Roundtable Grazer Nachtkultur #1
Kulturradio – Podcast und Sendung der IG Kultur Steiermark
hr hört den ersten Teil einer dreiteiligen Serie zum Thema Grazer Nachtkultur Thema heute: internationale Vernetzung, professionelle Strukturen und Verortung im internationalen Kontext.
Die Grazer Club bzw Nachtkultur hat in den letzten 30 Jahren einiges an Auf und Ab erlebt. In den frühen 90igern waren Dank Veranstaltern wie Zeiger so gut wie alle namhaften internationalen Djs und Produzent:innen der damals noch relativ neuen Techno, House, Jungle und Rave Szene zu Gast und lockten Besucher:innen aus ganz Österreich und den angrenzenden Ländern nach Graz. Abgesehen von einigen Veranstaltungen galt Graz aber dennoch als das Pensionopolis Österreichs. Doch die lokale Szene wuchs stetig und das Feld an Djs Musiker:innen und Promoter:innen wurde zunehmends größer, erste Labels entstanden. In den frühen 2000er Jahren drängte eine neue Generation nach vorne und durch die allgemeine Popularisierung von elektronischer Musik gab es ein Mehr an Szene Akteur:innen und Publikum. Es entstanden Internetforen zur Vernetzung wie G24 oder Inter.Act, zahlreiche temporäre Veranstaltungsorte und selbstorganisierte Räume wie das Sub boten Platz für Experimente und Austausch. Mit dem 2001 von Zeiger gegründeten Spring Festival und dem 2005 folgenden Elevate und einer Reihe von aufstrebenden Produzent:innen, Djs und Veranstalter:innen war Graz spätestens um 2010 in der internationalen Aufmerksamkeit angekommen. Es gab einige Clubs und Locations , eine funktionierende Micro-ökonomie, unterstützende Kulturförderungen und ausreichend Engagement und Motivation. Mit dem Niesenberger und der Kombüse waren zwei sehr lebendige und für die Szene zentrale Orte regelmäßig ganz vorne in den FM4 Jahrescharts der wichtigsten Clubs Österreichs zu finden.
Durch ein restriktiveres Veranstaltungsgesetz auf Landesebene Anfang der 2010er Jahre und durch die Zusperr- und Verbotspolitik des langjährigen ÖVP Bürgermeisters Nagl kam diese positive Dynamik stark ins Stocken. Statt einem mehr an Orten, Infrastruktur und allgemeinen professionellen Strukturen für den elektronischen Musikbereich stieg im Laufe der 2010er Jahre die Frustration bei den Akteur:innen. Orte mussten schließen, etablierte Crews und Djs zogen weiter nach Wien oder beendeten ihr lokales Engagement. Corona hat für einige dann das endgültige Aus bedeutet. In den letzten Jahren gibt es wieder neue junge Aktive und einige der langjährigen Akeur:innen sind nach wie vor motiviert, dennoch meinen manche Stimmen Graz sei wieder in eine rein lokale, provinzielle Bedeutung ohne Strahlkraft zurückgefallen.
Mit einer Reihe von Diskussionsrunden möchten wir den Status Quo in Graz beleuchten,die Reflexion innerhalb der Szene anregen, Qualitäten als auch Probleme benennen und kulturpolitische Rückschlüsse ziehen.
In der heutigen Gesprächsrunde geht es um die Frage der lokalen aber auch internationalen Vernetzung, Professionellen Strukturen und allgemeiner Infrastruktur und der Frage nach einer Verortung im internationalen Kontext.
Zu Gast sind Olgica Peric, DJ, Tänzerin, Choreografin und Veranstalterin. Ursprünglich aus Belgrad ist sie mittlerweile ein wichtiger Bestandteil der Grazer Szene. Sie ist Teil des Musik Teams des Forum Stadtpark sowie Mitbegründerin der Veranstaltungsserie Interlude und bespielt in ganz Europa Clubs, Festivals und Radiostationen.
Weiters zu Gast die Sound und Performance Künstlerin, politische Aktivistin, Autorin, und DJ Lain Iwakura. Sie studierte Musikwissenschaft, Soziologie und Philosphie an der Goethe Universität Frankfurt und macht zurzeit ihren Master in Comuputermusik an der Kunstuniversität Graz. Zusammen mit Achim Szepanski betreibt sie die Labels Force Inc und Mille Plateaux. Sie ist Mitbegründerin des Grazer Kollektivs O, des Vereins „ institute for sonic welfare“ sowie der Awareness Gruppe AWA Graz.
Aus Berlin zugeschalten ist der Produzent und DJ Mathis Hofbauer. Er war langjährig aktiv beim Musik und Veranstaltungs Kollektiv Noise Collage sowie Mitgründer von Greynote. Zusammen mit Stefan Krems hat er sich mit dem Musikprojekt Alllone weit über Österreichs Grenzen einen Namen gemacht. Seit fast 3 Jahren lebt er in Berlin – ist dort auch bestens in die lokale Bass Music Szene eingebunden und Teil der Impulse Crew.
Foto: Jakob Isselstein
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