Privilegierte Migrantinnen? Geschlecht und hochqualifizierte Migration nach Österreich. Mit Johanna Stadlbauer. Kulturanthropologische Gespräche #23

06.11.2014

Als „Expatriates“ wird eine sehr spezielle Gruppen von Migrant_innen bezeichnet: Im Unterschied zu Migrant_innen, die etwa eine existenzielle Notlage zum Auswandern bewegt, werden Expatriates von Unternehmen oder Organisationen ins Ausland beordert oder angefragt. Dort beziehen die am internationalen Markt begehrten Arbeitskräfte hochbezahlte Stellen und bilden eine transnationale und hochmobile Elite. Vor dem Hintergrund einer globalisierten und flexibilisierten Wirtschaft leben diese Akteur_innen jedoch nur für eine festgelegte Zeitspanne in einem anderen Land – und wollen später weiterziehen.

Johanna Stadlbauer beschäftigte sich in ihrem Dissertationsprojekt Privilegierte Migrantinnen? (Narrative) Entwürfe des Daseins als »Expatriate Spouse« in Österreich jedoch weniger mit den hochqualifizierten Arbeitskräften selbst, sondern mit den Partnerinnen von männlichen Expatriates; mit Frauen also, die aufgrund der hochbezahlten Arbeit ihres Mannes mit ihm nach Österreich ziehen. Wie sieht die Lebenswelt einer „Expatriate Spouse“ in Österreich aus? Wie gehen diese teilweise selbst hochqualifizierten Frauen mit dieser veränderten Lebensbedingung um? Wie erzählen sie die Geschichte ihrer Migration?

Aus Sicht einer kritischen Migrations- und Geschlechterforschung ist dieser Lebensumstand in mehrfacher Hinsicht interessant. Denn obwohl die Frauen in Österreich keine existenzielle Not erleben, befinden sie sich in einer ambivalenten Situation: Oftmals ist es den Frauen nicht möglich, selbst einer Lohnarbeit nachzugehen und sind daher zur „Untätigkeit“ gezwungen. Manche Frauen erzählen die Geschichte ihrer Migration daher als befreiendes oder entspannendes Erlebnis, bei anderen überwiegen Gefühle der Exklusion und Fremdheit. Gleichzeitig kann die oftmals neu erlebte Abhängigkeit auch einen Druck auf die Beziehung und die Geschlechter- und Identitätskonstruktionen ausüben.

 

Das wilde Denken. Kulturanthropologische Gespräche. Mit Ruth Eggel und Robin Klengel, Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie, Uni Graz, Radio Helsinki Graz.

Privilegierte Migrantinnen? Über die Partnerinnen hochqualifizierter Migranten in Österreich. Mit Johanna Stadlbauer. Kulturanthropologische Gespräche #23

 

 

 

 

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Das wilde Denken (Pensée Sauvage) – Kulturanthropologische Gespräche

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Thema:Wissenschaft Radiomacher_in:Robin Klengel, Ruth Eggel
Sprache: Deutsch
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