Una Mannion – Sag mir was ich bin
Zur Kampagne 16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen (25.11. – 10. 12.)
Kriminalroman einer irischen Autorin: Una Mannion „Sag mir was ich bin“ (Steidl Verlag). Es geht hier um (oft im Verborgenen stattfindende) Gewalt an Frauen und Mädchen. Der Roman spielt in Pennsylvania und Vermont, USA, eine Frau und alleinerziehende Mutter einer 4jährigen Tochter, Deena, verschwindet von einem Tag auf den anderen. Sie geht zur Arbeit in der Klinik und kommt dort nicht an. Ihre Schwester Nessa, mit der sie ein enges Verhältnis hatte, vermutet von Beginn an, dass der Vater des Kindes etwas damit zu tun hat bzw. ist sogar überzeugt, dass er sie ermordet hat. Die Tochter Ruby wächst dann beim Vater auf, dieser verlässt mit ihr die Stadt, zieht in den Norden (Vermont) und unterbindet jeden Kontakt zwischen dem Kind und seiner Tante. Wie sehr diese Beziehung von Beginn an von subtiler und später auch von tätlicher Gewalt geprägt war, erfahren die Leser_innen erst später in den literarischen Rückblenden. Ruby hat keine Erinnerung mehr an ihre Familie mütterlicherseits, doch dann fällt ihr zufällig ein Bild ihrer Mutter in die Hände und sie beginnt, die ihr erzählten Geschichten bzw. dem hartnäckigen Schweigen auf ihre Fragen zu misstrauen. Nachdem die Ermittlungen der Polizei jahrelang fruchtlos sind, tauchen schließlich neue Hinweise auf, die zur großen Wende führen.
Und obwohl es natürlich kein Happy End gibt, da sich die furchtbare Vermutung von Deenas Schwester bestätigt, gibt es immerhin eine Auflösung des Falles und vielleicht auch sowas wie etwas Gerechtigkeit… insgesamt ein überaus spannender und vor allem auch berührender Roman, den ich persönlich gar nicht sosehr als Kriminalroman bezeichnen würde. Besonders überzeugend fand ich die großartige Sprache der Autorin (in der Übersetzung aus dem Englischen von Tanja Handels) und die Schilderungen der Lebensumstände und Entwicklung der Protagonistinnen, vor allem bei der heranwachsenden Ruby, die ihre ganze Kindheit und bis zum Alter von 18 Jahren, als das Verbrechen aufgeklärt wird, in einem zermürbenden Vakuum der nicht möglichen Selbstfindung und -identifikation allein gelassen wird.
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