Schule im Kapitalismus und das Missverständnis über die Chancengleichheit, Teil 1
VORTRAG UND DISKUSSION MIT FREERK HUISKEN BEI DEN FALKEN-NÜRNBERG
Dass es in der Schule an Chancengleichheit fehlt, behauptet noch jede Schulkritik
Die Kritik ist eigenartig, weil sie wirft dem Bildungswesen nicht das vor, was es hervorbringt, sondern das, was es UNTERLÄSST. Sie legt also Zeugnis ab vom Desinteresse an den wirklichen Zielen und Ergebnissen von Bildungspolitik, aber genauso vom unverbrüchlichen Willen, an einer guten Meinung über den Bildungssektor festzuhalten. Gerade darüber, daß sie etwas nicht leistet, wird bekräftigt, daß sie doch diese „Aufgabe“ hätte.
Das Interessante dabei ist: Die Klassengesellschaft an sich wird dabei gar nicht angegriffen. Die Leute mit höherer Bildung werden ja – das sieht man heute deutlich – nicht mehr nachgefragt, wenn das Bildungssystem mehr von ihnen hervorbringt.
Damit ist die Chancengleichheits-Kritik im Widerspruch jeder Gerechtigkeits-Moral befangen, die alle Mängel der existierenden Gesellschaft auf ein Problem der VERTEILUNG herunterbringt.
Eine ähnlich geartete Forderung ist der nach „gleichem Lohn für gleiche Arbeit!“, mit dem Frauen höhere Löhne erstreiten wollen. Es kann aber auch die Retourkutsche kommen, wie einmal bei Daimler Benz: da wurde von der Betriebsleitung angeboten, die Löhne der Männer hinunterzusetzen.
Bei der Schule geht es darum, daß sie der Selektion dient, also Unterschiede zwischen den Schülern HERSTELLEN soll, und alle über einen Kamm geschoren werden, sich also dadurch unterscheiden, wie sie diesem Maßstab entsprechen.
Genau an diesem Selektionskriterien liegt es, daß diejenigen, die mit weniger Voraussetzungen zu dieser Konkurrenz antreten, eben auch schneller aus diesem Wettbewerb ausscheiden.
Und diese Konkurrenz ist gewollt, weil die Akademiker-Jobs eben weitaus geringer vom Arbeitsmarkt, der Klassengesellschaft nachgefragt werden, als diejenigen schlecht bezahlten Jobs, die für die „Dummen“ da sind.
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