Ungarn zwischen Demokratie und Diktatur
Die Wende 1990 brachte Ungarn politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Umwandlung. Bis Jahr 2000 verzeichnete die ungarische Wirtschaft ein kontinuierliches dynamisches Wachstum. Die Arbeitslosigkeit war deutlich unter dem deutschen und EU-Durchschnitt. Mit dem Beitritt zur NATO 1999 erhoffte sich Ungarn politisch-militärische Sicherheit. Der EU-Beitritt am 1. Mai 2004 ermöglichte aktive Beteiligung der Ungarn am demokratischen Leben.
Seit dem (2010) der „Ungarische Bürgerbund“ Fidesz, mit dem Parteivorsitzenden und zugleich Ministerpräsident Viktor Orbán in der Volksvertretung über eine Zweidrittelmehrheit verfügt, haben sie weitgehende Handlungsfreiheit, mit schwerwiegenden Folgen: die Befugnisse der Justiz wurden beschnitten, die Pressefreiheit eingeschränkt, kritische Journalisten wurden entlassen und eine tendenziell nationalistische Verfassung eingeführt. Es nahmen die rechtsextremen Gewalttaten und die Hetze gegen ethnische und sexuelle Minderheiten zu. Mit der Einführung der Zwangsarbeit für Arbeitslose und Einsparungen bei den Renten und Sozialausgaben blieben auch die sozialen und demokratischen Rechte der Arbeiterklasse nicht verschont.
Dazu mehr im ersten Beitrag „Ungarn nach 8 Jahren Orban-Regierung“. Dieser Beitrag kommt aus dem Archiv der freien-medien.net.
Der erste Satz der ungarischen Nationalhymne „Gott, segne die Magyaren!“ eröffnet auch das nationale Glaubensbekenntnis in der neuen ungarischen Verfassung. Es beruft sich auf die „Heilige Krone“ und die Staatsgründung durch den heiliggesprochenen König Stephan im 10. und 11. Jahrhundert. Mehr über die Symbole der historischen Kontinuität und der Verkörperung der Einheit der Nation und die autoritäre Entwicklung in Ungarn hören wir im Gespräch mit Magdalena Marsovszky. Magdalena Marsovszky ist eine Kulturwissenschaftlerin, Lehrbeauftragte der Hochschule Fulda und Autorin zahlreicher Beiträge zu Rassismus, völkischer Ideologie und Rechtsentwicklung in Ungarn.