zur Beschlussfassung durchgekommen ist. Ich zitiere hier: „Aus Österreich stimmte Umweltministerin Gewessler von den Grünen für das Gesetz, womit die erforderliche qualifizierte Mehrheit von mehr als 65 Prozent entsprechend erreicht wurde“. Ich denke, das ist auch für Sie erfreulich gewesen, oder?
Es war eine Sternstunde für den Naturschutz und für die Ökologie in Europa. Das kann man so sagen. Seit letzten August ist es ist in Kraft. Ausschlaggebend war die Stimme, die wunderbare Stimme und die Entscheidung von unserer Bundesministerin Leonore Gewessler. Es war die Stimme, die ausschlaggebend war. Das war das kleine Stück, das wir gebraucht haben für diese speziell qualifizierte Mehrheit. Und dadurch ist es in Kraft getreten. Es ist weltweit das erste und einzige Gesetz dieser Art.
Warum brauchen wir dieses Renaturierungsgesetz?
Aus meiner Sicht ganz einfach: Wir erkennen, dass die Natur in vielen Bereichen übernutzt ist und nicht mehr diese Funktionen erfüllen kann. Also wir betreiben Raubbau. Das Zweite ist: In Österreich sicher der weit entglittene Bodenverbrauch, der die ganzen Ökosystemleistungen vom Hochwasserschutz bis zur Ernährungssicherheit, aber natürlich auch die Artenvielfalt auf den Böden – das geht sich bei weitem nicht mehr aus. Da hat Österreich großen Handlungsbedarf. Das Dritte ist sicher, dass der Klimaschutz uns vor ganz neue Herausforderungen stellt und wir unsere Natur dort stärken müssen, wo wir sie als Verbündete brauchen: Gegen die Auswirkungen von der Hitze. Und ein vierter Punkt ist mir noch persönlich wichtig, weil es ja auch um die städtischen Ökosysteme geht und auch hier: So viele Menschen leben in städtischen Siedlungsstrukturen und dort brauchen wir auch die Mindestanforderungen an Grünraum, die Baumüberschirmung, wie es genannt wird im Regierungsgesetz.
Vor uns liegt dieses Gesetz mit vielen Ihrer Anmerkungen. Man könnte meinen, dass EU-Gesetze etwas Kompliziertes sind. Sie sind der gegenteiligen Meinung: Sie meinen, das ist eigentlich ein Gesetz, das leicht lesbar ist, sehr verständlich ist, schlüssig in den entsprechenden Vorschlägen und so wie Sie es auch gesagt haben, es ist ein schöner Text zum Lesen.
Ich lese ihn immer wieder auch beim Zugfahren, weil die Erwägungen so gut erklärt sind: Warum wir das brauchen, warum wir Handlungsbedarf haben und dass der Mensch auf intakte Natur angewiesen ist. Es wäre völlig verfehlt zu glauben, dass wir uns leisten können, die Natur weiterhin so zu überlasten, sondern wir sind darauf angewiesen für ein gesundes Leben, aber auch für eine gesunde Psyche, dass der Mensch in der Natur sich auch erholen kann und Kraft tanken kann.
Europaweit würde man in etwa drei Milliarden Bäume neu pflanzen müssen. Das ist eine dieser Überlegungen oder Vorschläge des Gesetzes. Drei Milliarden Bäume neu pflanzen?
Das klingt jetzt ein bisschen sperrig, so eine Zahl, aber es ist eine Vision und es ist einfach auch ein Ziel, auf das wir europaweit hinarbeiten sollen, weil es dem Menschen dient. Und allein das Thema städtische Baumüberschirmung – und wenn man es auf Österreich runterbricht, die drei Milliarden Bäume sind für Österreich grob geschätzt so 60 Millionen Bäume, das sind sieben Bäume pro Hektar, das bringen wir schon runter und da kommen Aufforstungen, aber eben auch dort, wo in Siedlungsgebieten Nachholbedarf ist in der Baumausstattung.
Renaturierungsgesetz ist nicht nur ein Gesetz für die Natur, sondern für die Menschen.
