Radikal leben
Mit Gäst*innen aus dem Netzwerk Gewaltfreie Kommunikation aus der Region DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz)
Mag.Hanna Grubhofer, 44 Jahre, 7 Kinder, Mutter, Autorin, Mediatorin und Lebens- und Sozialberaterin.
Mag.a Karin Hohenegger, , geboren am 14.1.1977, 44 Jahre alt, Wissenschaftlerin, Unternehmerin / Unternehmensberaterin – Mentorin für authentisches Leadership.
Dr. Karoline Bitschnau-Dellamaria, am 08.03.2021 genau 63 Jahre. (1958), Ich bin Frau, ich bin Wissenschaftlerin und Kommunikationstrainerin aus Leidenschaft.
Susanne Kraft, 52 Jahre Bestatterin und Begleiterin von Wandlungsprozessen – unter anderem mit dem Handwerkszeug GfK und als Kunsttherapeutin.
Frauentag 2021. Herzlich Willkommen zu Radikal Selbst leben. Den eigenen Weg gehen, die Illusion des alleine Gehen verlernen. Gemeinsam, Schwesterlich und Geschwisterlich. Zu diesem Zweck habe ich die Praxis des Kreis-Redens gewählt und uns gegenseitig zu folgenden Fragen sprechen lassen.
Frage: Was bedeutet Frau* sein für dich?
Frage: Wenn du an deine Geschichte in dieser Welt zu sein betrachtest: Was bedauerst du / wo ist es schmerzhaft, wenn du die Welt als Frau* betrachtest, was feierst du, wenn du an deine Geschichte oder das jetzt denkst?
Frage: Was sind die Handlungen, Praxen, die dich ermutigen weiter zu gehen und Hoffnungsvoll und Lebendig zu bleiben?
Darüber haben wir unsere Unterschiedlichkeiten erfahren und Gemeinsamkeiten aufgedeckt. Soziale Strukturen, individuelle Möglichkeiten – wie prägen sich Lebenswege. Was bringt eine Frau* dazu, auf zu stehen und etwas anders tun – über die eigenen (gedachten) Grenzen, die (gedachten) Grenzen der Familie* und die (gedachten) Grenzen von Gesellschaft zu gehen – sich zu äußern, sich zu zeigen, verletzlich zu werden… Den Balanceakt zwischen Zugehörigkeit und Individuum zu beschreiten.
Hintergrund Wissen Gehirn:
Was sagt dir dein Gehirn zum Thema „aufstehen“, „verändern“? Es unterscheidet zwischen „gefährlich“ oder „sicher“. In der Tat ist es gefährlich allein zu sein, denn Menschen sind, die am längsten „abhängigen“ Lebewesen auf dieser Erde. Und wir kommen „interpretierend“ in diese Welt. Von Geburt an werden wir „interpretiert“ – was bedeutet das Schreien, Lachen, Weinen, Brabbeln, etc eines Kleinkindes? Wir kommen als „Interpretation“ in diese Welt – das ist einprägsam. Im jeweiligen Umfeld bedeutet „Gefahr“ etwas unterschiedliches… zB. War es für mich und meine Schwerster „gefährlich“ Wut oder Trauer zu zeigen, mit diesem Verhalten wurden wir sozusagen ausgeschlossen aus der Gemeinschaft der Familie („Jetzt wein nicht, steh auf geh weiter“, „Spinnst du schon wieder“, „Wenn du dich nicht benimmst, dann… manchmal sehr subtil, manchmal offensichtlich). „Ausgeschlossen sein„, ist für „abhängige Wesen“ äußerst gefährlich, d.h sie fangen meistens an sich an ihr Umfeld anzupassen und das zu tun, womit sie Zuwendung und Versorgt-sein, Sicherheit bekommen. Egal die wenig oder klein diese Zuwendung ist, oder wie gewalttätig sie sein mag oder wie fürsorglich, wir kommen so oder so „angepasst“ über die jeweilig geltenden familiären (Gruppen von Bedeutung) und gesellschaftlichen Strukturen in diese Welt (Gesetze, verstecktes Rollen-Verständnis, eine bestimmte Art zu Sprechen, überhaupt Sprechen zu dürfen – oder nicht, mit viel oder wenig Geld, mit mehr oder weniger Liebe, mit , mit viel Freiraum oder wenig, … )
Und ich will nicht unseren Mütter oder Väter die alleinige Verantwortung für unsere jetzige Freiheit/Eingeschränktheit in unserem jeweiligen Leben geben, denn ich bin mir sicher, das diese ebenfalls „Kinder ihrer Zeit“ waren und das Beste versucht und getan haben – in ihrer Sicht der Dinge. „Ich habe es nur gut gemeint.“ „So war das damals halt.“… der Zweite Grund ist: Ich mag selbstverantwortlich sein für mein Handeln, Handlungsmächtig sein. Für mich sorgen und für andere Sorgen, selbstbestimmt und veränderungsfähig.
