Sprachsalz 2010 – Sigitas Parulskis im Medienturm
Sigitas Parulskis lebt in Vilnius.
Sigitas Parulskis ist einer der bekanntesten Autoren Litauens und einer der wenigen, der vom Schreiben leben kann, in diesem drei Millionen Land mit dieser eigenartig schönen und alten Sprache. Geboren 1965 im ländlichen Obeliai, hat er sich schon 1990 mit seinem Lyrikdebüt den Ruf eines Enfant terrible der zeitgenössischen litauischen Literatur ’erarbeitet‘. Er zeigt dort eine Welt in der ’der Ekel triumphiert‘ und ein lyrisches Ich, das ’teuflisch leer und göttlich unruhig‘ ist. Nach vier Lyrikbänden veröffentlichte er drei Romane, verfasste Dramen sowie Kritiken und Essays. Bis heute polarisiert Parulskis Kritik und Publikum vor allem dadurch, dass er Sakrales und Profanes vertauscht und fusioniert, er ist damit für die einen ein Nestbeschmutzer, für andere ein Mythenschöpfer. Er meint: ’Ich will nicht behaupten, dass die Heilige Schrift und Zeitschriften mit nackten Frauen so einfach miteinander zu vergleichen wären. Doch dass mich eigentlich immer nur Gott und die Frau interessieren, das ist die Wahrheit. Zwei Themen, mit denen alles anfängt, aus denen alles kommt und mit denen alles endet.‘ 2002 erschien sein erster Roman Drei Sekunden Himmel, der auf Erfahrungen des Autors beruht, der zu den Luftlandetruppen der sowjetischen Armee eingezogen wurde. Er berichtet über die dort herrschenden gnadenlosen Sitten, über kuriose Begegnungen und die Orientierungslosigkeit nach der neu gewonnenen Unabhängigkeit Litauens. ’Eine Existenz im freien Fall, in drei nicht enden wollenden Sekunden zwischen Himmel und Erde, Vergangenheit und Gegenwart, Leben und Tod – drei Sekunden, die Einsamkeit bedeuten.‘ Drei Sekunden Himmel wird derzeit von Michel Ferra verfilmt. (robert renk)
Bücher: Drei Sekunden Himmel (deutsch von Claudia Sinnig) 2009 Claassen; Sraigė su beisbolo lazda (Ü: Eine Schnecke mit Baseballschläger – Kurzgeschichtensammlung) 2006 Vilnius; I ilgesio visa tai (Ü: Aus Sehnsucht – das alles; Gedichte) 1990 Vilnius.
Lesung im Rahmen von Sprachsalz 2010
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