Occupy Stadtpark: Sponti Brassumzug durch Graz.
Graz die verbotene Stadt. Ein unartiger Spaziergang mit Musik und Gesprächen mit erwachsenen Menschen.
Graz war Kulturhauptstadt und davor Stadt der Volkserhebung, Graz nennt sich Menschenrechtshauptstadt, schmückt sich mit City of Design, behauptet Fair Trade Stadt zu sein. Der Titel an dem Graz vermutlich am intensivsten arbeitet ist aktuell die „Stadt der Verbote“.
Seit 2007 schleichen Ordnungswachen durch Graz, streifen nennen die das. Stolz verkündet die Homepage der Stadt Graz, die Ordnungswache habe im Mai 2013 3388 mal belehrt, gestraft und angezeigt. Das entspräche einer Steigerung zum Vormonat April um 530%. Das ist gut zu wissen, dass die Stadt Graz den offenen Strafvollzug eingeführt hat. Dementsprechend werden Strassenbahnen mit Kameras ausgestattet, werden Bettelverbote und Platzverweise gegen Punks ausgesprochen, also Menschen die arm und bunt sind, oder beides. Bunt treiben dürfen es dagegen die Reichen: Wenn nun eine neue Wohnresidenz für die Oberklasse in den Stadtpark gebaut wird, dann müssen angrenzende Kinderspielplätze weichen, dann tritt ein Musikverbot für eine Szenelokal in Kraft oder soll das Forum Stadtpark zu einem Kaffeehausbetrieb niedergebravt werden.
Doch Platzverweise scheint es deren mehr zu geben, wie wir beim Rundgang noch hören werden – seit Wochen machen Nachrichten in Graz die Runde wonach viele der kleineren Kulturveranstalter dicht machen werden. So auch hier entsteht der Eindruck, dass Graz zum Einkaufszentrum umgebaut wird. Konsumieren erlaubt.
Am 10 Juli zog denn eine trotzige und fröhliche Brassband durch die Stadt der Verbote um lautstark zu protestieren, gegen das Schweigen zu Platzverweisen, Ordnungswachen und Überwachungskameras und fürs Recht auf Stadt.
Dazu mehr auf Facebook: Occupy Stadtpark
Dazu mehr für jene, die sich für Stadtpolitiken interessieren:
Volker Kirchberg, Kreativität kann man nicht planen
Loïc Wacquant: Bestrafen der Armen
Andrej Holm, Recht auf Stadt
Erol Yildiz, Kultur der Urbanität
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