Welche Strukturen sind uns bewusst? (Gesetze, Strukturelle Möglichkeiten – bin ich am Land aufgewachsen, in der Stadt, Wer hat welche Rechte/Pflichten, Aussagen: „Das haben wir immer schon so gemacht“, „Das tut Mann*/Frau* nicht“, etc.)
Welche Strukturen sind versteckt und warten darauf entdeckt zu werden? (Rosa/Blau, Gegendertes Spielzeug, Rollenbilder in Medien, … was wird gezeigt und was nicht? („Frauen* können heutzutage eh alles“. Wer bekommt welchen Lohn für welche „Tätigkeit“? Welche Tätigkeiten, sind unbezahlt und daher großteils der öffentlichen Sichtbarkeit verborgen? Was bedeutet es Gesellschaftlich, wenn bestimmte Tätigkeiten „Mehrwert“ haben als andere? Was bedeutet es, wenn Wörter wie „dienen“, „versorgen“, „nährend“, etc. (allesamt weiblich* konnotiert) einen geringen Stellenwert haben im Ökonischen Denken/Handeln. Welche Ökonomie anerkennt, das Versorgt-sein und achtsames Handeln ein existenzieller Bestandteil im Ökonomischen Kreislauf ist?
Damit mag ich alle Frauen* dazu ermutigen und es Shirley Chisholm gleich tun, eine US-amerikanische Politikerin (D) und die erste afroamerikanische Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus. Sie kandidierte 1972, als erste Frau der Demokraten und erste Afroamerikanerin überhaupt, für die Präsidentschaft sagte einmal: “If they don’t give you a seat at the table, bring a folding chair”. (aus: Wikipedia)
Einige Zahlen und Fakten (UN-Women Konferenz)
https://www.unwomen.org/en/news/stories/2021/3/compilation-claiming-womens-space-in-leadership
https://www.unwomen.org/en/news/stories/2021/3/media-advisory-international-womens-day
Buch- und Filmempfehlungen:
„Orlando – eine Biographie“, Virginia Woolf
Ein Roman, in dem die Fiktive Figur „Orlando“ sich über die Jahrhunderte verändert. Das Buch endet im Jahr seiner Publikation (1928), in dem die nun ca. 300-jährige Orlando als Frau von 36 Jahren ein Auto besitzt und im Warenhaus einkauft. In jeder Epoche Britanniens werden die Änderungen des Klimas, der Umgangsformen und der Literatur beschrieben und kritisiert. Ein zentrales Ereignis ist die Verwandlung Orlandos zur Frau. Virginia Woolf hinterfragt hiermit die Rollen von Mann und Frau, die Stellung der Frau in der Gesellschaft und ihren Zugang zur Literatur. (Buch und Film)
Female Pleasure – Fünf Frauen, Fünf Kulturen, Eine Geschichte.
ist ein Film, der schildert, wie universell und alle kulturellen und religiösen Grenzen überschreitend die Mechanismen sind, die die Situation der Frau – egal in welcher Gesellschaftsform – bis heute bestimmen. Gleichzeitig zeigen uns die fünf Protagonistinnen, wie man mit Mut, Kraft und Lebensfreude jede Struktur verändern kann. (Film)
Die Dohnal – Frauenministerin, Feministin, Visionärin (Österreich)
„Machtverhältnisse sind weder geschichtslos noch geschlechtsneutral.“ „Der Friede ist zu wichtig, um ihn den Männern alleine zu überlassen!“
Zitate von Johanna Dohnal. (Film)
Gender-Praradoxien, Judith Lorber (Soziologie)
„Wenn die gender-Ungleichheit abgeschafft werden soll, müssen die gender entweder in jeder Hinsicht völlig gleichgestellt werden oder gender darf nicht länger eine zentrale soziale Kategorie sein, die bestimmt, welcher soziale Status einem Menschen zugewiesen wird.“ (Buch)
Viva la Vulva – eine Kulturgeschichte des weiblichen Geschlechtsteils – von seiner Tabuisierung aus betrachtet.
