Traumarsenal 2
Das Traumarsenal kommentiert Träume ungebunden, unanalytisch und poetisch. Die Sendereihe bat wie ihr Vorbild, Robert Desnos’ Radioproduktionen “La clef des songes” von 1938, Hörerinnen und Hörer, Träume vorzulegen oder zu kommentieren.
Im zweiten Traumarsenal kommentieren Klaus Rieser und Antonia Manhartsberger je einen Traum.
Erster Traumbericht
»Mir träumte von einem Säugling, der am Boden liegt. Es ist eher ein Junge. Es ist nicht klar, ob das Kind lebt oder vertrocknet ist. Ich versuche, das an seinen trüb wirkenden Augen abzulesen: Es lebt. Seine Kopfform erinnert mich zwischendurch an die Comicfigur Titeuf. Ich nehme es hoch, es spricht erwachsen und wirkt hyperintelligent. Das beeindruckt aber niemanden, auch nicht eine Frau mit anderen Säugling. Etwas verlegen, was jetzt daraus werden soll, lege ich das Kind wieder hin.«
Zweiter Traumbericht
»Ich war in meiner alten Heimat am Land. Mein Bruder war inzwischen älter geworden, alt genug um mit mir nachts in der Stadt auszugehen. Als wir dort im Zentrum ankamen, war es noch nicht wirklich spät. Wir trafen zufällig einen guten Freund von mir. Wir trafen dann auch zufällig meinen Ex-Freund aus Wien. Er sagte seine Mutter lebe ja hier; ob ich Lust hätte sie zu besuchen. Wir besuchten sie in ihrer kleinen Wohnung am Stadtrand. Sie war schwach und müde. Mein Bruder und mein guter Freund gingen dann zurück ins Stadtzentrum, auch mein Ex-Freund ging. Ich blieb alleine mit der Mutter. Wir redeten viel. Ich wollte ihr erklären, dass ich ihren Sohn nicht verletzen wollte. Sie wollte es nicht hören. Sie wollte hören, was in mir vorgeht, meine Geschichte. Ich offenbarte ihr mein Innenleben, weinte, hatte Angst sie würde bemerken, dass mein Bruder gar nicht gestorben sein könne, weil er ja gerade noch mit mir war. Sie wurde sehr müde und bat mich, sie ins Bett zu bringen. Beim Verabschieden läutete mein Handy. Ein guter Freund, den ich schon lange nicht gesehen hatte, rief mich vom Handy seiner Mutter aus Schweden an. Ich sagte ich könne gerade nicht. Machte mich auf den Weg zurück in die Stadt, um meinen Bruder und meinen guten Freund zu treffen. Am Weg gibt es eine Brücke. In der Mitte der Brücke erfüllte mich ein Gefühl der Vollkommenheit und des Glücks, der Himmel war rot, es war weder Tag noch Nacht. In meinen Ohren ertönte laut ein Lied, wurde lauter bis es mich weckte. »Oh lua nova, oh lua cheia«, Oh Neumond, Oh Vollmond. Ich wache auf und bin erfüllt von der Begegnung mit der toten Mutter meines Exfreunds, meinem toten Bruder, hätte gerne auch die tote Mutter meines Freundes aus Schweden gesehen.«