Schallmooser Gespräche #238: Palästina und Israel
237 Ausgaben oder 14 Jahre haben wir uns vor diesem Thema gedrückt. Angesichts der jetzigen Situation mußte es nun doch sein.
Keine Sendung für Flaggenschwenker, Patridioten und stolze Europäer!
Für Antisemiten sowieso nicht.
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Jedesmal, wenn mir wer mit dem Satz kommt: „Wir müssen aus der Geschichte lernen!“ geht mir der Feitel in der Taschn auf. Weil das Einzige, was wir aus der Geschichte lernen können, ist, daß, wenn jemand mit diesem Satz daherkommt, es ihm nur darum geht, mit seiner Geschichtserzählung seine eigene Überzeugung untermauern zu wollen.
Ja, Geschichte ist wichtig! Aber nicht deswegen, weil man damit irgendwas beweisen könnte, sondern weil sie der Schlüssel zum Verständnis für das kollektive Unbewußte und daraus resultierenden Argumentationen ist – gerade in Konflikten wie dem jetzt wieder aufbrandenden in Nahost.
Wie in jedem Krieg geht es auch hier um handfeste materielle Interessen – und nicht nur solche der Israelis und der Palästinenser. Erzählt wird uns hier in Europa und den jeweiligen Fußsoldaten dort aber etwas ganz Anderes. Beide Seiten interessieren sich nämlich einen Dreck für das Recht der jetzigen Bevölkerung, in diesem einst als Palästina bekannten Gebiet in Frieden und Freiheit leben zu können. Aber man hält sie bei der Stange mit Geschichtserzählungen von Holocaust und Naqba.
Bei uns hingegen wacheln sie deppat mit israelischen und palästinensischen Nationalflaggen herum! Es ist aber auch Geschichte, daß Kurt Tucholsky dieses Verhalten schon 1930 anprangerte als den „Hordenwahnsinn, die Wonne, in Massen aufzutreten, in Massen zu brüllen und in Gruppen Fahnen zu schwenken“. Sicher, das waren andere Fahnen, der Wahnsinn aber ist der gleiche.
Ja, reden wir über Geschichte! Mit Betonung auf „reden“! Aber eben anders!
Če