„Um 1800 herum ist Saartje Baartman nach Europa gebracht worden. Sie war eine Khoisanfrau aus Südafrika, und sie ist wirklich ausgestellt worden in dieser Art „Völkerschauen“, und die Leute haben in erster Linie ihre Vulva und ihren Po angeschaut. Das Besondere an ihrer Vulva waren halt die langen inneren Schamlippen. Und ich habe tatsächlich in Broschüren von Kliniken, die Labioplastik, die Schönheitschirurgie anbieten, Zeichnungen von Saartje Baartmans Vulva gefunden, mit dem schönen medizinischen Begriff „Hottentottenschürze“ beschrieben, und dann wird irgendwie erklärt, das ist nicht schön, das ist die falsche Vulva und die muss operiert werden. Das ist ja faszinierend, dass wir plötzlich eine Norm haben, wie hat eine richtige Vulva auszusehen.“ [Mithu Melanie Sanyal, im Film] (Film)
Vulva – die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts, Mithu Melanie Sanyal
Doktorarbeit und Grundlage für den Film „Viva la Vulva“,
Vagina und Vulva – Einblicke in die weibliche Lust
Die weiblichen Genitalien waren lange unerforscht und mit großer Scham behaftet. Im Unterschied zum Penis können die wenigsten eine anatomisch korrekte Vulva oder Vagina zeichnen. (3Sat Doku)
Das andere Geschlecht, Simone de Beauvoir
Das Buch gilt als entscheidendes Grundlagenwerk der zweiten Welle des Feminismus, da es erstmals die Kategorie Geschlecht ins Zentrum einer sozialwissenschaftlichen Untersuchung stellte und dabei konsequent zwischen biologischem Geschlecht und kultureller bzw. sozialer Prägung von Geschlecht unterschied. Es legte damit die Grundlagen für die Frauen- und Geschlechterforschung bzw. Gender Studies. [Wikipedia 12.3.2021]
Hannah Arendt und die Pflicht zum Ungehorsam
„Gerade wegen ihres eigenständigen Denkens, der Theorie der totalen Herrschaft, ihrer existenzphilosophischen Arbeiten und ihrer Forderung nach freien politischen Diskussionen nimmt sie in den Debatten der Gegenwart eine bedeutende Rolle ein.“ [Wikipedia, 12.3.2021]
Das Herz gesellschaftlicher Veränderung. Wie Sie Ihre Welt entscheidend umgestalten können Marshal B. Rosenberg
Gesellschaftlicher Wandel beginnt damit, dass wir „uns selbst von all dem befreien, was nicht in Harmonie ist mit der Welt, die wir erschaffen wollen“. Um diese erwünschte Welt erschaffen zu können, steht an erster Stelle unsere Fähigkeit, uns mit anderen Menschen so zu verbinden, dass wir ihre Bedürfnisse genauso erfüllen können wie unsere eigenen. Gewaltfreie Kommunikation als radikal politisches Konzept für Sozialen Wandel und eine friedliche – nicht konfliktfreie – Welt (Buch)
Netzwerke für Gewaltfreie Kommunikation
Gewaltfreie Kommunikation Austria
Das Netzwerk Gewaltfreie Kommunikation Austria ist ein gemeinnütziger Verein. Diese Website dient als Vernetzungs- und Austauschplattform für Mitglieder und informiert über deren Aktivitäten und Angebote zur Gewaltfreien Kommunikation in Österreich. Somit dient sie gleichzeitig der Information für an der Gewaltfreien Kommunikation interessierte Menschen.
DACH – GFK im deutschen Sprachraum
D-A-CH e.V. ist eine gemeinnützige Organisation, in der lokale Netzwerke, Gruppen und Einzelpersonen im Sinne der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) im deutschen Sprachraum verbunden sind.
Center for Nonviolent Communication – CNVC
Das Center for Nonviolent Communication wurde als weltweites Netzwerk von Marshall Rosenberg gegründet und bis 2012 auch geleitet. Indem es das Lernen der Gewaltfreien Kommunikation unterstützt, hilft es Menschen ihre Konflikte im persönlichen und politischen Kontext sowie in Organisationen friedvoll und effektiv handzuhaben. CNVC ist eine Drehscheibe für Informationen und Ressourcen über GFK weltweit und kümmert sich um die Integrität in der Weitergabe des GFK-Prozesses.
In diesem Sinn: Mutig sein. Frauen* leben und erleben. Wege gehen. Lebendig sein.
Moderation: Roswitha Kröll, am 1.5.1974 , 46 Jahre alt.
Frau*, Mutter, Großmutter, Künstler*in, Alltags-Aktivist*in und Kommunikationstrainer*in
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