Spuren aus der Vergangenheit
Zwei unterschiedliche Reisen in die Geschichte: „Paris Calligrammes“ von Ulrike Ottinger und „Endphase“ von Hans Hochstöger.
„Paris Calligrammes“
Ulrike Ottinger ist bekannt für ungewöhnliche, experimentelle Dokumentar- und Spielfilme, für die sie bereits mehrmals ausgezeichnet worden ist. Sie nimmt ihr Publikum auf filmische Reisen mit, oft auch in asiatische Länder. In „Paris Calligrammes“ blickt sie auf das Paris der 1960er zurück, wo sie als junge Künstlerin gelebt hat. Sie entwirft ein wahres Mosaik reich an persönlichen Erinnerungen und Begegnungen eingebettet in den politischen und gesellschaftlichen Kontext jener Zeit.
„Ich brauchte keine Uhr, denn alle Tageszeiten hatten ihre spezifischen Geräusche.“ Der Blick, den Ottinger auf ihre jungen Jahre im Paris der Sechziger zurückwirft, lässt so viel mehr als eine Individualerinnerung entstehen. Aus Neuem, Archivmaterial, Filmszene, Musik und ihrer Stimme flechtet sie eine detailverliebte, flirrende Chronik, die ebenso schonungslos den (tödlichen) Umgang der Liebesstadt mit algerischen Migrant*innen beleuchtet, wie sie faszinierend in den kulturellen Aufruhr und die künstlerische Tiefe des Jahrzehnts eintaucht. Dreh- und Angelpunkt: das deutsche Antiquariat ‚Librarie Calligrammes‘.“ (Jakob Dibold)
„Endphase“
Hans Hochstöger ist in der niederösterreichischen Gemeinde Hofamt Priel aufgewachsen. Beruflich ist er Fotograf, „Endphase“ ist sein filmisches Erstwerk, das am Crossing Europe Premiere feierte.
In der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1945, kurz vor dem Ende des 2. Weltkriegs, wurden 228 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter*innen in der niederösterreichischen Gemeinde Hofamt Priel durch ein SS-Kommando erschossen. Obwohl es Berichte von Augenzeugen gab, wurden nie Ermittlungen aufgenommen. Zwei Brüder, die selbst in der Ortschaft aufgewachsen sind, begeben sich auf eine Spurensuche, die einen fassungslos, tief berührt und wütend zurücklässt. Fassungslos ob der grauenvollen Tat, tief berührt von den Geschichten der Überlebenden und wütend weil die Mörder nie zur Rechenschaft gezogen wurden. (Angela Sirch)
Foto: Crossing Europe
Gestaltung: Marina Wetzlmaier
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