Der Mensch kann sich nicht abkoppeln von der Natur und Gesundheit und Wohlbefinden, aber auch das, was die Natur für uns leistet, vom sauberen Trinkwasser bis zur sauberen Luft. Und die Ernährungsgrundlagen! Das wäre vermessen zu glauben, dass wir als Menschen nicht extrem darauf angewiesen sind.
Ein Punkt, den Sie sehr stark betonen, ist die städtische Umwelt, der städtische Umweltschutz mit Lichtverschmutzung, Wärme in den Städten, Entsiegelung und so weiter. Vielleicht dazu einige Gedanken in Richtung Städte, städtische Bewohner?
Städte definiere ich auf jeden Fall als dichtere Bebauung, wo es entscheidend ist, dass wir auch auf notwendige Mindestgrünausstattung achten. Das heißt jetzt: Vom Spielplatz für unsere Kinder bis zum Schulgarten bis zu Parkanlagen – das immer mitzudenken. Das ist ein Planungsauftrag, der bis hinunter auf die Gemeinden reicht. Und diese Funktionen mitzudenken ist essenziell, weil: Inzwischen 22 Prozent der EU-Gesamtfläche sind städtische Strukturen! Aber mehr als die Hälfte der europäischen Bevölkerung lebt bereits in solchen städtischen Strukturen und das heißt: Wir müssen auf die Lebensqualität und natürlich auch die Umweltqualität in diesen Siedlungen und städtischen Strukturen umso mehr achten.
Wir brauchen hier nicht nur die Landwirte als Verbündete, sondern hier brauchen wir alle Menschen als Verbündete.
Das ist für mich ein klarer gesamtgesellschaftlicher Auftrag, dass wir uns als Gesellschaft bewusst sind, wie sehr wir auf intakte, starke Natur als Verbündete angewiesen sind und dass wir auch alle dazu beitragen, jetzt in unseren sämtlichen Funktionen, ob die öffentliche Hand, aber auch als Privatperson, wenn ich einen Garten habe: Ist das ein vom Rasenroboter kurzgeschnittener Sportrasen, oder kann nicht auf dieser Fläche selbstverständlich auch etwas beitragen zu einer Artenvielfalt, zur Verbesserung des Lebensraums für Kleintiere, für Insekten, für Schmetterlinge? Alles das ist für alle ein Auftrag.
Und dazu gibt es auch Förderungen. Wie weit sind wir in Österreich mit der Umsetzung?
Zwei Jahre hat jetzt jedes Mitgliedsland Zeit, einen sogenannten Wiederherstellungsplan zu erstellen. Innerhalb eines Jahres gibt es einen Bericht über die notwendige Finanzierung. Und zwar die Kommission – in Rücksprache mit den Mitgliedsländern – diskutiert einmal: Was braucht man denn da an zusätzlichen finanziellen Mitteln? Für Österreich ist die Zahl ungefähr, also man braucht, um das zu erreichen, sagt man, etwa 60 Millionen pro Jahr. Das schreckt mich jetzt nicht wirklich. Also wenn man hört, die GAP hat 1,7 Milliarden. Das kann man schaffen!
Dann, wenn diese zwei Jahre jetzt, wenn die Pläne da sind – dann gibt es eine Bewertung durch die Kommission und allenfalls noch Nachbesserungen von Mitgliedsländern. Da wird schon noch Zeit, es wird schon noch brauchen, bis auch die Länder jetzt mit diesem System gut klarkommen. Die Länder sind unterschiedlich, also die Mitgliedstaaten. Bei uns in Österreich natürlich die Länder gut einbinden. Und ab 1.9.2027 sollten diese Pläne dann quasi beschlossen und schon in der Umsetzung sein. Und danach gibt es dann Berichterstattung.
Es wird in diesem Umsetzungsprozess auch eine aktive Beteiligung von unterschiedlichen Akteur*innen erwartet, oder?
Ganz klar, von Bewirtschaftern, aber auch Grundbesitzern, von Wissenschaft und Umweltorganisationen. Also alle Betroffenen und Interessierten sollen sich hier auch einbringen können. Also das ist schon ein größerer Prozess. Aber natürlich soll am Ende stehen, dass (es) auch diese Zeit genutzt wird, um als Gesellschaft gemeinsam voll dahinter zu stehen und dass auch jeder dann seinen Beitrag gerne mit einbringt.
