Our Tragedy Today
Slavoj Žižek muss als Kind in irgendeinen Topf mit Zaubertrank gefallen sein, anders lässt sich sein nimmermüdes Sprechberserkern eigentlich nicht erklären. Den “Gutbürgerschreck” nennt ihn die Süddeutsche Zeitung und versieht ihn dabei mit Attributen wie: “atemlos, sprunghaft, unterhaltsam“. Der marxistische Philosoph, der unter anderem “die Psychoanalyse Jaques Lacans in die Bereiche von Populärkultur und Gesellschaftskritik überführt hat”, bereichert uns nun schon seit Jahren mit der erfrischenden Weltdeutung seiner niemals zu einem letzten Dogma gerinnenden Gedanken. Betrachtungen, die immer einstweilige Verfügung im steten Wandel der Gezeiten sind, eine überaus seltene Synapsenerlösung inmitten der sonstüblichen Eukalypse von Recht und Unfalsch.
So etwa mit dem titelgebenden Referat “Is there any Alternative to Capitalism? Our Tragedy Today“ (ein Interview, das sich inzwischen nicht mehr im Netz finden lässt) sowie einer Vielzahl von weiteren Features und Diskussionen, die wir eurem jeweiligen Eigenhirn empfehlen. Vollendeter Genuss stellt sich erst dann ein, wenn man den Mann mit allen Sinnen dabei erlebt, wie er fortwährend versucht “auf den Punkt zu kommen” und genau dieser Punkt sich als “ein springender” erweist, der nichtsdestotrotz in einem selbst landet und zur Erkenntnis wird. Bloß nichts Endgültiges – denn wenn erst das eigene Hirnkarussell dadurch angeregt in Bewegung gerät, wirds so richtig lustig – und höret nimmermehr auf. Das haben wir bereits bei unserer Sendung The Pervert’s Guide to Slavoj Žižek erfahren und wollen es diesmal von einer anderen Seite her wiederholen: Der Gutbürgerschreck macht sich Gedanken über die plappernde Planlosigkeit der Linken angesichts des angeblichen “Endes der Geschichte”. Und das, liebe Linke, ist erschreckend aktuell.
Our Tragedy Today oder was Laibach als Teil des slowenischen Kunstkollektivs NSK seit fast 40 Jahren auf geniale Weise zum Ausdruck bringt. Weshalb deren Musik so fruchtbar ist – und die von Abdreas Krawallier so furchtbar. The Sound of Music ist immer und überall. Und Pjöngjang ist Amstetten. Zwei Partisanan suchen Ljubljana…
PS. Im Anhang (Bilder) findet sich noch einiges an Artwork von Laibach.
Ähnliche Beiträge
- Narrations- und Sinnlos: One Punch Man (PCF Radio-Essay 10) aus der Sendereihe „Projekt Clusterfuck“ 26.12.2018 | FREIRAD
- Es wird scho glei Gunkl (Perlentaucher XCVIII) aus der Sendereihe „Nachtfahrt Perlentaucher“ 15.12.2018 | Radiofabrik
- Anarchy (Chumbawamba Album) aus der Sendereihe „artarium“ 09.12.2018 | Radiofabrik
- KulturTon: Kunst als gesellschaftskritisches Medium aus der Sendereihe „KulturTon“ 06.12.2018 | FREIRAD
- Last Exit – 13. Dezember 2018 – Interview mit der Filz-Macherin... aus der Sendereihe „Last Exit“ 05.12.2018 | CR 94.4 – Campus & City Radio St. Pölten
- Matthias Forenbach: Le Monde Diplomatique aus der Sendereihe „Das rote Mikro: Musikerportraits“ 19.11.2018 | Radio Helsinki
- Eine Gesellschaft, die fällt… aus der Sendereihe „artarium“ 21.10.2018 | Radiofabrik
- Zenith Productions Wien – Interview mit Kari Rakkola aus der Sendereihe „Literaturfenster Österreich“ 27.09.2018 | Orange 94.0
- WUK-Radio: CrossSections Intensities in der Kunsthalle Exnergasse aus der Sendereihe „WUK Radio“ 26.09.2018 | Orange 94.0
- Abschied von der Stadtschreiberin Radka Denemarková aus der Sendereihe „Das rote Mikro: Literatur“ 03.09.2018 | Radio Helsinki