Schäxpir im Talk
Das Schäxpir Festival findet alle zwei Jahre in Linz statt. Heuer startet das Festival am 14. Juni und läuft bis 24. Es werden zwanzig Orte mit innovativem Theater bespielt. Die Leiterin des Festivals, Anja Lang, und die künstlerischen Leiterinnen, Julia Ransmayr und Sara Ostertag, waren zu Gast im FROzine und sprachen über die Besonderheiten mancher Spielstätten, wie das Salonschiff Fräulein Florentine und warum es wichtig ist, auch dort präsent zu sein. Sie erzählen darüber, wie es zur Auswahl der Stücke kommt. Dabei achten sie besonders bei den internationalen Produktionen darauf, dass die Sprache nur eine untergeordnete Rolle spielt. So ist es möglich, Stücke für alle Altersgruppen aufzuführen, denn Übertitelungen lesen, muss geübt werden und würde erst ab 16+ Sinn machen.
Wichtig für Schäxpir ist, dass das Festival barrierearm sein soll. Neben dem Zugang für Spielstätten wird heuer auch mit Gebärdensprachdolmetsch gearbeitet. Im Stück Hexen werden zwei Dolmetscher*innen miteingebunden, damit auch gehörlose Zuschauer*innen Zugang haben.
Andere Arten von Barrieren sind allerdings noch aufrecht, laut Sara Ostertag:
85% der Personen, die Theater für junges Publikum oder Performance oder darstellende Kunst machen, sind, ich sag einmal weiblich oder weiblich assoziiert. Und das ist natürlich interessant, dass das so ist. Aber das hat auch diesen Faktor, dass man meistens Frauen dieses Genre zuspielt, weil man meint, dass das besser ist, wenn Frauen das machen. Und es hat noch einen ganz anderen Punkt. Es ist meistens das schlechter bezahlte Genre. Das ändert sich, aber das ist es einfach. Deshalb findet sich da ein Gender-Pay-Gap, einfach ein sehr manifester.
Jugendtheater ist schlechter bezahlt als Theater für Erwachsene, es fehle an Presige und Presse. Auch die Karrieremöglichkeiten sind geringer. Dabei ist es oft so, dass im Jugendtheater Innovationen konzipiert und probiert werden, die sich dann erst Jahre später im Erwachsenentheater etablieren. Jugentheater soll interessant sein, für alle Altersgruppen. Erwachsene sollten davon wegkommen, dass sie bei einem Stück für Kinder sich nur als die Begleitung sehen. Sie sollten versuchen Themen und Inhalten auf Augenhöhe zu begegnen. Diese gemeinsame Kunsterfahrung über Altersgrenzen hinweg, möchte Schäxpir schaffen. Das Verbinden von Menschen, in Dialog treten und sich mit etwas Neuem auseinandersetzen.
Die Leiterinnen sprechen über den Prozess, wie so ein Festival überhaupt entsteht und wie sie die Stücke auswählen, die gezeigt werden. Sie erklären auch, was der Grund ist, warum sie sich explizit dagegen entschieden haben, Jugendliche nicht mit in den Findungsprozess zu involvieren.
Abseits der Theaterstücke bietet Schäxpir Workshops für Pädagog*innen an. Dabei sollen sie lernen, wie das im Theater Erlebte dann in den Unterricht integriert werden kann. Dabei soll aber nicht darauf vergessen werden, dass Theater auch einfach nur eine Zeit sein kann, in der man kurz den Alltag hinter sich lassen kann.
Julia Ransmayr bringt es so auf den Punkt:
Ich finde, es ist nach wie vor gesellschaftlich oft so, dass es immer im Alltag oder sonst wo darum geht, was kann ich damit machen, was kann ich davon kriegen. Für mich, und ich hoffe, es ist für viele Menschen am Festival so, ist Kunst und Theaterräume eine Zeit, wo ich wirklich die Zeit ganz anders verbringen kann als sonst. Und wo ich in ganz andere Erfahrungen eintauchen kann.
Es wurden auch Gemeinsamkeiten zwischen Jugendtheater und freien Radios gefunden:Sie haben gemein, dass sie Personen eine Stimme gibt, die sonst nicht den Raum dafür gehabt hätten.
Moderation: Aylin Yilmaz
CC-Musik:
ARAPiata – Dar Les Duro
A.N.K.H. – Libera Me
Dieses Interview ist Teil der Diskussionsreihe FRO25+ Diskursiv. Alle Beiträge davon finden Sie hier.
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