Ein abschließender Appell von Astrid Rössler, in dem sie nochmals ihre Intentionen betont,…
… das Renaturierungsgesetz ist etwas zum Weitererzählen. Wann immer Sie hören: Das ist ein Bürokratiemonster! – Nein gar nicht! Es ist genau das Gesetz, das wir brauchen und ich bin unglaublich dankbar, dass Österreich die ausschlaggebende Stimme war, damit es auch in Kraft getreten ist.
Soweit eine erste Bestandsaufnahme zum Renaturierungsgesetz. Einige Auszüge in dieser Reportage wurden einem Vortrag von Astrid Rössler in Klagenfurt im März 2025 entnommen.
Faktum ist, dass intakte Ökosysteme nicht nur die Lebensgrundlage für unsere Gesellschaft, sondern auch essenziell für den Erhalt unseres Wohlstands und unseres Wohlbefindens sind. Sie tragen zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei, sind für den Klimaschutz wichtig, regulieren den Wasserhaushalt und sind Basis für nachhaltige Lebensmittel und Rohstoffe. Darüber hinaus bieten sie Schutz vor Naturgefahren und Extremereignissen, die durch den Klimawandel verursacht werden, und – wie wir verspüren – immer intensiver und häufiger auftreten. Intakte Lebensräume stellen auch wertvolle Erholungsräume dar, die für die nächsten Generationen erhalten werden sollen.
Nächste Woche wird Ihnen Kärntens Landesrätin Mag.a Sara Schaar die geplanten Umsetzungsschritte und konkrete Modelle zur Renaturierung vorstellen.
Astrid Rössler izpostavi štiri razloge, zakaj potrebujemo zakon o obnovi narave. Najprej zato, ker preprosto pretirano izkoriščamo naravo. Kot drugo smo izgubili veliko zemljišč, ki so pomembna, na primer kot zaščita pred poplavami ali kot vir biotske raznovrstnosti. Tretji pomemben element so podnebne spremembe. Potrebujemo naravo, da se lažje borimo proti povišanim temperaturam. Četrti razlog pa je, da polovica Evropejcev živi v urbanih naseljih in zato potrebujemo minimalne zahteve za zelene površine. Ljudje se ne moremo odrezati od narave kot vira zdravja in dobrega počutja. Bilo bi predrzno verjeti, da nismo izjemno odvisni od nje, poudari sogovornica.
Rössler še pojasni, da zakon nikakor ni birokratska pošast. Je natanko to, kar potrebujemo in lahko smo ponosni, da je ravno Avstrija odločilno glasovala za njegovo uveljavitev. Države članice imajo sedaj dve leti časa, da pripravijo načrt obnove. V prvem letu pripravijo poročilo o predvideni obnovi in nato skupaj z Evropsko komisijo določijo, kakšna dodatna sredstva so potrebna. Za Avstrijo je groba finančna ocena 60 milijonov. Od 1. septembra 2027 pa naj bi bili načrti praktično sprejeti in naj bi se že izvajali.
Obnovo narave pa lahko podpremo tudi sami. Če imamo na primer vrt, razmislimo, ali res potrebujemo robotsko postriženo zelenico, ali lahko naš vrt prispeva k biotski raznovrstnosti in nudi življenjski prostor malim živalim, žuželkam in metuljem, spodbudi Astrid Rössler.
Kurzbiografie:
Dr. in Astrid Rössler ist Juristin, Unternehmensberaterin und Lektorin an der Universität Salzburg. Seit mehr als 25 Jahren engagiert sie sich im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit. In den Jahren 2009 bis 2013 war die langjährige Landessprecherin der Grünen Salzburg als Abgeordnete zum Salzburger Landtag und von 2013 bis 2018 als Landeshauptmannstellvertreterin von Salzburg aktiv. Die letzten 5 Jahre war sie Abgeordnete zum Nationalrat in Wien und Umweltsprecherin des Grünen Club.
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