Ursula Huws: Nicht genug Lebenszeit – Time-Poverty
Im zweiten Teil des Gesprächs kommt Ursula Huws auf die Crowd-Working und Plattform-Ökonomien zu sprechen. Sie skizziert überraschende Ergebnisse über Lebenszeit-missende Crowd-Worker*innen unter 35 Jahren, die ihrerseits selbst auf Dienste wie Essenslieferung oder Reinigungangebote zurückgreifen und zur neuen Time-Poverty zählen. Sie greift Forderungen nach Arbeitnehmer*innenschutz und Gleichberechtigung der Geschlechter und Hausarbeit auf und zeigt sich optimistisch, dass sich die Systeme der Plattformökonomien in neue Sozialstaaten übertragen lassen. Zuletzt macht sie noch einen Ausflug in die steigende häusliche Gewalt angesichts der Corona-Krise und den zu verzeichnenden Anstieg von Femiciden.
Das Gespräch mit Lale Rodgarkia-Dara fand am 23. April 2020 vom Home-Office-Platz aus statt, an welchen die Wissenschafterin seit einigen Jahren gebunden ist. Was sich für sie mit der Quarantäne verändert hat und wie sie mit der Situation in Großbritannien zurechtkommt, vermischt sich mit den regen Forschungsergebnissen einer der spannendsten Analyst*innen der Gegenwart.
Der erste Teil ist unter https://cba.media/451457 nachzuhören und wurde am 27. April 2020 ausgestrahlt.
Ursula Huws ist als Ökonomin und Arbeitssoziologin tätig. Zur Zeit hält sie eine Professur für Labour and Globalisation an der University of Hertfordshire. Sie ist eine Pionierin der Betrachtung von Digital Labour und die Auswirkungen auf Gender- und Klassenverhältnisse und hat ausgehend von Forschungsarbeiten in der 1980ern Begriffe wie Teleworking und das Cybertariat begründet. In ihrem zuletzt erschienen Artikel spricht sie über die Kommerzialisierung der Hausarbeit „The Hassle od Houseworks: Digitalisation and the Commodification of Domestic Labour“ https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/0141778919879725
Fotocredit: Ursula Huws